Es gibt 645 Antworten in diesem Thema, welches 64.169 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (22. Juli 2024 um 17:14) ist von Alraniss.

  • Das ist ein besonders starkes Kapitel. Du weißt ja dass Tevor mein absoluter Liebling ist. Er hat etwas ungeheuer Liebes. Aber dass Thilia die "Beziehung" (kann man ja kaum so nennen) zu ihm beenden will hatte ich nicht erwartet und es tut mir so leid! Gleichzeitig kann ich sie sehr gut verstehen! Darum tut es mir noch mehr leid ;(weil ich ja weiß dass sie sich irrt. (also ich bin sehr sicher dass Tevor kein Verbrecher ist).

    :Dübrigens verstehe ich jetzt auch warum du ihn mit Tanred vergleichst.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

  • Zu 54/1:

    Das ist eine schoene Vorbereitung fuer das Gespraech (das ich jetzt noch nicht gelesen habe) - es macht auf jeden Fall gespannt was es zwischen den beiden zu sagen gibt.

    Die Szene ist ja nicht einfach, da wuerden mir auf Anhieb einige Fallen einfallen in die man beim Schreiben stolpern koennte, aber bisher hast Du alle Klippen gut umschifft :thumbup:


    :D übrigens verstehe ich jetzt auch warum du ihn mit Tanred vergleichst.

    Huh? Wo denn?

  • Hallo Tariq ,

    „Es überrascht dich vielleicht, aber auch ich wollte mit dir reden. Das heißt, ich habe die Möglichkeit dazu erhalten, damit ich dir erklären kann, warum wir uns nicht mehr sehen werden.

    Wow Thillia kommt ja ratzfatz zur Sache. So hätte ich sie gar nicht eingeschätzt.

    Nein!, wollte er rufen, tu das nicht! Sag nicht, es ist vorbei. Es gibt eine Zukunft, ganz sicher, wahrscheinlich, vielleicht ...
    Er schluckte. Der Commandant der Garde hatte ihm das Versprechen abgenommen, nichts von dem zu verraten, was Doktor Witt für ihn plante. Aber vielleicht würde das ihre Meinung ändern? Wenn sie das wüsste und wenn er ihr sagte, wie sehr er bereute, was er damals getan hatte, vielleicht gab sie ihnen beiden doch eine Chance?

    Im Gegensatz dazu finde ich Tevors Reaktion hier genau passend zu seinem Charakter.

    Die Interaktion der beiden ist wirklich gut gelungen. Du hast hier eine wirklich eine schmerzhaft schöne Abschiedsszene geschrieben.

  • Zu 54/2:

    Ah - toll! Du widerstehst gekonnt der Versuchung hier ein Happy End zu zaubern oder ein Klischee zu feiern und machst es dem Leser richtig schwer - aber es ist eine realistische Szene geworden, und sehr beruehrend,

    Finde ich wirklich sehr gelungen hier!

    „Ich habe diese kleine Heimlichkeit im Park sehr genossen“, meinte sie leise

    'meinen' ist hier nicht so gut - einmal ist es eigentlch kein Synonym fuer sprechen, aber es bringt hier auch eine Wiederholung mit dem 'meinen' im naechsten Satz - vielleicht aendern?

  • Hallo Kirisha , Thorsten und Ichuebenoch , ich bin wirklich froh, dass dieses Gespräch bei euch so gut angekommen ist. Ich hatte eher mit einem Aufschrei der Empörung gerechnet, aber ich freu mich, dass ihr das so akzeptiert. Danke!!

    So, heute kommt was Neues mit ein paar ... Infos. Mal sehen, ws ihr sagt.

    Zum vorigen Part: Kapitel 54/2

    ~~~ Kapitel 55 ~~~

    Etiennes ComPad vibrierte. Träge hob er den Arm, um zu sehen, wer störte.
    Ich bin in zwei Minuten bei dir, las er.
    Vorsichtig setzte er sich auf. Ares kam, hierher in sein Quartier, noch dazu so kurzfristig und ohne Erklärung. Was war da los? Ratlos aktivierte er für Ares' ID-Code die Zutrittsberechtigung zu seinem Quartier.
    „Etienne, starten Sie den Networkassistantmanager.“
    Websters Stimme ließ ihn erschrocken zusammenfahren. Verdammt, warum konnte die KI sich nicht endlich an die simpelsten Kommunikationsregeln halten? Privatsphäre schien ein Fremdwort für sie zu sein.
    Er kam umständlich auf die Füße, wobei er die Rechte auf die lädierten Rippen presste. Die feige Attacke durch Coholts Schläger lag erst neun Tage zurück und das Atmen ließ seine Brust immer noch schmerzen, von Anstrengung ganz zu schweigen. Er gab dem ComPad die Anweisung, ging dann langsam hinüber zum Mediencenter und setzte sich.
    Der melodische Ton, mit dem der Computer Einlass-Autorisierung für die Tür erbat, erklang und danach das Zischen der sich öffnenden Tür. Ein Schaudern lief über Etiennes Rücken, als er sich an den Moment erinnerte, in dem sein Angreifer sein Quartier betreten hatte. Ohne vorher die Zutrittsberechtigung zu erbitten. Vicente Carrasco hatte ihm geöffnet ...
    Ares trat ein, warf seine Handschuhe auf den Tisch und musterte ihn kritisch.
    „Du siehst immer noch scheiße aus“, knurrte er. „Warum liegst du nicht?“
    Etienne warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, griff nach dem ComTab auf dem Tisch und rammte es Ares vor die Brust.
    Weil ich sonst verlerne, wie man sich bewegt, diktierte er angesäuert.
    „Lass es langsam angehen.“ Ares ließ sich in einen Sessel fallen.
    Du wolltest doch vorerst nicht herkommen, ließ Etienne das Gerät schreiben, und du trägst noch den Dienstoverall. Ist was passiert?
    Sein Freund las und hob dann die Schultern.
    „Keine Ahnung“, gab er zurück. „Frag Webster. Er meinte, ich soll sofort zu dir gehen, es gäbe etwas, was wir uns beide anschauen müssten.“
    „Das ist korrekt und wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich jetzt gern mit der Übertragung beginnen, damit Sie nicht noch mehr verpassen“, mischte sich die Stimme der KI ein. „Vor zehn Minuten ist Scott Decker mit einem Gleiter gelandet und sitzt momentan im Quartier des Kyrios. Noch sind keine für Sie relevanten Dinge besprochen worden, aber ich vermute, das ändert sich bald.“
    „Decker!“ Ares setzte sich mit einem Ruck auf. „Das kann nichts Gutes bedeuten. Was will der Kerl hier?“
    Wir werden es erfahren, wenn du nicht gerade dazwischenredest. Etienne ging zur Couch zurück und setzte sich wieder hin. Im gleichen Moment verschwand am Holo-Schirm das Bild von Webster im Sessel und er zeigte stattdessen den großzügigen Wohnraum des Kyrios-Quartiers.
    „... zu Ihrer Zufriedenheit verlaufen?“, hörte Etienne eine fremde Stimme sagen. Der Sprecher saß mit dem Rücken zur Kamera auf der luxuriösen, weißen Ledercouch.
    „Ja, das ist es“, antwortete der Kyrios und trat von rechts ins Bild, um sich dem Fremden gegenüberzusetzen. „Der Arzt hat keine neugierigen Fragen gestellt und Ares zeigte danach auch keinerlei Auffälligkeiten. Sein Ton mir gegenüber ist anmaßend und impertinent, aber das ist beruhigend, denn so war er, bevor ich ihm mein Angebot unterbreitete.“
    „Wie können Sie sicher sein, dass er wirklich sauber ist nach diesem ... Programm E?“
    Etienne warf einen kurzen Blick zu Ares und sah, wie sein Freund wütend die Hände zu Fäusten ballte und die Kiefer zusammenpresste. Der Mann, der wohl Decker sein musste, sprach über ihn wie über einen Gegenstand.
    Mestor lehnte sich zurück. „Weil ich die Erinnerungen, die ihn für seine künftige Aufgabe ungeeignet machen, aus seinem Gedächtnis entfernt habe.“
    „Und wer garantiert Ihnen, dass sich die ach so edle Gesinnung Ihres Spröss­lings nicht wieder durchsetzt und er Moral über persönliche Annehmlichkeiten und Profit stellt?“
    „Niemand. Aber das, was die ... nun, ich will es mal ‚Störung‘ nennen, ausgelöst hat, war der Onta mit seinem seltsamen Verhalten. Der erhielt ein Clearing und wurde damit wieder in die Spur gesetzt. Es gibt also momentan nichts, was Ares Sorgen bereiten könnte. Im Augenblick ist er ausschließlich damit beschäftigt, sich in seine neue Aufgabe einzuarbeiten. Natürlich werde ich diesmal vorsichtiger sein.“
    „Ach ja?“, fragte Decker gedehnt. „Inwiefern? Wollen Sie ihn dauerhaft beobachten?“
    Etienne sah, wie Ares sich ein wenig nach vorn lehnte und seine Miene einen angespannten Ausdruck annahm. Gleich würden sie hören, ob der Kyrios seinen Sohn bespitzelte.
    „Das ist nicht nötig.“ Mestor winkte ab. „Ich habe mithilfe des Programmes alle aufmüpfigen Gedanken aus Ares‘ Hirn gefegt. Und um kein erneutes Risiko einzugehen, werde ich ihm nichts mehr von den Chips sagen“, verkündete Mestor.
    „Wie weit sind sie inzwischen?“
    „Die Träger der Prototypen verhalten sich unauffällig und erwartungsgemäß. Bisher gab es keine Zwischenfälle. Die letzten Probeläufe mit den Probanden funktionierten reibungslos. Wenn die Testphase zur allseitigen Zufriedenheit abgeschlossen und die Vorführung erfolgversprechend verlaufen ist, kann die Produktion auf Pitt Island aufgenommen werden. Ich bin sehr zufrieden.“
    „Wie weit ist der Bau der Anlage dort fortgeschritten?“
    Mestor lachte. „Fast fertig. Wir sind im letzten halben Jahr gut vorangekommen und liegen im Zeitplan. Es wird keine Probleme geben. Stresnikov wartet nur auf das Signal, mit der schrittweisen Überführung der benötigten Anlage auf die Insel zu beginnen.“
    „Also wird Ihr Sohn ahnungslos sein, wenn Sie ihm in knapp drei Jahren das Ruder des Ringes überlassen?“ Decker legte die Fingerspitzen aneinander. Etienne konnte sich unschwer vorstellen, dass der Mann Mestor grübelnd betrachtete.
    Der Kyrios nickte. „Offiziell wird er nur von der Produktion der Regierungs- und der Ring-Chips wissen. Alles ganz sauber. Nichts, was seinen Argwohn wecken könnte und ihn veranlassen würde, wieder herumzuschnüffeln.“
    „Warum sind Sie trotz dieses Risikos so versessen darauf, dass er Ihr Nachfolger wird?“
    „Familienbande, Scott. Ich nehme nicht an, dass Sie das verstehen. Ich habe darauf hingearbeitet, Ares den Ring zu übergeben, wenn ich mich kurz vor meinem sechzigsten Geburtstag nach Pitt Island zurückziehe. Außerdem“, er lachte leise, „hätte ich niemand anderen, der dafür in Frage käme.“
    Decker schwieg.
    „Ich würde jetzt gern das Gesicht dieses Typen sehen“, knurrte Ares mit verschränkten Armen. „Muss ungefähr so aussehen, als hätte er in eine Zitrone gebissen.“
    Etienne grinste, auch wenn ihm nicht danach zumute war.
    Denkst du, Decker hat sich Hoffnungen gemacht, den Posten zu bekommen?, ließ er das ComPad fragen.
    Ares las und nickte grimmig. „Darauf hat Linus Krell mich schon hingewiesen. Von allein wäre ich nicht draufgekommen. Es war einfach zu absurd. Decker als Direktor des Rings! Außerdem ...“
    „Was war das für eine Sache, weswegen Stresnikov hier war?“ Deckers Frage hatte Ares unterbrochen.
    Mestor winkte ab. „Ist längst geklärt. Stresnikovs ach so toller Welpe Coholt hat eine Riesendummheit begangen und danach gleich noch eine. Ich habe ihn erstmal aus der Schusslinie genommen. Er wird eine Weile die Füße stillhalten und bei den Aktionen im Hintergrund bleiben müssen. Die unschöne Sache hat mir aber eine Möglichkeit geliefert, Ares zum Commandanten zu machen, denn die Busch hat sich bei der ganzen Angelegenheit nicht mit Ruhm bekleckert. Ich bin sicher, Ares glaubt inzwischen, dass er die gesamte Garde hinter sich hat.“
    Etienne riss die Augen auf. Nicht sicher, ob er richtig gehört hatte, wandte er den Kopf und begegnete dem fassungslosen Blick von Ares.
    Er hat es also auch verstanden, erkannte er, Dwayne ist noch im Spiel.

