Kitschiger Liebesroman

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 1.986 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (16. März 2021 um 17:13) ist von Cory Thain.

  • Hallo allerseits,

    wir schreiben ja alle mehr oder weniger im Fantasy Genre und kennen uns hier gut aus. Aber traut ihr euch zu, auch einen kitschigen Liebesroman zu schreiben? Sagen wir mal, wenn euer Leben oder die Existenz des Planeten davon abhängen würde?

    Plot

    Ein frisch geschiedener Schriftsteller ist dabei sich zu Tode zu trinken.

    Er liest im Internet einen Post, wo ein ehemaliger Teenagerstar um Hilfe beim Schreiben ihrer Biographie bittet.

    Der Schriftsteller nimmt den Job an und fährt zu seiner Kundin nach Malta.

    Es stellt sich heraus, dass die Auftraggeberin schön und sympathisch ist, aber unheilbar an Krebs erkrankt ist.

    Die beiden verlieben sich ineinander und verbringen einen wundervollen Sommer zusammen auf Malta.

    Er ist bei ihr, als sie stirbt und er erkennt, wie wertvoll das Leben und die Liebe ist.

    Daraufhin widmet er sein Leben der Rettung des Planeten.

    Haltet ihr so eine Schreibübung für sinnvoll? Habt ihr schon mal etwas völlig anderes geschrieben als Fantasy/Science Fiction ?

  • Ich bin selbst kein Fan von Liebesromanen, aber um mal etwas völlig Neues auszuprobieren, ist das sicher keine schlechte Wahl. Für mich wäre das allerdings nichts. :rofl:

    Dein Plot erinnert mich ein bisschen an "Ein ganzes halbes Jahr" und "Entscheidung aus Liebe", nur dass der schriftstellerische Aspekt neu ist.

    Bin gespannt, was du daraus machst. :thumbup:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Hallo Sensenbach

    Also ich finde die Idee super cool. ^^ Da kommt man mal aus seinem eigenen Geschichten Trott raus und beschäftigt sich zur Abwechslung mal mit etwas anderem. Das ist schön und bringt einen auf andere Gedanken! (Oder optimalerweise auch aus einer Schreibblockade <3 )

    Ich persönlich hab, wenn dann, immer nur Fantasy Liebesromane geschrieben. Einfach weil das meine beiden Genres sind, in denen ich mich absolut wohl und heimisch fühle. :D Bei anderen Genres fällt mir das oft sehr schwer, weil mir das Wissen oder das Interesse an dem entsprechenden Genre fehlt es zu schrieben. :hmm: (Was nicht heißt, das mich nur Fantasy und Liebesgesülze interessiert, das meiste ist doch immer ein wenig "over the top" :D - aber ich schreibe das einfach am liebsten!)


    LG ^^

  • Aber traut ihr euch zu, auch einen kitschigen Liebesroman zu schreiben?

    Die Realitaet meines Lebens ist noch ein Stueck unglaubwuerdiger als der skizzierte Plot :D

    Haltet ihr so eine Schreibübung für sinnvoll?

    Nee - also vielleicht eine Kurzgeschichte, aber ein Roman ist dann doch 1-2 Jahre meines Lebens das ordentlich zu machen, die will ich mit was verbringen das mir wirklich am Herzen liegt.

    Habt ihr schon mal etwas völlig anderes geschrieben als Fantasy/Science Fiction ?

    Ja, Sachbuch. Und eine Kurzgeschichte ueber einen schraegen Traum den ich mal hatte (ist aber nicht wirklich was geworden).

    Krimi hatte ich mal ueberlegt, auch als Basis fuer einen Film hier in der Gegend - gelangweilter Teenager aus Helsinki wird von der geschiedenen Mutter fuer 6 Wochen in die Sommerferien auf ein Haeuschen auf dem Land geschleppt, langweilt sich graesslich und faengt an hinter allem und jedem Verbrechen zu vermuten - und stoesst dabei auf ein wirkliches Verbrechen. Bin mir aber nicht sicher ob wir das machen, insofern... nur ein Plan.

  • Ich hab schon Liebes"romane" geschrieben... nachdem ich die Groschenhefte von Hedwig Dingsda und Rosamunde Blubs durch hatte (Omi hat immer "sowas" gelesen und mir ihre Sammlung verehrt.)

    Ich denke, mit ein bißchen Versenkung und Vertiefung in ein Genre kann man einiges.

    Ob man es dann auch möchte, ist dann mal zweitens.

    Ich persönlich würde kein (!) Schreib-Genre für mich ausschließen. Was weiß ich, welche innere Entwicklung meine blaue Blitz-Maschine unter der Schädeldecke noch nimmt? Und wie gesagt: Wer mit Worten umgehen kann, kann selbst das bluttrünstigste Massaker noch als Schmonzette rüberbringen.

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Aber traut ihr euch zu, auch einen kitschigen Liebesroman zu schreiben?

