Seid gegrüßt verehrte Lesende,
dies wird die Neuauflage meines ersten Projektes sein, welches ich abgebrochen habe.
(Da ich das Rad nicht neu erfinde, bitte Nachsichtig sein bei den Überschneidungen)
Zum passenden Weltenthread geht es hier entlang: Die Welt: Aduendal , dort unter Andisal.
Nun Wünsche ich viel Spaß beim lesen der Geschichte.
Hochachtungsvoll euer Faradim
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Edit: Ich danke für die hilfreichen Kommentare und habe die Originalfassung hier inzwischen angepasst.
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Buch I
Nethariel Waldläufer – Aufbruch
Nethariel drängte sich zwischen Händlern, Schaustellern, Arbeitern und Besuchern hindurch, welche die Straßen von Habron überfüllten. Seit die aneinandergrenzenden Länder Meshan, Fiewaerl und Feoris, vor zwei Mondzyklen, ein Handelsabkommen vereinbarten, lebten die Dorfbewohner in stetigem Aufruhr. Da Habron im nordwestlichen Grenzgebiet von Meshan lag, wurde das Dorf als Handelszentrum erwählt. Auf seinem Weg zum Gasthaus des Dorfes bemerkte Nethariel auch Abgesandte aus Fiewaerl, mit ihrem Geleitschutz. Die Kapuze seines Umhangs zog er tiefer in das Gesicht, zum einen regnete es stark und zum anderen sollte ihn niemand erkennen. Den Geleitschutz eines solchen Abgesandten stellten mindestens ein Leibwächter und ein Mitglied der Shatarree. Diese speziell ausgebildeten Kämpfer, waren in den meisten Ländern, unter dem Begriff Schatten bekannt. Sie agierten meistens verdeckt und alleine oder zu zweit.
Nethariel stand bei ihnen sehr weit oben auf der Liste, der zu eliminierenden Ziele.
Vor dem Gasthaus angekommen betrachtete er es einige Augenblicke.
Die Fassade wirkte ein wenig schäbig und heruntergekommen. Ein Schild mit der Aufschrift <zum wilden Fluss> hing neben dem Eingang über der Straße. Durch zwei kleine Fenster und die Tür, welche immer wieder geöffnet wurde, drang allerdings vielstimmiges, freudiges Gelächter. Nethariel blickte sich noch ein letztes Mal kurz auf der Straße um, bevor er die Stufen emporstieg und in das Gasthaus eintrat.
Der Schankraum maß etwa zehn Schritte in der Breite und sieben in der Länge. Gegenüber der Tür befand sich ein drei Schritte langer Tresen, neben welchem sich rechts eine Treppe in das obere Stockwerk mit den Schlafräumen anschloss. Mittig der linken Wand erhellte ein offener Kamin mit seinem Feuer den größten Teil des Raums. Dort wo sich freie Flächen fanden, hatte der Besitzer runde Tische mit Sitzgelegenheiten platziert. Auf nahezu allen saßen bereits Besucher. Einzig die zwielichtige Ecke neben der Treppe wirkte unbesetzt, sodass nicht genau erkennbar war, ob an dieser Stelle jemand saß.
Nethariel drängte sich zwischen den ausgelassenen Leuten hindurch zum Tresen, hinter dem ein fast kahlköpfiger und bierbäuchiger Wirt seiner Arbeit nachging.
„Was darf es sein Fremder?“, fragte dieser mit grunzender Stimme, zog geräuschvoll die Nase hoch und stopfte ein speckiges Tuch in seine Schürze, mit dem er zuvor den Tresen abwischte.
„Hast du Fiewaerlder Met im Angebot?“, erkundigte sich Nethariel, währenddessen er den Wirt leicht angewidert musterte.
„Muss ich erst aus dem Keller holen lassen“, brummte dieser ein wenig mürrisch.
„Gibt nicht viele in meinem Laden, die das Zeug trinken. Kostet dich vier Kupferlinge“.
Nethariel zählte mit seinen langgliedrigen Fingern fünf einzelne Münzen aus einem kleinen Lederbeutel an seinem Gürtel ab und legte diese auf den Tresen. Die fünfte Münze war in Meshan weithin ein bekanntes Zeichen dafür, dass der Bezahlte sich nicht an den jeweiligen Gast erinnern sollte.
„Du machst mir keinen Ärger, oder?“, fragte der Wirt skeptisch und prüfte die Münzen.
„Wenn ich Ärger suchen würde, hättest du keine fünfte Münze bekommen“, erwiderte Nethariel leise.