    Hier geht's weiter: Kapitel 56/1

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

    Einmal editiert, zuletzt von Tariq (9. Juni 2024 um 18:27)

  • Zu 55)

    Also, inhaltlich nichts zu meckern, der Tonfall der beiden gefaellt mir auch ganz gut und wie Ares und Etienne da die Faeuste ballen ist schoen beschrieben und man kann mitleiden, aber:

    Du hast mir - wieder und wieder - in Diskussionen gesagt dass wir im Ring zwar Kameras, aber keinen Ton dazu haben. Und jetzt soll ich schlucken dass sie ausgerechnet im Quartier des Kyrios BIld und Tonueberwachung haben? Einfach Lippenlesen kommt ja nicht in Frage, denn Decker sitzt mit dem Ruecken zur Kamera...

    Also, allein die Existenz dieser Ueberwachungsverbindung schreit doch irgendwie nach einer Erklaerung - wieso gruebelt keiner der beiden darueber nach wie sowas zugeht? Auch Webster ist ja keine magische Instanz, der braucht auch Hardware vor Ort (falls er wirklich eine KI ist...)

    Oder soll uns das hier verwirren oder misstrauisch machen?

  • Hallo Thorsten

    zuerst danke für das Lob ^^ "nichts zu meckern" liest sich einfach gut und ich freu mich drüber.

    Zu der Sache mit der Kamera im Kyrios-Quartier - die wurde bereits mehrere Male erwähnt, hat aber hier das erste Mal wirklich eine Rolle gespielt.

    Spoiler anzeigen

    (Kapitel 22)
    Ares nickte. „Apropos – ich halte es zwar für zu gefährlich, dass du im Computer meines Vaters schnüffelst, aber wie stehen die Chancen, dass du in seinem Quartier eine Überwachungskamera anbringen kannst? Selbstverständlich ohne dass er es erfährt. Ich will wissen, was er unter vier Augen mit Decker bespricht.
    Etienne starrte ihn an, als wäre von ihm verlangt worden, den Mond vom Himmel zu holen. Doch die Verblüffung währte wohl nur Sekunden, denn seine Miene wandelte sich zu einem konzentrierten Gesichtsausdruck. „Nicht schlecht“, gab er zurück. „Vorausgesetzt, ich habe genügend Zeit und werde nicht von ihm oder Decker überrascht.“
    „Die Zeit verschaffe ich dir. Ich lade meinen Vater zum Essen in mein Quartier ein. Wie lange brauchst du, um es vorzubereiten?“
    Etienne wiegte den Kopf. „Ich habe noch zwei Spätschichten, danach könnte es gehen. Heute ist Montag“, er sah auf sein ComPad, „nein, schon Dienstag. Sagen wir Donnerstag Abend?“
    „Klingt gut.“ Ares nickte zufrieden. „Dann – gute Nacht.“

    (Kapitel 25)
    „Bestimmt hat er Wind davon bekommen, dass ich mich in diesen verfluchten Ordner gehackt habe!“, hörte er Etienne sagen. „Ich hatte von Anfang an kein gutes Gef...“
    „Wie soll er das rausgefunden haben?“, fiel Ares ihm ins Wort, obwohl er merkte, dass Etienne denselben Gedanken gehabt hatte, wie er selbst eben. Trotzdem schüttelte Ares den Kopf. „Du bist der beste Hacker im Ring und Webster hat uns versichert, dass ...“
    Oder wegen dieser Kamera, die ich ... die du unbedingt in seinem Quartier haben wolltest!
    „Das habe ich doch nur zu dir gesagt“, wiegelte Ares ab. „Niemand hat das mitgehört.“
    „Das weißt du doch gar nicht! Vielleicht ist hier alles verwanzt. Die Sicherheitszentrale, dein Quartier, vielleicht enthalten sogar die Summer auf der Dachterrasse Mikrofone!“

    (Kapitel 40)
    „Kontaktanfrage aus dem System“, verkündete der Computer nach dem melodischen Signalton.
    „Gewährt“, knurrte Ares.
    Axiom, Ihr privater Kontakt lässt fragen, ob heute die bewusste Kamera installiert werden soll“, verkündete Webster.
    „Welche Ka...“ Er riss die Augen auf. Verdammt, das hatte er ganz vergessen! Sie wollten doch eine Kamera in das Quartier seines Vaters schmuggeln!
    „Sagen Sie dem Si... meinem privaten Kontakt, dass er völlig freie Hand hat. Der vorgesehene Raum ist leer. Zutritt muss er sich selbst verschaffen.“

    (Kapitel 51 beim Krankenbesuch)
    Er lehnte sich zurück. „Das kann unmöglich Mestor sein!“, knurrte er und fuhr sich mit beiden Händen über die stoppelkurzen Haare. „Ich versuche, ihn mir als Maler vorzustellen, und kann es nicht. Andererseits hat er Bilder in seiner Wohneinheit hängen. Und dreimal darfst du raten, was man auf ihnen sieht.“
    Ölbilder mit griechischen Landschaften. Vergiss nicht, ich habe zwei Kameras in seiner Luxusbude installiert.
    Ares nickte grimmig. „Und dieser Greco malt Landschaften. Ausschließlich in Öl.“

    Es sind keine Überwachungskameras des Systems, sondern welche, von denen weder Mestor noch Decker etwas ahnen. Etienne hat sie installiert. Ares hatte ihn schon vor Programm E darum gebeten. Muss ich das nochmal irgendwo deutlicher machen? Ich hatte es lange vorbereitet, aber die Abstände zwischen den Erwähnungen waren wohl zu groß. :hmm:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • Muss ich das nochmal irgendwo deutlicher machen?