    Die Frage ist ja, wie definiert man Kitsch? Eine Liebesgeschichte an sich muss ja nicht gleich "kitschig" sein...in vielen Fantasy-Romanen gibt es ja auch romantische Anteile :hmm:

    Insofern denke ich mir mal, dass es von einem selbst abhängt, ob man es schafft, aus dem Gerüst, welches du oben vorgegeben hast, einen ... ich nenne es jetzt mal ernstzunehmenden Roman zu erschaffen. Wenn die Charaktere glaubhaft geschildert werden und man die Handlung entsprechend aufpeppt...warum nicht. Ich glaube, ich würde das machen.

    Allerdings muss ich jetzt der Ehrlichkeit halber sagen, dass für mich wahrscheinlich der Science-Fiction-Roman die größere Herausforderung darstellen würde :rofl:Alleine schon, weil ich überhaupt keine technische Affinität mitbringe und mich die Auseinandersetzung mit derartigen Themen eher an meine Grenzen bringen würde, als mir auszumalen, wie zwei Menschen zueinanderfinden und einer von beiden am Ende stirbt.

    Nichtsdestotrotz könnte ich mir vorstellen, mich auf ein Science-fiction-Projekt einzulassen... im Grunde geht es ja darum, einfach mal was komplett anderes zu machen. Ich würde das dann allerdings just for fun machen und ohne jeden Druck es auf Teufel komm raus fertig stellen zu müssen.

  • Allerdings muss ich jetzt der Ehrlichkeit halber sagen, dass für mich wahrscheinlich der Science-Fiction-Roman die größere Herausforderung darstellen würde :rofl: Alleine schon, weil ich überhaupt keine technische Affinität mitbringe

    Genau das erlebe ich im Moment, weil mein neues Projekt ein Sci-Fi-Abenteuer ist. Ich habe heute Nachmittag den Prolog fertiggestellt und schon der war eine echte Herausforderung. :rofl:

    Sorry, Sensenbach , ich weiß, dass ist dein Thread. :blush:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • Aber traut ihr euch zu, auch einen kitschigen Liebesroman zu schreiben?

    Ich denke schon. Wobei ich vielleicht gar nicht so kitschig schreiben würde. Bzw. ich könnte es nicht wirklich einschätzen, weil ich mich in dem Genre zu wenig auskenne.

    Ich würde auch mal an Thorsten und Rainbow anknüpfen und sagen, dass es vielleicht sogar schneller und leichter zu schreiben wäre, weil ich eben nicht all mein Herzblut da reinstecken, sondern das eher so zum Spaß machen würde. Das nimmt vielleicht auch ein wenig den Druck, den man sich beim Schreiben oft selbst macht (dass es ja besonders gut werden soll).

    Haltet ihr so eine Schreibübung für sinnvoll? Habt ihr schon mal etwas völlig anderes geschrieben als Fantasy/Science Fiction ?

    Ich halte das auf jeden Fall für sinnvoll, denn es zwingt einen dazu, eine andere Perspektive auf manche Dinge einzunehmen. Wenn man sich einen typischen Fantasy-Roman anguckt (klischeehaft und völlig überzogen), dann sind z.B. die Figurenbeziehungen eher einfach und klar. In einem Liebesroman ist aber vielleicht die Phase des Kennenlernens bis zur beginnenden Liebesbeziehung lang und durchaus emotional turbulent. Wenn man sowas schreibt, dann lernt man das ja auch und kann es vielleicht auch mal ein einen Fantasyroman mit einbauen. Das muss man ja auch nicht 1:1 übertragen und einen Fantasy-Liebesroman schreiben, sondern könnte es in eine Hintergrundstory mit aufnehmen. Selbst wenn man das nicht möchte, so lernt man durch das Schreiben vermutlich auch etwas über das Schreiben. Selbst wenn man lernt, dass man romantische Stimmungen nicht schreiben kann, hat man ja was sinnvolles gelernt.

    Ich hab einige wissenschaftliche Artikel und Beiträge geschrieben. Das ist etwas völlig anderes. ^^

    Früher hab ich auch noch mehr realistische Kurzgeschichten geschrieben (die ich aus meiner damaligen, jugendlichen Sicht als politisch und sozialkritisch aufgefasst habe). Ich muss dazu aber sagen, dass ich nicht gezielt darauf achte, ob ich jetzt Fantasy oder was realistisches schreibe. Ich habe meist eine bestimmte Idee für eine Geschichte und manchmal bietet es sich an, dass darin Zwerge und Elfen auftauchen und manchmal halt eher nicht. Ich würde aber von mir selbst nicht sagen, dass ich nur Fantasy schreibe oder gar ein Fantasyschriftsteller wäre. Ich schreibe gerne, weil ich Geschichten mag und gerne mit Sprache spiele. Letzteres schlägt sich aber auch in kleinen Gedichten und Liedtexten nieder, die überhaupt nichts mit Fantasy zu tun haben.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Ich halte das auf jeden Fall für sinnvoll, denn es zwingt einen dazu, eine andere Perspektive auf manche Dinge einzunehmen.

    Das kommt so drauf an wie genau Du jetzt 'Genre' verstehst, oder?