„Man kann ja noch fragen Fremder. Neben der Treppe ist immer für meine speziellen Gäste frei, bist der erste heute“, sagte der Wirt zufriedener wirkend, über den zusätzlichen Kupferling.
„Meine Tochter bringt dir gleich dein Gesöff, sie hat ohnehin einen Fable für euch Fremdländer“, fügte er an und winkte einer Schankmaid mit üppigem Dekolletee.
Nethariel wählte sich den Platz mit dem Rücken zur Wand, von welchem er den Raum gut überblicken konnte. Es beunruhigte ihn, dass seine Kontaktperson bisher nicht eingetroffen war. Ziellos ließ Nethariel seinen Blick durch die Menge schweifen, wobei er regelmäßig den Eingang überprüfte. Die anwesenden Leute wirkten wie einheimische Bauern und Nethariel entspannte sich ein wenig. Viele dieser Leute hatten ihr Land verkauft und verprassten das Geld nun im Gasthaus. In den Zentren der auf diesen Feldern entstandenen drei Zeltstädte zeigten sich bereits die ersten Gebäude der Handelsgilden.
Nach einiger Zeit trat eine junge Frau mit langem, dunklem Haar aus einem Nebenraum. Sie balancierte ein Tablett voller Krüge und tänzelte anmutig zwischen den Anwesenden hindurch, währenddessen sie die Getränke verteilte. Nethariel hatte während seiner Reisen durch Meshan selten ein so elegantes Verhalten in den Gasthäusern gesehen.
Als noch ein Krug auf dem Tablett stand, bahnte sie sich einen Weg zu Nethariel, der leise seufzte. Während des Verteilens hatte öfters der ein oder andere Krug, Teile seines Inhaltes in die anderen Krüge verteilt. Nethariel vermutete, dass seiner nun voller Bier war.
Nachdem die junge Frau ihn auf den Tisch gestellt hatte, blickte er erstaunt auf eine kleine Platte, die den Krug verschloss.
„Vater sieht es nicht so gerne, wenn Fremdländer hier verweilen. Ich hingegen finde es überaus faszinierend“, sagte sie und setzte sich auf den freien Stuhl ihm gegenüber. Dabei beugte sie sich weiter vor als nötig und gewährte einen tiefen Blick in ihr Dekolletee.
Nethariel ignorierte es, nahm die Platte vom Krug und sah hinein. Vor ihm schwappte eine klare, goldene Flüssigkeit, welche einen leicht süßlichen Geruch verströmte. Den Blick auf die junge Frau wendend, bot er das Getränk an.
„Euer Bruder meinte bereits, Ihr würdet mich zuerst probieren lassen“, kicherte sie amüsiert und trank einen großen Schluck.
„Mein Bruder wird sicherlich auch gefallen an euch gefunden haben. Erzählte er denn noch etwas anderes?“, fragte Nethariel und nahm selbst einen tiefen Schluck aus dem Krug, welchen sie über den Tisch zu ihm zurückgeschoben hatte. Kühl ran das Getränk seinen Rachen hinunter und machte die stickige Luft in dem Raum ein wenig angenehmer.
Die junge Frau errötete leicht beim Klang seiner Stimme. Diese Wirkung hatte er schon öfter bei Frauen aus Meshan feststellen können. Sie fummelte kurz in ihrem Dekolletee herum, bevor sie ihm signalisierte näher zu kommen und sich zu ihm heran beugte. Ihre Köpfe waren jetzt so nah beieinander, wie es die Kapuze zuließ.
„Zu gerne würde ich Euer Gesicht sehen. Diesen Gefallen werdet Ihr mir sicherlich nicht gewähren“, flüsterte sie lüstern und fügte noch hinzu, „Euer Bruder traf vor einigen Tagen bei uns ein und wartete bis gestern auf Euch. Bevor er ging, überreichte er mir einen Brief und sagte, Ihr sollt diesen zwischen meinen Brüsten herausziehen“.
„Wenn dies die Bezahlung für den Botendienst ist, möchte ich es Euch gewähren. Lasst mich jedoch zuerst lesen“, antwortete er leise. Mit zwei Fingern zog er den Brief aus ihrem Dekolletee und berührte dabei leicht eine ihrer Brüste, wie zufällig. Sie quittierte es mit einem kecken kichern und sank zurück auf den Stuhl.
Während Nethariel das Papier auseinanderfaltete, schob er ihr den Krug erneut zu. Geduldig nahm sie ihn, trank und wartete.