    Nee, wenn das im Text ist dann liegt das einfach daran dass beim in Abschnitten lesen was unter den Tisch faellt - das haette ich dann schon auf dem Schirm gehabt wenn ich am Stueck gelesen haette - das ist dann hier einfach mein Fehler, sorry fuer den Fehlalarm.:blush:

  • So, weiter geht's im Ring. Heut wird's ein etwas längerer Part als sonst.

    Zum vorigen Part: Kapitel 55

    ~~~ Kapitel 56 ~~~

    Kapitel 56/1
    Die Klänge des Gerascons ließen Ares‘ Brustkorb sanft vibrieren. Er liebte dieses Instrument. Es war bestens geeignet, um nach einem langen Arbeitstag zur Ruhe zu kommen. Er lag mit geschlossenen Augen in seinem Lieblingssessel und lauschte dem Konzert. Der freie Abend musste intensiv genossen werden. Jede Minute davon war kostbar.
    Vor knapp zwei Wochen war ihm der Commandanten-Posten übergestülpt worden und er hatte sich noch immer nicht in alle Aufgaben einfinden können, die dieser mit sich brachte. Wie oft war er in diesen vierzehn Tagen in der Freizeit kontaktiert worden! Nicht immer hatte er persönlich intervenieren müssen, aber abschalten konnte man so nicht.
    Doch übermorgen begann sein Urlaub. Er würde diese acht Tage auf der Dachterrasse verbringen, allein, verschanzt hinter einem Summer und einem Sichtschutz. Nur Etienne durfte ihn dort stören. Um die Angelegenheiten der Garde musste sich Linus kümmern, den er zu seinem Stellvertreter ernannt hatte.
    Die letzten Töne des Konzertes perlten durch den Raum und mit einem sanft ausklingenden Akkord endete es.
    Er blieb noch eine Weile reglos sitzen. Die Stille war so wohltuend, dass er sie nicht störte. Aber er ahnte, dass Etienne sich bald melden würde. Sie mussten darüber reden.
    Darüber ...
    Er dachte an vorgestern Abend zurück, an dem sie Mestors und Deckers Gespräch mit angehört hatten. Die Fülle von Informationen hätte Anlass zu einem stundenlangen angestrengten Nachdenken und Diskutieren gegeben, aber er war in die Kommandozentrale zurückgekehrt. Dienst war Dienst. Und Etienne hatte sich seine Fragen selber stellen müssen. Dass es davon eine Menge gab, war Ares klar. Er hatte ja selbst genug davon. Und ein paar davon drängten besonders.
    Sein ComPad vibrierte. Etienne klopfte auf dem gesicherten Kanal an.
    Ares angelte sein ComTab vom Tisch und aktivierte den Videochat.
    „Was gibt’s?“, fragte er, obwohl er genau wusste, weswegen sein Freund sich meldete.
    „Was wollte dein Vater eigentlich von dir an dem Abend, an dem ich aus New York zurückgekommen bin? War es was Wichtiges?“
    Dieser Abend, das war der gewesen vor der Nacht, in welcher Coholts Schläger Etienne zusammengeschlagen hatte.
    Ares seufzte leise. Wäre er der Einladung seines Freundes gefolgt, anstatt zu Mestor zu gehen, wäre das nie passiert.
    Er musterte Etiennes Gesicht auf dem Bildschirm. Es zeigte kaum noch Spuren von dem feigen Überfall, der jetzt elf Tage zurücklag. Die Schwellungen waren abgeklungen, die Blutergüsse verblasst. Selbst das Sprechen gelang Etienne inzwischen wieder gut, wenn er sich genügend Zeit dafür nahm. Jeden Tag war er in die Klinik zur Behandlung gegangen. Die Maske benötigte er seit gestern nicht mehr und er konnte problemlos wieder weiche Kost essen.
    Ares war unsagbar erleichtert. Und trotzdem nagten die Schuldgefühle weiterhin an ihm. Das Ganze war nur geschehen, weil er Coholt sein ComPad nicht hatte abnehmen lassen. Doch wann immer er auf die Sache zu sprechen kommen wollte, wischte Etienne seine Worte ungeduldig beiseite.
    Er atmete tief durch. Nun gut, er würde nicht noch einmal davon anfangen.
    „Ares? Hast du mich gehört?“
    Was war Etiennes Frage gewesen? Ach ja, Mestors Einladung zum Essen.
    „Er wollte nichts Besonderes. Wir haben geplaudert. Ich versuchte, ihn dazu zu verleiten, mehr zu trinken als sonst, und ihn dann ein wenig zu meiner Vergangenheit auszufragen. Aber schon meine Bitte, mir von seiner Jugend zu erzählen, hat er nur äußerst sparsam befolgt und das Thema schnell wieder gewechselt. Dann brachte ich die Bilder ins Gespräch. Das war leicht, sie haben mir ja förmlich vor der Nase gehangen. Er meinte dazu nur, sie würden ‚seine Erinnerungen an die Heimat‘ zeigen.“
    „Klingt wirklich fast, als wäre er selbst der Maler“, murmelte Etienne.
    Ares wiegte den Kopf. „Das hat er abgestritten, obwohl ich ihn gezielt gefragt habe, ob sie von ihm sind. Er hat mich ausgelacht. Es macht ja auch keinen Sinn. Ich kriege den Mann, der in einem Labor über irgendwelchen Formeln brütet, sich mit zwielichtigen Leuten wie Decker abgibt und für Geld über Ontaleichen trampelt, in meinem Kopf nicht zusammen mit einem Künstler, der sich sektschlürfend mit anderen über Gemälde austauscht.“
    „Was für ein Satzkonstrukt!“ Etienne lachte. „Aber mal im Ernst: Du schaffst es nicht, weil du ein grober Klotz bist, Commandant“, gab er grinsend zurück. „Ich kann das sehr wohl verstehen, dass der knallharte Direktor, der Regierungsmitglieder kauft und sich von ihnen kaufen lässt, Sehnsucht hat nach schönen Dingen. Nach der Ruhe beim Malen, allein am Strand in Griechenland sitzend oder irgendwo sonst in der Landschaft. Und nach dem Gedanken­austausch mit anderen Kunstkennern. Jeder Mensch hat irgendwie zwei Seelen in der Brust, auch du und ich. Eine harte und eine eher weiche.“
    Ares schnaubte. „Ach ja? Und was wäre meine weiche, wenn ich fragen darf?“
    „Du bist der Schöngeist, der anstatt Sekt Gambrazzo schlürft und anstelle zu malen Konzerte hört.“
    Ein Brummen war alles, was Ares darauf erwiderte.
    Etienne ließ ihn gnädigerweise vom Haken. „Habt ihr noch über andere Dinge gesprochen?“, wollte er wissen.
    „Es kamen wieder die üblichen Beschwerden. Er bedauert, dass wir uns so selten sehen, und würde unser Verhältnis gern verbessern. Dann hat er mir verkündet, dass er tatsächlich meine Beförderung zum Commandanten initiiert hat. Und dass er schon während meiner Dienstzeit am Sector den Plan gefasst hatte, mich in den Ring zu holen. Genau, wie er es auch zu Decker gesagt hat.“
    „Aber von dir als sein Nachfolger war keine Rede mehr?“, forschte Etienne.
    „Bis jetzt nicht.“ Ares lehnte sich zurück. „Vielleicht wird er doch Decker nehmen.“ Unwillig schnaubte er. „Oder jemand ganz anderen, von dem wir noch nichts wissen. Vielleicht klärt er das ja am nächsten Wochenende schon ab.“
    „Am nächsten Wochenende?“
    Er nickte. „Am Samstag wird er den Ring verlassen, Webster meinte, dass Mestor seinen Gleiter für vierzehnhundert abflugbereit geordert hat. Das GPS ist bis nach Auckland verfolgbar. Dann wird er den Gleiter wie immer wechseln.“
    „Auckland ...“, murmelte Etienne. „Also hat er dort etwas zu tun oder er fliegt weiter.“
    „Beides ist möglich. Aber selbst wenn er weiterfliegt, werden wir nicht erfahren, wohin.“
    „Vielleicht doch.“ Etienne lächelte vielsagend. „Lass uns mal nachsehen, ob wir etwas über den Maler erfahren. Vielleicht gibt es am nächsten Wochenende irgendwo eine Auktion oder er besucht eine seiner Ausstellungen. Irgendwas, wobei er persönlich auftauchen muss.“
    Ares hob zweifelnd eine Augenbraue. „Du meinst, dieser ...“, begann er. Auf Etiennes Nicken hin setzte er sich auf und ließ den Computer nach dem Namen suchen. Elas Greco, er hatte ihn nicht vergessen. „Verdammt, du hast Recht. Der Maler ist am nächsten Samstag in Griechenland und eröffnet dort abends eine seiner Vernissagen. Im Terastios-Hotel in Athen.”
    „Du könntest hinfliegen“, schlug Etienne vor. „Vielleicht trifft er sich dort mit jemandem? Du wirst wahrscheinlich nicht reindürfen, bei sowas haben meist nur geladene Gäste Zutritt. Aber vielleicht kannst du aus der Ferne einen Blick auf Leute erhaschen, mit denen er sich abgibt. Du machst Bilder von ihnen und wir schicken sie Cane. Der findet heraus, wer die Figuren sind. Oder wir kontaktieren unter einem anderen Namen den Agenten, sagen, du bist Kunstbegeisterter und möchtest unbedingt eine Einladung zur Vernissage. Wenn der Maler tatsächlich dein alter Herr ist, darf er dich nur nicht entdecken. Was hältst du davon?“
    Ares starrte Etienne an. „Kommst du nicht mit?“, fragte er.
    „Zu gefährlich“, gab Etienne zurück und tippte auf seinen Handrücken. „Wir sind auf­spürbar.“
    „Wie soll er das herausfinden?“
    Etienne lehnte sich vor und musterte ihn mit fast mitleidigem Blick.
    „Ares, ich traue ihm alles zu. Ich weiß, dass er von jedem, der im Ring arbeitet, die ID-Codes der Chips hat. Und ich denke, dass er deshalb auch das GPS-Signal von jedem empfangen kann. Egal, wo sich derjenige befindet. Weltweit. Er stellt die Dinger her! Willst du es darauf ankommen lassen und riskieren, dass er herausfindet, dass wir zu beide zeitgleich nach Athen reisen, noch dazu, wo er sich womöglich aufhält? Nein, das musst du allein durchziehen.“
    „Stimmt. Wir müssen vorsichtig sein. Es gibt keinen Grund für mich, mit dem Sicherheitschef des Ringes zu verreisen.“
    „Gut.“ Etienne nickte zufrieden. „Dann werde ich in dieser Zeit weiter versuchen, etwas über Pitt Island, diese Chip-Prototypen und ihre Träger herauszufinden.“
    Ares schnaubte. „Du bist unverbesserlich. Ich habe dir am Donnerstag schon gesagt: Du wirst nichts finden. Weder zu diesen neuen Chips noch zu dieser Insel. Wir haben uns doch schon ausgiebig das Hirn zermartert! Find dich damit ab! Wahrscheinlich hat er seiner bisherigen Variante einfach eine Verbesserung verpasst, die er später an den Mann bringen will. Und Pitt Island wird der Ort sein, an den er sich mit sechzig zurückziehen will.“
    „Aber diese Probanden – wenn Mestor sein Labor in der Fünf hat, dann sind sie vielleicht auch da unten? Welche Probeläufe müssen sie absolvieren? Und Pitt Island – diese Insel ist leer! Da gibt es nichts. Keine Siedlungen, keinen Hafen, keine ... Produktionsanlagen. Und wieso übernimmt Stresnikov den Transport von Gütern? Hat Mestor ihn ebenfalls gekauft? Fragen über Fragen! Willst du nicht auch Antworten darauf?“
    „Ich will vor allem meinen Verstand behalten“, gab Ares barsch zurück. „Und wer neugierig ist, setzt ihn aufs Spiel. Also sei auf jeden Fall vorsichtig, denn ich werde nicht da sein, um dich zu schützen, falls man dir auf die Schliche kommt! Wenn Coholt tatsächlich Stresnikovs Ziehkind ist, dann stocherst du in einem Wespennest. Vielleicht kann dein kleiner Freund aus New York City ja was rausfinden, wenn er so gut ist.“