    Ich hab' den Anspruch dass ich beim Schreiben die Gedankenwelt der Personen und ihre Beziehungen gut einfangen will - und was mich eben interessiert ist die Geschichte als Brennglas fuer diese Gedankenwelt - wie veraendert sich das alles durch Stress von aussen - was holt das aus manchen raus, in was treibt das andere rein?

    Daher ist meine Perspektive auf eine Romanze nicht anders nur weil sie nicht auf Malta sondern in einem Raumschiff spielt oder nicht die Haupthandlung ist sondern ein Nebenplot - ich wuerde immer die gleiche Muehe in die Zeichnung der Beziehungen reinstecken, und ich wuerde Beziehungen und Charakterstudien nicht weglassen nur weil ich auf einem Raumschiff bin.

    'Genre' verstehe ich mehr als eine generelle Charakterisierung des Settings/Plots, ein Setting kann ja SciFi sein, aber der Plot eher Krimi (sowas hab' ich schon geschrieben) aber nicht als eine Einladung bestimmte Dinge (Weltenbau, Charakterentwicklung, sinnvoller Plot,...) beim Erzaehlen zu vernachlaessigen.

    Aber mich interessiert das Raumschiff (da war ich noch nicht...) als Setting ungleich mehr als Malta (da war ich schon... zu voll...), und mich interessieren komplexe, multivalente Beziehungsgeflechte mehr als das vergleichsweise einfache das Sensenbach skizziert hatte - das wuerde mich davon abhalten ein Jahr auf diesen Roman zu verwenden.

  • Haltet ihr so eine Schreibübung für sinnvoll? Habt ihr schon mal etwas völlig anderes geschrieben als Fantasy/Science Fiction ?

    Ich halte es für sinnvoll, sich mit Romanzen auseinanderzusetzen, denn vielleicht will man ja mal eine in seine Geschichte einbringen? Dann ist es sicher hilfreich, wenn man in etwas versteht, wie man eine Beziehungsdynamik darstellen kann, ohne dass gleich alle mit den Augen rollen oder eine von beiden Partnern auf brutalste sexualisiert wird. :D Heißt, so eine Schmonzette würde ich lesen und ich würde drüber nachdenken, was ich da gelesen habe, ob ich es mag oder nicht und warum es funktioniert oder nicht - aber schreiben? Ich weiß nicht ... so Romanzen können ja schon richtig Wirkung haben. Man legt die Sorgen und Ängste seiner Figuren frei; und wenn man die Romanze dann noch mit den gesellschaftlichen Umständen in Verbindung bringt, dann kann man sicher einige Dinge durch das Mittel der Romanze begreifbarer und menschlicher machen.

    Beispielsweise hat mMn die Beziehung zwischen Winston und Julia in Orwells 1984 sehr viel zum psychischen Terror vom EngSoz-Regime beigetragen. Das ist, was ich interessant finde. :hmm:

    Oder Der Gestreifte Kater und die Schwalbe Sinhá von Jorge Amado. In der Fabel steht die Beziehung zwischen den beiden Titelfiguren unter Beschuss durch die anderen Parkbewohner; und Tiere sind in Fabeln ja idR Verschlüsselungen für bestimmte Archetypen.

    1Q84 von Haruki Murakami fand ich dagegen ziemlich blöd, weil sowas einfach gefehlt hat. Die Romanze darin war ziemlicher Selbstzweck. Und wenn man bedenkt, dass die Figuren kaum etwas voneinander wussten ... und alles andere, was hätte cool sein können, einfach fallengelassen wurde ... :( So Insta-Love ist einfach nicht mein Fall. Das menschelt mir nicht genug.

    Also Liebesgeschichten nehmen und in einen gewissen Kontext setzen und als Mittel nutzen, das klingt für mich nach einer coolen Idee, die ich auch gerne lesen würde. Und im Idealfall will ich nun mal schreiben, was ich gerne lesen würde. ^^ Nur wäre das dann mMn nicht kitschig. Unter Kitsch verstehe ich ja so gewisse Plattitüden - die man sicher einzeln auch gut nutzen kann -, die in der Masse aber künstlich und aufgesetzt wirken. Und an sowas fehlt mir irgendwie die Freude.

    Aber ich denke schon öfter darüber nach, eine Non-Fantasy-Geschichte zu schreiben, in der ich so ein paar Leute drin verwurste, die ich so kennengelernt habe ... Wenn ich so drüber nachdenke, müsste das eine Liebesgeschichte werden, in welcher Form auch immer. :hmm: Aber ist es ein kitschiger Liebesroman, wenn es eher eine ausgedehnte Charakterstudie ist?

    Häupter auf meine Asche!

  • Kitsch ist ein Kriterium, das stark von dem Geschmack eines Menschen abhängt. Deshalb kann es durchaus sein, dass eine Geschichte, die Dir tief und berührend und ausdrucksvoll erscheint, mir als Kitsch rüberkommt. Oder andersrum.

    Deshalb würde ich es nicht unbedingt als Kränkung werten wollen, sollte jemand Dinge, die ich fabriziere, kitschig finden. Derjenige drückt damit nur aus, dass sein Geschmack ein ganz ein andrer ist als meiner...

    Wat dem een sin Uhl... nicht wahr?

    ^^

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?