    Hier geht's weiter: Kapitel 56/2

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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    2 Mal editiert, zuletzt von Tariq (15. Juni 2024 um 17:05)

  • Hallo Tariq ,

    wir kriegen wieder mal ein ruhigeres Kapitel vorgesetzt, das als Vorbereitung für den weiteren Verlauf dient. Es liest sich flüssig und weckt Neugier wie es weiter geht. Gefällt mir gut.

    Eine Kleinigkeit

    Spoiler anzeigen

    Oder wir kontaktieren unter einem anderen Namen den Agenten, sagen, du bist Kunstbegeisterter und möchtest unbedingt eine Einladung zur Vernissage. Wenn der Maler tatsächlich dein alter Herr ist, darf er dich nur nicht entdecken. Was hältst du davon?“

    Das wäre allerdings ziemlich riskant. Die Vernissage ist ja keine Massenveranstaltung. Das Risiko das er zufällig dem Künstler über den Weg läuft ist denke ich nicht zu unterschätzen.

  • Hallo liebe Tariq

    Das ist wieder ein sehr schöner Abschnitt. Ich finde es auch gut, dass du mal etwas vom Privatleben bringst abseits vom Thema der Geschichte (was letztlich auch mit der Geschichte zu tun hat).

    Jeder Mensch hat irgendwie zwei Seelen in der Brust, auch du und ich. Eine harte und eine eher weiche.“

    Darüber habe ich eine Weile nachgedacht und fand das einen interessanten, aber auch ungewöhnlichen Gedanken. Hier hat Etienne ja recht, denn wir haben ja gerade gesehen, dass Ares gerne Konzerte hört. Ob man das wirklich verallgemeinern kann? Glaube ich vielleicht nicht, aber es ist trotzdem interessant zu überlegen, ob es wohl auch für Personen gelten könnte, denen man es nicht zutraut.

    Und nun zu der Überlegung, ob Etienne auch weitergehend recht hat und Mestor wirklich der Maler der Bilder ist, oder nicht? Ich kann es mir nur schwer vorstellen. Denn ich denke, um wirklich gut malen zu können, muss man da auch viel Zeit und Energie reinstecken. Hat Mester die überhaupt übrig? Oder hat er sie mal früher gehabt und das Interesse nun wiederentdeckt? Oder ist es wirklich nur ein Deckmantel und ein anderer malt die Bilder?

    Ich bin gespannt auf die Antwort.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

  • Antwortbox

    Wie immer zuerst mein Dankeschön fürs Weiterlesen und eure Gedanken zum letzten Abschnitt. :thumbsup:

    Das wäre allerdings ziemlich riskant. Die Vernissage ist ja keine Massenveranstaltung. Das Risiko das er zufällig dem Künstler über den Weg läuft ist denke ich nicht zu unterschätzen.

    Vielen Dank, Ichuebenoch, deine Gedanken haben auf jeden Fall ihre Berechtigung. Ich lasse es trotzdem mal, weil in kommenden Teil eine Beschreibung des Hotels enthalten ist und die Örtlichkeit Ares genug Möglichkeiten bietet, sich zu verstecken. :) Melde dich gern nochmal, falls es dir nach dem Lesen trotzdem noch zu unrealistisch erscheint.

    Ob man das wirklich verallgemeinern kann?

    Ich habe hier beim Redensarten-Index mal nachgeschaut und gefunden, dass die Redewendung genau das ausdrückt, was ich meine. Also dass man zwei verschiedene Gefühle, Neigungen, Bedürfnisse in sich trägt. Ich werde aber mal schauen, ob ich "jeder Mensch" und "eine harte und eine weiche" so stehen lasse, weil das doch tatsächlich eine Aussage ist, die vielleicht manchmal nicht immer zutreffen mag. Ich hab mir eine Notiz ans Manuskript gemacht. Vielen Dank! :thumbup:

    Zum vorigen Teil: Kapitel 56/1

    Kapitel 56/2
    Die Sitze im Miet-Gleiter waren unglaublich bequem. Man versank förmlich darin. Ares entspannte sich spürbar und schaute durch die transparente Carbonhaube auf die Hauptstadt von Griechenland hinunter. Außer einem Meer von Lichtern war es nicht viel, was er sah, denn sie flogen zu hoch und die Nacht war bereits hereingebrochen.

    Angespannt lehnte er sich zurück. Bis jetzt konnte er zufrieden sein, nichts hatte sich ihrem Plan in den Weg gestellt. Die vergangene Woche war nicht nur ohne Störung verlaufen, sondern sogar erholsam gewesen. Er hatte seine Reise schon am Montag angetreten und Korfu besucht. Einerseits, weil er seine Heimat nach ewigen Zeiten wiedersehen wollte, und andererseits, weil er ein Alibi für den Aufenthalt in Griechenland brauchte für den Fall, dass Mestor ihm doch nachspionierte. Das war Websters Idee gewesen auf seine Frage, welche Vorsichtsmaßnahmen für seine Reise nach Griechenland notwendig waren: ein Alibi zu finden. Dass sein Aufenthaltsort durch den Regierungs-Chip vermutlich ermittelbar war, ließ sich nicht ändern, doch einen Ausflug nach Athen nach einer Woche Urlaub in der ehemaligen Heimat würde niemand für verdächtig halten. Noch dazu, weil er nicht allein sein würde.

    Ares warf einen nervösen Blick auf sein ComPad. In zwei Minuten sollte er sein Ziel, das Terastios-Hotel erreichen. Eigentlich passten die Preise nicht zu seinem Budget, aber um direkt am Ort des Geschehens zu sein, konnte man ein, zwei Nächte schon einmal in Kauf nehmen.

    Der Gleiter bremste ab und sank dann langsam. Ares richtete sich auf, um erneut hinunterzusehen. Es ließ sich unschwer erkennen, dass Athen eine Stadt war, in der das Leben Tag und Nacht brummte. In den verschiedensten Farben schillernde Straßenbeleuchtungen überzogen das Häusermeer wie ein schimmerndes Spinnennetz. Das Terastios – angestrahlt mit Bildern von sanft wogenden Meereswellen – stach zwischen anderen aufragenden Cloudscrapern wie eine blaue Nadel in den nächtlichen Himmel. Der Stadtteil gehörte den Wohlhabenden und Sorglosen. Tag und Nacht verlockten offene Geschäfte und hell erleuchtete Passagen, Bars und Grünflächen zum Amüsieren und Einkaufen. Die Straßen waren voller Menschen, die sich die Zeit mit Nichtstun vertrieben und den über ihnen fliegenden Gleitern keinen Blick schenkten.

    Ein kaum spürbarer Ruck verriet ihm, dass seiner soeben auf der Hotel-Parkfläche aufgesetzt hatte. Leise fauchend hoben sich die Türen der Kabine auf beiden Seiten und Ares stieg aus.

    Vom Haupteingang des Hotels, dessen Front jetzt blau fluoreszierte, hastete ein Angestellter die Treppen herab, nahm das Gepäck vom Piloten in Empfang und trug es wortlos und dienstbeflissen in die lichtdurchflutete Lobby.

    Er folgte dem Mann nicht sofort. Nachdem er den Fahrpreis von seinem ComPad hatte abbuchen lassen und der Gleiter wieder aufgestiegen war, nahm er sich Zeit, sich umzusehen. Zwischen den farbig beleuchteten Cloudscrapern wanden sich die Tunnel der Hyperrail, dazwischen surrten huschende Leuchtpunkte - Gleiter in allen Größenordnungen. Man hörte nichts von dem, was sich da oben abspielte. Die Menschen schlenderten durch die Passage, vorbei an plätschernden Springbrunnen, Ruheinseln mit Liegen und Serviceeinheiten, sanft geschwungenen Brücken in unterschiedlichen Höhen, die sich von einem Gebäude zum anderen spannten und von deren Seiten üppiges Grün herabhing. Überhaupt gab es unglaublich viel Grün, an jedem freien Platz wucherten Pflanzen und Büsche, deren Blüten einen betörenden Duft verströmten.

    „Anders als im Sector, oder?“, erklang eine weibliche Stimme neben ihm.

    Ares schnaubte. „Und sicher auch anders als in Moskau“, gab er schlagfertig zurück, während er sich lächelnd umwandte. „Danke, dass du gekommen bist.“

    „Kein Problem. Wenn du mich schon nicht als Gefährtin nimmst, will ich mir wenigstens ein kleines Abenteuer mit dir nicht entgehen lassen. Mit Verkleidung. Wie sehe ich aus?“ Caty trat einen Schritt zurück und hob die Arme, bevor sie sich einmal drehte, wobei ein Hauch ihres Parfums Ares‘ Nase streifte.

    „Verändert“, gab er trocken zurück. Er wollte noch mehr sagen, doch stattdessen betrachtete er sie lediglich. Caty, die eigentlich Jecaterina hieß, hatte zu seiner Einheit am Sector gehört. Eine taffe Frau und eine lebende Kampfmaschine. Doch wie er hatte sie die Armee verlassen. Deshalb war seine Überraschung groß gewesen, als er sie in einem der beiden neuen Axiome, die vor knapp zwei Wochen in den Ring gekommen waren, erkannt hatte.

    Dass die bei der Spezialeinheit übliche Glatze verschwunden war und jetzt kurzes rabenschwarzes Haar in einem frechen Schnitt ihr Gesicht einrahmte, hatte er schon bei ihrer ersten Begegnung im Ring gesehen. Doch er kannte sie bisher nur in Uniform. Als sie jetzt vor ihm stand, sah er zum ersten Mal eine Frau in ihr, und zwar eine atemberaubende. Das Gewand, das sie mit einer ungeahnten Eleganz trug, war ein Hauch von strahlend weißem Gewebe, so zart, dass es in den Bewegungen langsamer folgte als anderer Stoff. Weit geschnitten an Ärmeln und Beinen verbarg es ihre sehnige, durchtrainierte Gestalt und auch das Kampfmesser, von dem Ares sicher war, dass Caty es bei sich trug.

    Er verschränkte die Hände auf dem Rücken und nickte anerkennend.

    „Alle Achtung“, murmelte er. „Du bist nicht wiederzuerkennen. Steht dir besser als die Armee-Uniform oder die Uniform der Emeraldgarde. Schön dich zu sehen.“

    „Ist auch angenehmer zu tragen.“ Sie lachte und ließ sich von ihm umarmen. „Ich bin schon gestern gekommen. Leider hat mein Vorgesetzter ...“ Sie zwinkerte ihm zu. „... mir keinen Urlaub genehmigt. Aber so etwas steht mir nach nur zehn Tagen im Dienst ja auch gar nicht zu“, ergänzte sie rasch und winkte ab. Vermutlich hatte sie erkannt, dass er zu einer Erklärung angesetzt hatte. „Ist auch besser so. Es reicht schon, dass die anderen Axiome mitbekommen haben, dass wir uns kennen. Man muss der Gerüchteküche nicht noch zusätzlich einheizen, indem wir zufällig zeitgleich Urlaub machen.“

    Sie lachte erneut und er erkannte verwundert, dass er nie registriert hatte, wie schön sie war.

    „Willst du nicht einchecken?“, hörte er sie fragen. „Der Rummel beginnt in einer Viertelstunde. Ich warte in der Lobby.“

    Er nickte. Der entspannende Urlaubspart war beendet. Jetzt begann der Pflichtteil. Er musste vorsichtig sein. Falls Mestor der Maler war, würde er das Hotel wahrscheinlich durch den Haupteingang betreten. Es war also besser, sie hielten sich nicht länger hier auf. Noch ein kurzer Blick auf die Menschen in der näheren Umgebung, dann lief Ares die Treppe hinauf zum Empfang.

    Nachdem er sich in seinem Zimmer kurz frischgemacht und umgezogen hatte, kehrte er zurück in die Lobby. Sein Blick suchte Caty und es dauerte eine Weile, bis er sie entdeckte. Sie saß in einem der breiten Sessel und nippte an einem Getränk. Der Platz war ausgezeichnet gewählt: Von der Tür aus kaum zu sehen, hatte sie die gesamte Hotelhalle im Blick.

    Als sie ihn bemerkte, stand sie auf und kam mit gemessenen Schritten an seine Seite. Ares legte seinen Arm um ihre Schulter und sie mischten sich zwischen die Menschen, die sich bereits vor den Eingangstüren des mächtigen Anbaus aus transparentem Carbon eingefunden hatten, hielten sich dabei aber etwas abseits. Aufregung lag in der Luft, die Gäste plauderten angeregt miteinander, während sie warteten. Vereinzelt war Gelächter zu hören.

    Doch Ares spürte unterschwellige Spannung. Hier ging es um mehr als das Betrachten von ausgestellten Bildern. Hier musste man gesehen und beachtet werden. Und dafür hatte man offenbar weder Mühen noch Kosten gescheut. Die Hotelhalle war erfüllt von den Düften der teuersten Parfums und die Damen trugen erlesenen Schmuck.

    Missmutig zerrte er an der Halseinfassung seines dem Dresscode entsprechenden Overalls. Alle Herren waren schwarz gekleidet. Sie erinnerten ihn an diese Affen, die es früher einmal gegeben hatte. Schimpansen oder wie die geheißen hatten. Oder an Pinguine. Ja, dieser Vergleich passte noch besser.

    Eine Frau rauschte an ihm vorbei und ließ ihn in einer weiteren Duftwolke zurück. Die spinnwebenzarten Stoffbahnen, die ihren weißen Overall zierten, wehten ihr hinterher. Wohin er sah, bewegten sich Damen in Weiß mit wehenden Tüchern oder Umhängen gemessen durch die Menge, nickten huldvoll nach rechts und links und lächelten maskenhaft. Die Männer konnten da nicht mithalten. Sie blieben schwarze Affen in ihrer hautengen Kluft.

    Ares stöhnte in Gedanken und warf einen verzweifelten Blick auf Caty, nur um ein vorwurfsvolles Kopfschütteln bei ihr zu sehen.

    ‚Mach ein anderes Gesicht!‘, schien ihr Blick zu sagen.

    Genervt grunzte er. Sie wusste, dass er nicht hier war, um Bilder zu bewundern und Kunstliebhaber zu treffen. Er hatte ihr nur verraten, dass er den Maler sehen, aber von diesem nicht entdeckt werden durfte.

    „Sie wirken ungeduldig, mein Freund“, bemerkte eine Männerstimme an seiner Seite.

    Er wandte den Kopf und musterte den Sprecher. Ein Mann in mittleren Jahren, Durchschnittstyp. Aber Freund?

    Spiel mit, befahl ihm eine Stimme in seinem Kopf. Du bist hier einer von ihnen!

    „Warum lässt man uns noch nicht hinein?“, beschwerte er sich und gab den Worten einen affektierten Unterton. „Was dauert denn da so lange?“

    Der Mann lachte. „Contenance, mein Freund, Contenance. Greco ist eine begehrte Persönlichkeit. Jeder, der hierhergekommen ist, will sichergehen, dass der Maler seinen Namen nie wieder vergisst, und ich bin sicher, dass er draußen von einer Gruppe lästiger Media-Servicer belagert wird. Er kommt schon noch.“ Er legte den Kopf schief und Ares fühlte sich unbehaglich unter dem musternden Blick der grauen Augen. „Ich habe Sie noch nie auf einer seiner Ausstellungen gesehen und ich besuche jede. Sind Sie ein Kunsthändler, ein potentieller Kunde oder lediglich ein Bewunderer?“

    Der Mann sah ihn erwartungsvoll an. Offensichtlich erwartete er, dass sein Gegenüber sich selbst und seine Begleiterin vorstellte. Ares rief sich rasch ins Gedächtnis, was ihm Etienne zu seiner Schein-Identität eingebläut hatte. Um sich eine kurze Pause zu verschaffen, nahm er einem vorbeilaufenden Servicer zwei Gläser mit perlendem Inhalt vom Tablett und reichte eines davon Caty. Misstrauisch kostete er. Champagner. Nun ja, es gab Schlimmeres.

    Der Mann wartete noch immer auf seine Antwort, doch in dem Moment wurde es am Haupteingang unruhig. Die Köpfe der Menschen wendeten sich wie auf Kommando und zwei Servicer in himmelblauen Overalls mit dem Terastios-Logo auf der Brust tauchten auf. Sie stellten sich neben die Flügel der noch verschlossenen breiten Doppeltür des Anbaus und warteten.

    Hier geht's weiter: Kapitel 56/3

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

    4 Mal editiert, zuletzt von Tariq (29. Juni 2024 um 17:49)

  • :blush:

    Jetzt habe ich 56/1 schon eine ganze Weile gelesen, aber nicht realisiert dass ich ueberhaupt nichts dazu geschrieben hatte...

    Also, las sich alles sehr gut bis auf das.

    Er würde diese acht Tage auf der Dachterrasse verbringen, allein, verschanzt hinter einem Summer und einem Sichtschutz.

    Dass seine Idee von einem gelungenen Urlaub ist, in dem gleichen Knast in dem er sonst seinen Alltag verbringt zu bleiben, nur nicht angesprochen zu werden, das finde ich dann doch schraeg. Er gehoert ja als Commandant irgendwie zur Oberklasse dieser Welt - gibt's denn da kein Spa/Resort wo man was besseres bekommt als im Ring?

    Irgendwie hab' ich mich an der Stelle schon ein bisschen aufgehaengt...

  • Zu 56/2:

    So, jetzt lernen wir das Leben der Oberschicht mal kennen... ab und an vermeint man, leise Sozialkritik herauszuhoeren:D Jedenfalls kommen Etiennes Kumpels deutlich besser weg.

    Ich weiss nicht, ich finde es fast zu fies...(es ist auf dem Level dass es fast von der Geschichte ablenkt) - und ein bisschen schwarz-weiss, Caty die 'ehrliche Soldatin' die toll wirken darf kontrastiert mit den Pinguinen und Duftschleudern die eher peinlich wirken. Ich nehme Ares zum Teil sogar ab dass er so denkt, aber... der Fokus hier sollte doch auf dem Maler sein, nicht auf trashigem Luxusleben?

    Verstehst Du was ich meine?

    Eine Frau rauschte an ihm vorbei und ließ ihn in einer weiteren Duftwolke zurück.

    Erinnert mich an 'die aelteste Tochter geht morgens in Richtung Schule'...

  • Hallo liebe Tariq

    nun bin ich auch wieder up-to-date und schon sehr gespannt wie sich Greco/Mesto (?) wohl präsentieren wird. Griechenland als Kulisse finde ich natürlich auch toll.

    ob ich "jeder Mensch" und "eine harte und eine weiche" so stehen lasse

    Ich würde es wohl stehenlassen weil es zum Nachdenken bringt. (Es muss ja keine absolute Wahrheit sein sondern kann eine subjektiv wahrgenommene sein und es trifft bestimmt auf viele Menschen zu).

    Außer einem Meer von Lichtern war es nicht viel, was er sah, denn sie flogen zu hoch.

    Ich denke von da oben sieht man durchaus "viel". Das Blickfeld ist ja nicht eingeschränkt. Man sieht wohl nicht viele Details der Stadt außer den Lichtern (das meinst du hier vermutlich) aber man sieht die umgebende Landschaft und da Athen ja am Meer liegt und einen Hafen hat dürfte man von oben auch Wasser sehen.

    Ihr Gewand, ein Hauch von strahlend weißem Gewebe,

    Ich glaube ich würde meine Kleidung nie als "Gewebe" bezeichnen. Willst du nicht das Material konkret benennen? (z.B. Seide?)

    Sie erinnerten ihn an Schimpansen, Affen, die es früher einmal gegeben hatte.

    Dass Schimpansen Affen sind würde ich hier nicht erklären ... Das Wort könntest du auch weglassen.

    Eine Frau rauschte an ihm vorbei und ließ ihn in einer weiteren Duftwolke zurück. Die spinnwebenzarten Stoffbahnen, die ihren weißen Overall zierten, wehten ihr hinterher. Wohin er sah, bewegten sich Damen in weißen Overalls mit wehenden Tüchern oder Umhängen gemessen durch die Menge

    Schönes Bild. Es entsteht der Eindruck von gehobener Eleganz gepaart mit einer futuristischen Mode. Sehr gelungen.


    Ares überlegte kurz. Was sollte er antworten? Der Mann erwartete mit Sicherheit, dass er sich und Caty vorstellte.

    Wen er da spielen will sollte er sich bereits vorher überlegt haben. Er musste ja damit rechnen gefragt zu werden.

    Ich bin super gespannt auf den Auftritt des Malers. Mal sehen was da zutage kommt! (Hoffentlich geht das nicht schief ...)

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

  • Antwortbox ...
    für Thorsten

    Dass seine Idee von einem gelungenen Urlaub ist, in dem gleichen Knast in dem er sonst seinen Alltag verbringt zu bleiben, nur nicht angesprochen zu werden, das finde ich dann doch schraeg. Er gehoert ja als Commandant irgendwie zur Oberklasse dieser Welt - gibt's denn da kein Spa/Resort wo man was besseres bekommt als im Ring?

    Ja, das ist Ares' Idee von einem gelungenen Urlaub. Mag schräg sein und ich verstehe dein Befremden durchaus. Aber was Ares von der Welt "da draußen" hält und wie sehr er sich danach sehnt, dort ein wenig Abwechslung zu genießen, habe ich ja im nächsten Part zu erklären versucht: Wenig bis gar nichts.

    So, jetzt lernen wir das Leben der Oberschicht mal kennen... ab und an vermeint man, leise Sozialkritik herauszuhoeren :D Jedenfalls kommen Etiennes Kumpels deutlich besser weg.

    Ich weiss nicht, ich finde es fast zu fies...(es ist auf dem Level dass es fast von der Geschichte ablenkt) - und ein bisschen schwarz-weiss, Caty die 'ehrliche Soldatin' die toll wirken darf kontrastiert mit den Pinguinen und Duftschleudern die eher peinlich wirken. Ich nehme Ares zum Teil sogar ab dass er so denkt, aber... der Fokus hier sollte doch auf dem Maler sein, nicht auf trashigem Luxusleben?

    Verstehst Du was ich meine?

    Von daher hast du vollkommen Recht - die Beschreibung Athens und seiner Bewohner in diesem speziellen Viertel SOLL gesellschaftskritisch sein. Ich freu mich, dass der Unterschied zwischen Etiennes Blickwinkel auf seine Kumpel und Ares' Blickwinkel auf die High Society Athens hier auffällig geworden ist. Der Leser sieht zwei verschiedene Stadtviertel und lernt deren Bewohner kennen. Eines aus Ares' Sicht und eines aus Etiennes. Etienne mag seine Kumpel, Ares mag die Schimpansen, Pinguine und Duftschleudern nicht.
    Dass er auch an den Maler denken sollte, würde ich in diesem ersten Part, in dem er erst einmal seine Eindrücke sortiert, noch nicht erwarten. Greco ist ja noch nicht da, Ares kann sich also in Ruhe umsehen und sein Urteil bilden. Aber ich schau nochmal, ob ich nicht trotzdem ein, zwei Gedanken einfließen lasse im Sinne von "hoffentlich ist dieser Künstler nicht genauso wie diese Figuren hier". Ich hab mir mal einen Vermerk ans Manuskript gemacht.

    Danke für deine interessanten Anmerkungen. Ist immer wieder spannend für mich zu lesen, welche Prioritäten beim jeweiligen Leser vorliegen.

    Erinnert mich an 'die aelteste Tochter geht morgens in Richtung Schule'...

    Ist deine Älteste tatsächlich so? :rofl:

    für Kirisha

    Wow, kaum aus dem Urlaub zurück und schon schaust du hier rein.=O Danke!!

    Ich denke von da oben sieht man durchaus "viel". Das Blickfeld ist ja nicht eingeschränkt. Man sieht wohl nicht viele Details der Stadt außer den Lichtern (das meinst du hier vermutlich) aber man sieht die umgebende Landschaft und da Athen ja am Meer liegt und einen Hafen hat dürfte man von oben auch Wasser sehen.

    Okay, hier merke ich, dass ich wohl doch noch irgendwo einbasteln muss, dass die Vernissage ja am Abend stattfindet und Ares erst kurz vorher eintrifft. In der Beschreibung des Terastios-Hotels ist der nächtliche Himmel kurz erwähnt und ich dachte, das reicht als Hinweis, dass man da Landschaft und Hafen nicht (mehr) sehen kann. Das "Meer von Lichtern" war zusätzlich als zeitliche Orientierung gedacht, weil die ja tagsüber nicht brennen. aber da bessere ich nochmal nach. Also Ares reist an, als es bereits dunkel ist. Danke für die Anmerkung!

    Ich glaube ich würde meine Kleidung nie als "Gewebe" bezeichnen. Willst du nicht das Material konkret benennen? (z.B. Seide?)

    Ich habe keine Ahnung, wie der Fummel heißt, sorry. :rofl:
    Nein, im Ernst: Das Gewebe soll so leicht sein, dass ich kein derzeit gebräuchliches damit vergleichen kann. Und dann sehen wir das Ganze ja auch aus Ares' Blickwinkel, also Soldat. X/ Ich denk nicht, dass er die verschiedenen Stofftypen auseinanderhalten kann. Von daher dachte ich, ich benenne es nicht, sondern beschreibe das, was Ares sieht (show, don't tell). Kann man das als Erklärung akzeptieren oder ist das zu tumb?

    Dass Schimpansen Affen sind würde ich hier nicht erklären ... Das Wort könntest du auch weglassen.

    Argh, Missverständnis. :patsch: Ich wollte damit eigentlich gar nicht erklären, dass Schimpansen Affen sind, sondern dass es sie in dieser Zeit nicht mehr gibt. Ich würde es deshalb ändern in "erinnerte ihn an diese Affen, die es früher einmal gegeben hatte. Schimpansen oder wie die geheißen hatten. Oder an Pinguine. Ja, dieser Vergleich passte noch besser". Wäre das okay?

    Schönes Bild. Es entsteht der Eindruck von gehobener Eleganz gepaart mit einer futuristischen Mode. Sehr gelungen.

    Danke. ^^ Mir gefällt es auch. Herrlich mondän und abgehoben. :sekt:

    Wen er da spielen will sollte er sich bereits vorher überlegt haben. Er musste ja damit rechnen gefragt zu werden.

    Ja, den Namen hat er sich vorher zurechtgelegt. Du hast Recht, er sollte sich auch Gedanken gemacht haben zu seinem Hintergrund (also seinen Interessen). Ich nehm das raus. :thumbup:

    Ich bin super gespannt auf den Auftritt des Malers. Mal sehen was da zutage kommt! (Hoffentlich geht das nicht schief ...)

    Der Maler kommt am Sonntag :D An dem Part schnitze ich momentan noch herum. Aber da ich diese Woche Urlaub habe, denke ich, dass er bis zum WE fertig ist.

    Danke für euer anhaltendes Interesse, das spornt mich an!!

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • Tariq

    Ist deine Älteste tatsächlich so? :rofl:

    *seufz*

    Sie hat dreimal mehr Hautpflegeprodukte als der Rest der Familie zusammen. Morgends umweht sie eine Duftwolke vom Feinsten wenn sie in Richtung Schule aufbricht - zarte Andeutungen dass nicht jedermann im Schultaxi sowas soll findet fallen auf taube Ohren.

    Und leider sind alle Erziehungsversuche vergeblich, weil... In Finnland foerdert man an der Schule generell was auch immer die Schueler an Berufsvorstellungen so haben - und sei es Rockstar. In diesem Fall war es Model - die Lehrerin hat sie auf einen Modelkurs aufmerksam gemacht, und jetzt hat sie tatsaechlich einen Vertrag bei der Agentur.

    Wie, bitte, soll man da als Elternteil seinem Kind nahebringen dass Aeusseres nicht so wichtig ist???

    Wenigstens bin ich noch nicht zu peinlich - die Combo von Vater der grad vom Schwertkampftraining kommt und voellig verschwitzt ist und makellos gestriegelter Tochter die nach Hause fahren ist noch okay...

  • Weil ich morgen außer Haus und vermutlich erst spät zurück bin, geb ich heute mal schon den neuen Teil rein. Ist etwas länger als von mir gewohnt, aber ich habe keinen passenden Cut gefunden. Da müsst ihr jetzt mal durch. :P

    Zum vorigen Teil: Kapitel 56/2


    Kapitel 56/3

    Ares fasste Caty am Ellbogen und zog sich mit ihr ein paar Schritte zurück.
    „Der kleine Dicke mit dem schwarzweißen Overall ganz vorn ist Philo Escos, Grecos Agent“, verkündete sie und ruckte mit dem Kinn in Richtung Eingang.
    „Ich sehe, du hast deine Hausaufgaben gemacht“, gab er zurück und lächelte schmal. „Sieh ihn dir an. Der Kerl führt sich auf, als wäre er selbst der Maler.“
    Ihr Ellenbogen zwischen seinen Rippen entlockte ihm ein Japsen. Seite an Seite beobachteten sie – unauffällig verborgen hinter einer üppigen Grünpflanze – wie sich eine Menschentraube an ihnen vorbeischob. Wer der Mann im Mittelpunkt war, ließ sich nicht erkennen. Die Terastios-Servicer öffneten die Doppeltür und im Anbau flammte die Beleuchtung auf.
    „Langsam!“, zischte Ares, als Caty sich der Gruppe anschließen wollte. „Wir haben Zeit.“
    Sie geduldeten sich, bis der Großteil der Kunstbegeisterten an ihnen vorbeidefiliert war, und folgten dann. Gemächlich ließen sie sich mit der Menge treiben und musterten die Ausstellungshalle, die in reinem Weiß erstrahlte. Ares fühlte sich unangenehm an die Klinik im Ring erinnert, nur dass die Räume viel großzügiger und höher waren. Die einzigen Farbtupfer bildeten die himmelblauen Overalls der Terastios-Servicer. Und die unglaubliche Menge an Grünzeug, das von Brüstungen und bepflanzten Ampeln herabhing und in Kübeln zwischen den Sitzgelegenheiten stand. Es wirkte, als versuchte der Dschungel das Gebäude zu übernehmen. Selbst an den runden Säulen, die überall aus Boden und Bassins emporwuchsen und die Galerien darüber trugen, rankten sich Kletterpflanzen empor. In die Becken, die sich mit bequemen Sitzgruppen abwechselten und ebenfalls von Grünpflanzen umgeben waren, stürzten kleine Wasserfälle aus den oberen Ebenen, die man nicht nur über die Treppen, sondern auch über schlangengleich gewundene Aufgänge erreichte. Alles war lichtdurchflutet und sanfte, unaufdringliche Musik füllte die riesige Halle.
    Ares blieb stehen und versuchte, sich seine Verblüffung nicht allzu sehr anmerken zu lassen. In dem kathedralenartigen Raum gab es weder Ecken noch Kanten, was es dem Auge schwermachte, seine Ausdehnung und Höhe abzuschätzen. Alles wirkte weich, geschwungen, elegant und eine exzellente Akustik verwandelte das Geschnatter der Gäste in ein dezentes Murmeln.
    „Kyrios?“
    Er fuhr zusammen.
    Kyrios!
    Mestor war also doch hier!
    „Danke, nein.“
    Caty hatte das gesagt. Ares erwachte wie aus einem Traum und blinzelte. Ein Mann im Terastios-Overall stand vor ihm und hielt ihm ein Tablett mit Gläsern vor die Nase.
    „Wenn Sie etwas anderes trinken möchten, zögern Sie nicht, mir Ihre Wünsche zu nennen oder über die Serviceeinheit zu ordern, Kyrios“, murmelte der Mann und verschwand lautlos wie ein Geist, nachdem Caty genickt und ihn mit einer Handbewegung beiseite gewedelt hatte.
    „Kyrios“, murmelte Ares. „Ich dachte wirklich ...“
    „Was war das denn eben?“ Sie lachte. „Du als Grieche musst doch wissen, dass Kyrios die griechische Anrede für ‚Herr‘ ist, nicht nur für deinen alten Herrn.“
    „Das hatte ich in diesem Moment gar nicht im Kopf“, knurrte er.
    „Weil du viel zu angespannt bist. Sieh dich doch mal um. Beeindruckend, nicht wahr?“ Ihr Blick glitt über die höherliegenden Ebenen, die ihre Besucher mit unaufdringlichen Balustraden vor dem Herabstürzen in die Halle bewahrten. Überall waren Menschen. Der große Saal füllte sich.
    Ares sah sich sorgfältig um, dann trat er näher an eines der Gemälde heran. Die Leinwand war klein, vielleicht siebzig mal fünfzig Zentimeter. Eine Landschaft.
    Was auch sonst, dachte er säuerlich, der Mann kann offensichtlich nichts anderes malen.
    „Gefällt es Ihnen?“, fragte die Stimme seines Vaters neben ihm.
    Er fuhr herum. Verdammt, fluchte er in Gedanken, so viel zum Thema Vorsicht!
    Doch ein Blick in das Gesicht des Sprechers zeigte ihm seinen Irrtum. Er hatte unfassbares Glück gehabt. Der Mann besaß zwar Mestors Stimme und sah ihm unglaublich ähnlich, doch er war es nicht.
    Erleichterung durchflutete Ares, so gewaltig, dass seine Knie für einen Moment schwach wurden. Trotzdem – sein Herz hämmerte immer noch wegen dieses Schrecks und die Verblüffung blieb.
    Das musste also Elas Greco sein. Ein Doppelgänger, eine Laune der Natur ...
    Die Erkenntnis lähmte nicht nur sein Sprechvermögen, sondern auch seine Gedanken. Sie rasteten ein bei der blitzartigen Erkenntnis, dass all seine Mühe, mehr über seine Vergangenheit herauszufinden, damit in einer Sackgasse endete.
    Hilflos schaute er sich nach Caty um. Sie war wesentlich wortgewandter als er und würde ohne Probleme Konversation betreiben können. Doch sie stand ein paar Schritte entfernt und musterte die Menschen, die schwatzend vor den Bildern verharrten.
    Als er den Mann wieder ansah, bemerkte er die Veränderung, die während dieser kurzen Zeit in dessen Gesicht vor sich gegangen war. Es hatte alle Farbe verloren, die Augen waren weit aufgerissen, die Miene zeigte pures Entsetzen.
    Ares ...“, stammelte er und griff haltsuchend nach einem der weißen Geländer.
    „Entschuldigung, Sie müssen ihn verwechseln“, erklang Catys Stimme hinter Ares und er spürte ihren Griff um sein Handgelenk. Sanft, aber unnachgiebig zog sie ihn beiseite, um seinen Platz vor dem Maler einzunehmen. Ares trat aufatmend zurück, während seine Gedanken sich überschlugen. Woher kannte der Mann seinen Namen?
    Caty neigte respektvoll den Kopf vor Greco. „Mein Name ist Elena Kroskajewna und dieser unbeholfene Kleiderschrank hier ist Armand Desponde. Wir sind beide große Bewunderer Ihrer Kunst und hergekommen, um Ihre neuen Werke zu sehen und vielleicht sogar eines zu erstehen. Ich hätte nicht damit gerechnet, Sie sogar persönlich kennenzulernen.“ Sie hob lächelnd ihr Glas und prostete dem Maler zu.
    Der Mann reagierte gar nicht auf Catys kleine Rede. Er schaute sie auch nicht an, im Gegenteil: Ares sah seinen Blick unverwandt auf sich ruhen.
    „Sie haben gesagt, du bist tot“, flüsterte Greco und Ares sah Schmerz in den grauen Augen, die denen seines Vaters so ähnlich waren. „Die Nachricht lautete, du wärest ... im Sector umgekommen. Eine Leiche zum Überführen sei nicht auffindbar gewesen. Ich ... habe nicht einmal Abschied nehmen können.“
    „Das tut mir sehr leid für Sie“, meinte Ares spröde, „aber ich kenne Sie nicht. Wie Elena schon sagte: Sie müssen mich verwechseln.“
    „Unmöglich!“, stieß Greco erregt hervor. „Du hast die kleine Narbe auf der Stirn, die bis in die Augenbraue hineinreicht. Du warst zwölf, als du zu Hause die Treppe hinuntergefallen bist.“
    Der Maler hob die Hand, wohl, um auf die besagte Narbe zu zeigen, doch Ares zog den Kopf zurück. Er brauchte das nicht, er kannte sie. Sah sie jeden Morgen im Spiegel.
    „Mein Name ist Armand“, versicherte er noch einmal und mühte sich, seine zunehmende Verunsicherung nicht zu zeigen. „Ich bedaure sehr, dass ich Sie an jemanden erinnere, der Ihnen sehr wichtig gewesen sein muss.“
    „Wir sollten uns einen ruhigeren Ort für eine Unterhaltung suchen, denken Sie nicht auch?“ Caty winkte einen Servicer herbei und nahm zwei Gläser von dessen Tablett. Eines reichte sie Ares und wandte dabei ihrem Gesprächspartner wie zufällig den Rücken zu.
    „Was zur Hölle ist in dich gefahren?“, presste sie heraus und für einen Moment war sie wieder die alte Caty vom Sector. „Ich denke, du wolltest eine direkte Begegnung mit dem Mann vermeiden? Außerdem hast du ihn angesehen wie ein Gespenst!“
    Sie wandte sich wieder an den Maler und lächelte.
    „Wollen wir uns irgendwo ein wenig setzen?“ Ihr Arm wies ohne direktes Ziel nach oben und ihr Blick empfahl, das Angebot anzunehmen.
    Ares begann sich äußerst unbehaglich zu fühlen. Was hatte das zu bedeuten? Woher kannte der Maler seine Narbe!
    Er räusperte sich. „Eine gute Idee“, brachte er hervor. „Gehen Sie voraus, Kyrios.“
    Greco, der ihn noch immer anstarrte, als wäre er ein Geist, nickte langsam, bevor er sich umdrehte und zur Treppe ging. Beiläufig gab er einem der Terastios-Servicer einen Wink und der Mann eilte herbei.
    „Teilen Sie meinem Agenten mit, dass ich ein wichtiges Kundengespräch auf der obersten Ebene führe und nicht gestört werden möchte“, erklärte Greco dem Angestellten und entließ ihn mit einer Handbewegung.
    Ares setzte sich nach einem Schubs von Caty ebenfalls in Bewegung und lief neben ihr hinter Greco her.
    „Er ist es nicht, Caty“, murmelte er. „Nicht der Mann, den ich hier erwartet hatte. Das ist ein Fremder. Aber wieso kennt er meine Narbe?“
    „Sei so gut und reiß dich zusammen, wenn wir gleich mit ihm reden“, versetzte sie, „dann hast du gute Chancen, eine Antwort zu bekommen!“

    Hier geht's weiter: Kapitel 56/4

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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    3 Mal editiert, zuletzt von Tariq (29. Juni 2024 um 18:11)

  • Wow! Das kam unerwartet.
    Lass mich raten: Ares ist der Sohn von diesem Maler jedoch hat Mestor Ares´ Gedächtnis manipuliert so dass er sich für den Sohn von Mestor hält? Und er hat dem Maler die Story erzählt dass der Sohn tot sei.

    Und wozu nun das Ganze? Weil Mestor beabsichtigt nach seinem 60. Jahr die Identität des Griechen zu übernehmen? (Hmm ... ob das wohl geht ...) Ehrlich gesagt durchschaue ich den gesamten Plan noch nicht. Aber es klingt verblüffend.

    VIelleicht kitzelt Caty ja noch was aus dem Maler heraus.

    Super spannend!

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince