Was lest ihr gerade? (Non-Fantasy)

Es gibt 734 Antworten in diesem Thema, welches 138.110 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. Mai 2024 um 00:39) ist von Der Wanderer.

  • Fertig gelesen habe ich seit einiger Zeit nichts - aber Hörbücher liest man ja nicht und sind trotzdem Bücher!

    Das Känguru-Manifest von Mark-Uwe Kling,

    Die Känguru-Offenbarung von Mark-Uwe Kling uuuund, wie sollte es anders sein,
    Die Känguru-Apokryphen von Mark-Uwe Kling natürlich.

    Die Reihe lebt von seinen Einzelepisoden und seinem Witz, weniger von einer packenden großen Geschichte, aber das weiß man , wenn man die Känguru-Chroniken schon kannte. War auf jeden Fall schön und hat mir den etwas schwierigen letzten Monat etwas aufhellen können. Auf den Film freue ich mich schon!

    Wow, das ist alles etwas nichtssagend, oder? Aber mehr habe ich wirklich nicht zu sagen xD

    Häupter auf meine Asche!

  • Ich hab hier schon eine Weile nichts mehr geschrieben, mal abgesehen vom Post über mir ...

    Ich bin mit Wer bin ich und wenn ja, wie viele? von Richard David Precht durch. Das Buch ist von 2007 und schneidet in seinen drei Teilen "Was kann ich wissen?", "Was soll ich tun?" und "Was kann ich hoffen?" viele viele Fragestellungen der Philosophie an. Es ist eine gut bekömmliche Reise durch die Philosophie, in der man viele Themenfelder und wichtige Personen daraus etwas oberflächlich kennenlernt. Es ist in gewisser Weise ein Sprungbrett. Jemand ohne vorige Kenntnisse kann es leicht verstehen und sich bei weiterem Interesse zu einem bestimmten Thema dann weiter damit beschäftigen. Für eine etwas oberflächliche Allgemeinbildung ist es sicher auch ganz gut.

    Als jemand, der keinen Philosophieunterricht hatte, hab ich das Buch wirklich gern gelesen. Vielleicht hat Precht noch mehr auf Lager und vielleicht zieht es mich auf lange Sicht auch tiefer in diese Art der Bücherwelt. Wer weiß.

    Häupter auf meine Asche!

  • Juhannusyön uni (Ein Sommernachtstraum) von Arne Dahl

    Wieder einer aus der Reihe der Schwedenkrimis. Was ich Dahl zugute halten moechte - die sind echt auch sehr unterschiedlich vom Plot, man bekommt immer was neues.

    Aber hier geht's wieder massiv daneben.

    Erst mal braucht Dahl sonst 50 Seiten bis der eigentliche Fall aufgebaut wird - in diesem Fall eher 150 Seiten. Das Geschehen ist an sich mysterioes - die Polizei kann vier Mordverdaechtige fassen, aber in jedem Fall stellt sich heraus - die sind zwar mit Mordwaffe am Tatort gewesen - aber irgend jemand anders hatte den Mord schon vor ihnen begangen - und zwar mit einer ganz aehnlichen Waffe und Methode.

    Das macht natuerlich wahnsinnig neugierig - wie hat der Taeter das schaffen koennen? Woher wusste er teilweise noch bevor es den Leuten bewusst war, was sie jetzt vorhatten? Wie hat er das alles arrangiert?

    Agatha Christie ist eine Altmeisterin des Krimis - die hat bisher fuer jede noch so unmoegliche Situation eine Loesung gefunden.

    Dahl ist in der Beziehung leider ein Hochstapler - es wird nie aufgeloest. Sie finden den Taeter, und dann raesoniert die Ermittlerin noch darueber dass sie moeglicherweise nie erfahren werden wie er das alles arrangiert hat, es kommt noch zu einer Batman-vs-Joker Wahl zwischen der Tochter eines Ermittlers und einigen Unschuldigen (damit der Notwendigkeit Genuege getan ist dass auch der Ermittler selbst bedroht ist) - und aus.

    Tja...

    So wird daraus ein gutes Lehrstueck wie man seine Geschichte nicht aufbauen sollte - ein geheimnisvoller Plot braucht halt auch irgendwie einer Erklaerung dahinter, und Magie kommt in einem Krimi (auch in der Mittsommernacht) nicht so wahnsinnig gut.

  • Helvetin Historia (Geschichte der Hoelle) von Kari Kuula

    Ein hoellisch gutes Buch vom Autor der Biographie des Teufels (kam glaube ich sogar vor der Biograpie) - teilweise ueberschneidet es sich vom Inhalt, aber wenig.

    Es geht um die Entwicklung der Vorstellung der Hoelle seit der Antike ueber die Geschichte des Christentums - wie schaut es da aus, wie kommt man da hin, wie lange muss man bleiben wenn man mal drin ist? Und was steht eigentlich in der Bibel dazu?

    Ueberraschend war fuer mich dass etwa im AT nichts dazu zu finden ist - da endet das Dasein mit dem Tod, danach kommt nichts - wenn Gott fuer Gerechtigkeit sorgt, dann im Dieseits. Die Hoelle ist eine Erfindung von... Jesus, der mit Abstand von allen Autoren des NT am meisten davon redet.

    Es geht dann auch um philosophische Fragen (Wie kann ein liebender Gott fuer eine begrenzte Verfehlung eines Menschen endlose Hoellenqualen als Strafe akzeptieren? Kann Gottes Schoepfung 'erfolgreich' genannt werden wenn am Ende nur ein kleiner Prozentsatz der Menschen in den Himmel kommt?) und um das grosse Schisma zwischen katholischer und evangelischer Kirche (Gibt es ein Fegefeuer aus dem die Seelen nach begrenzter Verweildauer entlassen werden?) - genauso wie um Darstellungen der Hoelle in Literatur und Kunst.

    Wieder mal sehr ein sehr lehrreiches Werk.

  • Ich lese gerade Dornenherz von einer meiner Lieblingskrimi/Thriller Autorinen Karen Rose.

    Sie schafft es immer wieder mich mit ihren Charakteren und der Handlung in den Bann zu ziehen, so dass ich das Buch zwar kurzzeitig zur Seite legen kann aber mich immer wieder Frage wie es weiter geht.

    Es ist wie ein roter Faden der sich durch die ganze Handlung zieht und es bleibt spannend bis zum Schluss.

    Ihre Charaktere haben Ecken und Kanten die ihnen einen nahen Bezug zu den Lesern schafft. Jeder kann sich auf die ein oder andere Weise mit ihnen Identifizieren.

    Habe schon viele ihrer Werke gelesen und muss wieder bei diesem Krimi feststellen das ich den Kauf nicht bereue und es sicher auch noch öfters lesen werde.

    Hier ein kleiner Einblick in die Story:

    Meredith ist eine anerkannte Physiologin, die sich um traumatisierte Jugendliche und Kinder kümmert. Dabei steht ihr das Wohl und der Schutz ihrer kleinen Patienten im Vordergrund. Auch deswegen hat sie sich im Laufe der Zeit viele Feinde gemacht. Mit Anfeindungen kann sie umgehen. Ihr ansonsten geregeltes Leben gerät aus den Fugen, als sie plötzlich zur Zielscheibe eines Mordanschlags wird. Adam, ein Agent der sie schon bei einem zurück liegenden Fall unterstützt hat, wird mit der Aufklärung beauftragt.Die Liste ist lang.

    Wer steckt dahinter?

    Ich bin jedenfalls gespannt!

    :thumbsup:

    Mehr aus meiner Feder: Gefangen im High Fantasy Bereich.

    Der Tag an dem alles begann findet ihr im Urban Fantasy Bereich auf fleißige Leser. ^^

  • Inferno von Dante Alighieri

    Nach der Geschichte der Hoelle dachte ich mir, schau ich mal rein, nachdem das offenbar die Hoellenschilderung der Weltliteratur ist. So gut Italienisch kann ich leider nicht, aber ich lese eine englische Uebersetzung online.

    Schwer in die Stimmung reinzukommen, gereimte Texte sind fuer mich eher schwierig, aber es lohnt sich mal gelesen zu haben.

  • Geschichte des Waldes von Hans-Jörg Küster

    Danke an Thorsten fürs Erwähnen, finde ich sehr spannend und gibt interessante Hintergrundinformationen zu dem grad brandaktuellen Thema.
    Und auch aus weltbaulicher Sicht finde ich da ein paar spannende Ansätze.

    Falken haben doofe Ohren

  • Anna Karenina von Tolstoi :D

    Es lag echt lange rum, weil Tolstoi und so :panik: Hab mich einfach nicht getraut.

    Aber wenn man sich an die russischen Namen gewöhnt hat, hat es durchaus was :D Auch wenn ich nach gerade mal 25 Kapiteln erst so langsam erkenne, worauf das hinauslaiufen soll, aber immer noch völlig im Dunkeln tappe, welche Rolle viele der anderen Charaktere spielen XD Aber gut. Ich bin auch erst auf Seite 200 irgendwas und der Schinken hat über 1000 Seiten. Bin ja quasi noch völlig am Anfang XD

    Davor hatte ich:

    Der Hochzeitsladen

    Ein total schönes Buch. Ein wenig spielen darin auch Gott uns Jesus eine Rolle und das Thema "Bestimmung finden" und "wieder heil werden".
    War total schön :)

    Es geht um Haley, die bei der ameriaknischen Luftwaffe war und viel Leid gesehen hat und zudem noch eine schlimme Beziehung hinter sich hat. Sie kehrt nach Hause zurück und will den alten Hochzeitsladen wiedereröffnen, der in den 1930ern Miss Cora gehört hat. Dabei lernt sie natürlich ihre große Liebe kennen :P
    Parallel wird die geshcichte von Miss Cora erzählt, die ebenfalls die ein oder andere blöde Entscheidung getroffen hat und der beinahe das Glück durch die Finger geronnen wäre. Aber nur beinahe! Phew.

    In der Tiefe meines Herzens
    Auch ein christlich angehauchter Roman. Hier ist auch das Thema "wieder heil werden" und "Gottvertrauen" ein Thema.
    Es geht um Grace, die bei einem tragischen Unfall ihre kleine Schwester und ihren Vater verlor. Beide ertrankne im Meer und Grace gibt sich die Schuld daran. Jetzt hat sie ihr Leben darauf verwand ein programm zu entwerfen, dass sich "Überleben im Wasser für Nichtschwimmer nennt" und möchte das in einem Sommercamp erproben, um es danach Landesweit anbieten zu können. Die Campleitung hat allerdings gewechselt und mit Kye kommt sie so gar nicht klar ... eigentlich ;)

    Ach ich mag so kitschige Sachen zwischendrin. Außerdem haben mich die Bücher sehr berührt, weil man darin immer ein Stück sich selbst wiederfindet ^^
    Naja, und jetzt kaue ich wie gesagt an Tolstoi.

    By the Way, weiß einer, wie man Karenina richtig ausspeicht?
    KarEnina oder KareNIna? Ich wollte es googlen, kann aber keine Lautschrift lesen :rofl:

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Ich habe nun den Schreib-Ratgeber "Story" von Robert McKee beendet und bin begeistert. Das Bucht ist mit seinen Auszügen aus der Filmgeschichte eigentlich für Drehbuchautoren, bietet aber mit seinem tiefen Kern über das Schreiben und den Aufbau von Szenen auch für Autoren jeden Genre viel Neues. "Story" ist herrlich geschrieben, flüssig und für einen Ratgeber sehr unterhaltsam. Es ergründet die großen Fragen: Was IST eine (gute) Geschichte? Wieso sehnt sich der Mensch nach Unterhaltung? Wie baue ich nachvollziehbare Charaktere?

    Eigentlich tue ich mir mit Ratgebern ja schwer. Jeder weiß plötzlich alles über alles - wie man schöner, besser und glücklicher wird. Es herrscht ein Krieg der Ratgeber. Für Schreiberlinge gab es irgendwie auch immer nur diese trockenen "Show, don't tell!"- Regeln, lieblos verfasst und auf den Markt geschmissen. "Story" ist da anders. Es bietet keine Regeln, sondern entführt den Leser in die Welt der (Film-)Geschichte, der Unterhaltung, die menschliche Psychologie und die Gesellschaft an sich. Ich hatte richtig Spaß beim Lesen und quasi gespürt, wie mir beim Lesen manche Sachen klarer geworden sind.

    Eine Empfehlung für alle, die sich für Drehbücher, Filme und natürlich die Kunst des Schreibens interessieren 8)

  • Ich bin gerade an number9Dream von David Mitchell dran. Ja, das ist der Titel, benannt nach einem Lied von John Lennon.

    Es ist so etwas wie ein Coming-of-Age-Roman, denke ich zumindest, über einen jungen Mann namens Eiji Miyake, der nach Tokyo zieht, um seinen Vater zu suchen. Den hat er nämlich niemals kennengelernt, weil er sein uneheliches Kind ist und der Vater eine hohe Position in der Regierung bekleidet.

    Ich bin nun im dritten von neun Kapiteln des Buches und bisher hat sich sie Hauptfigur noch nicht geändert. Mitchell spielt aber trotzdem verschiedenen Erzahltechniken und es macht mir wieder eine riesige Freude.

    Im ersten Kapitel sitzt unsere Hauptfigur beispielsweise in einem Café und beobachtet das Nachbargebäude, in dem die Anwältin arbeitet, die für die Geheimhaltung der unehelichen Kinder des Vaters verantwortlich ist. Ehe man es sich versieht driftet die Geschichte in einen absurden Action-Thriller ab. Man bemerkt es zuerst gar nicht und dann denkt man sich plötzlich "Moooment, hier ist doch was komisch!". Tja. Über solche Tagträumereien lernt man Eiji ein bisschen besser kennen.

    Was etwas merkwürdig auf mich wirkt: Wenn es nicht gerade einen besonderen Effekt zu erzielen gibt oder wörtliche Rede ins Spiel kommt, ist der Text fast immer im Blocksatz. Das bedeutet teilweise Seiten ohne einen einzigen Absatz, was den Seiten eine hohe Textdichte mit wenig Orientierungsmöglichkeiten für die Augen gibt.

    Literarisch gibt es dem Buch so ein bisschen sowas wie einen Stream-of-Consciousness-Effekt, weil bei einem neuen Gedanken kein neuer Absatz folgt. Bei Mitchell ist das sicher nicht zufällig passiert, aber ich frage mich, was die Gedanken dahinter waren. Mutig, macht es aber auch etwas schwerer verdaulich. Nach einer kleinen Eingewöhnungsphase ist einem das dann aber auch egal.

    Bisher wieder klasse, auch weil so eigenwillig. :)

    Häupter auf meine Asche!

  • Es herrscht ein Krieg der Ratgeber.

    Oder wie es beim Kaenguruh vorkommt - 'Der "Wie schreibe ich einen Ratgeber" Ratgeber.':D

    Eine Empfehlung für alle, die sich für Drehbücher, Filme und natürlich die Kunst des Schreibens interessieren

    Wirft dann nur noch die Frage auf warum so viele Filme aus Hollywood grottenschlechte Drehbuecher haben...

    Ja, ich lese grade Raamatun maat ja kansat (Laender und Voelker der Bibel) was ich zu Weihnachten bekommen habe. Im Prinzip ein grosses Kartenwerk wo die ganzen Kriegszuege von Israel und Juda graphisch dargestellt sind, dazu Bilder aus der Gegend dass man sich vorstellen kann wie es vor Ort aussieht, garniert mit einem historischen Abriss wie es in der Welt aussenrum zu jeder Phase aussieht.

    Wichtigste Erkenntnis - im heiligen Land ging es schon vor 4000 Jahren so zu wie heute - und das ging die 2000 Jahre die das Buch beschreibt die ganze Zeit so. Die Aussenpolitik des Koenigreichs Juda wechselt konstant zwischen zwei Polen - einmal werden Buendnisse mit den Nachbarn gemacht, Handel wird getrieben und alles blueht auf, aber nachdem die Nachbarn dann auch ihre Tempel im Staatsgebiet bauen und es Mischehen gibt taucht frueher oder spaeter ein Prophet aus der Wueste auf, prangert den Sittenverfall an, religioese Fanatiker brennen die fremden Tempel nieder, das fuehrt zu Kriegen oder Mangel an Bundesgenossen im Fall eines Angriffs und laesst den Handel darniederliegen, jeder schaut in die Roehre bis wieder ein pragmatisch denkender Herrscher ans Ruder kommt...

    Die meisten Koenige sind irgendwie ermordet worden - entweder von Geschwistern oder von Attentaetern. Zwischendurch verwendet eine Grossmacht das Land als Aufmarschgebiet, dann werden mal wieder alle Staedte niedergebrannt. Oder ein Prophet macht den einen zum Koenig, entscheidet sich dann aber um und kuert einen Gegenkoenig...

    'Game of Thrones' ist echt harmlos dagegen, ich glaube bisher war schon alles mal da - Voelkermord, Zwangsumsiedlung, Guerillakrieg, Verrat, Pakt mit dem Erzfeind,...

  • Whooahhh!

    "Die Wüste atmet Freiheit" von Barbara Hodgson.

    Reiseberichte von Frauen aus den Jahren 1717 - 1930, die damals im "Orient" unterwegs waren.

    Wer der Ansicht ist, Emanzipation wäre ein Thema der heutigen Zeit, kann hier echt noch was lernen.

    Gerstenberg Verlag 2006

  • Vietnamin Sota (Der Vietnamkrieg)

    Eine Sammlung von Essays ueber verschiedene Aspekte des Themas, geschrieben von Militaers beider Seiten, Historikern und Zeitzeugen.

    Ja, erst mal hat mich ein bisschen ueberrascht wie viel vom ganzen Kontext ich nicht gewusst hatte - Amerika in Vietnam kennt man ja aus Filmen und so weiter - aber dass die amerikanische Beteiligung nur eine Phase in einem mindestens doppelt so langen Krieg war, das war mir nicht so recht klar.

    Ansonsten ist es spannend wie die Vietnamesen im Nachhinein kommentieren was fuer eine Strategie der Amerikaner den Krieg schnell und ganz anders beendet haette - und auch, warum die Amerikaner das aus politischen Gruenden so nicht konnten.

    Naja, das duerfte mein erster Ausflug in die neuere Geschichte sein, aber ich find's sehr spannend da mal ein paar Details mitzubekommen.

  • "Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses" von Dee Brown. Das Buch erzählt die Geschichte der weißen Besiedelung Nordamerikas aus Sicht der indianischen Stämme. Nein, das ist keine leichte Kost. Ich weiß auch wirklich nicht, ob ich das ganz lesen kann, weil es letztlich eine Aneinanderreihung von Verrat und Völkermord ist, die mich einfach traurig stimmt. Aber es ist dennoch sehr spannend und informativ zu lesen, auch wenn ich vermutlich meine Schwierigkeiten mit den zig noch nie gehörten Namen von wichtigen indianinschen Persönlichkeiten und Stämmen haben werde.

    Besonders fasziniert hat mich schon das Detail, dass viele Indianerstämme Land eigentlich nicht verkaufen konnten, weil sie kein Konzept von Landbesitz hatten. Das Land war/ist ein Geschenk des großen Geistes und darauf kann man kein Eigentum haben. Aus diesem Denken heraus haben sie oft Verträge unterzeichnet, um nett zu den Europäern zu sein, obwohl sie "wussten", dass sie nichts verkaufen konnten, was sie gar nicht besaßen. Klingt etwas verwirrend, aber wenn man mal darüber nachdenkt, dann ist es eigentlich absolut logisch ^^

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Klingt ziemlich hart... aber spannend.

    Besonders fasziniert hat mich schon das Detail, dass viele Indianerstämme Land eigentlich nicht verkaufen konnten, weil sie kein Konzept von Landbesitz hatten.

    Nicht dass es ihnen was genuetzt haette wenn sie das Konzept verstanden haetten - die Siedler haben ja auch Vertraege abgeschlossen in denen den Indianern ein Gebiet garantiert wurde, aber wehe da wurde was interessantes gefunden - dann waren die Vertraege auf einmal nichts mehr wert.

    Die Vertraege waren praktisch immer nur das Maentelchen um die nackte Gewalt nicht so haesslich aussehen zu lassen...

  • Abenteuer Schweiz
    Das Buch wurde zur 700Jahrfeier (?) der Schweiz von der Migros recht großzügig verteilt und ich bin endlich mal dazu gekommen es auszugraben. In 100-Jahresschritten wird das Leben und die Umgebung eines fiktiven Bewohners der Schweiz beschrieben.
    Angefangen natürlich im Mittelalter. Faszinierend dabei ist für mich, das ich, immer wenn ich übers Mittelalter lese, wieder über mir komplett neue Facetten stolperte, die mein Bild davon doch wieder merklich verändern...
    Z.B. das Aussehen der Städte: Diese waren zum größten Teil einfach noch komplett aus Holz, auch das Dach, mit Schweinsblasen vor den sehr kleinen Fenstern, Kopfsteinpflaster gab es da natürlich auch noch nicht etc.
    Die ganzen Kriege zum erweitern des Besitztes waren halt auch nicht so an der Tagesordnung wie wir das heute so im Kopf haben (ich zumindest) viel mehr lief über Verträge, Erbrecht, etc. Zuständigkeiten und Besitztümer wurden zwischen Klöstern, Adeligen und Kaiser wohl wie wild hin und her geschoben...
    Gut, die Schweiz war zu dem Zeitpunkt natürlich auch eine sehr wichtige Region, mit der Erschließung des Gotthardpasses (mit Säumerwegen! Das lief alles nur mit Eseln, es fuhren keine Karren über die Alpen. ^^ )

    Falken haben doofe Ohren

  • So, jetzt bin ich mit den Essays ueber den Vietnamkrieg durch...

    Abschliessend fand ich es sehr spannend, weil es mich viel zum Nachdenken angeregt hat. Ueber Fragen wie

    * Moral

    Meine Generation ist ein bisschen spaet dran, aber irgendwie ist man Anti-Vietnamkrieg sozialisiert, mein instinktives Bild war 'dagegen'. Nur - was der Norden dann im Sueden nach dem Sieg angestellt hat - Saeuberungen, Internierungslager,... und mit der eigenen Bevoelkerung - Hungersnoete ueber mehrere Jahre, eine Million Fluechtlinge. Und vor allem was dann in Kambodscha passiert ist, einem Nebenschauplatz wo die USA ebenfalls (ohne Erfolg) versucht haben die Regierung zu halten - die Roten Khmer haben 1-2 Millionen Einwohner, etwa 1/4 der Bevoelkerung - in zwei Jahren umgebracht - wirft dann doch die Frage auf ob 'raushalten' jetzt so die saubere Alternative ist.

    * Sieg

    Tja, was bedeutet das eigentlich? Die Amerikaner haben die meisten Feuergefechte gewonnen, den Nordvietnamesen wesentlich mehr Verluste zugefuegt als sie selbst erlittten haben, den Norden fast in die Steinzeit gebombt - und trotzdem verloren.

    Das 'warum?' finde ich extrem spannend - es haengt damit zusammen dass der Norden sich schlicht geweigert hat aufzugeben. Das erklaerte Ziel war, Suedvietnam in die Lage zu versetzen sich gegen eine Invasion des Nordens zu behaupten. Um den Norden militaerisch kampfunfaehig zu machen haette die USA die Rueckzugsraeume im Norden, in Laos und in Kambodscha angreifen muessen - das war vom Kongress nicht gewollt. Um den Sueden militaerisch kampffaehiger zu machen hatten die USA einen laengeren Atem beweisen muessen - anscheinend waren sie auf dem richtigen Weg, aber der Druck abzuziehen war zu stark. Und nachdem sie keine dieser beiden Moeglichkeiten waehlen konnten, war der Konflikt nicht gewinnbar.

    * Demoralisierung des Gegners

    Irgendwann in WW II scheint die Idee aufgekommen zu sein dass man durch ein heftiges Bombardement der zivilen Infrastruktur (unter Billigung von Verlusten der Zivilbevoelkerung) den Gegner demoralisieren kann. Soweit ich sehen kann hat das nie funktioniert - weder hat die deutsche Bevoelkerung gegen Hitler rebelliert als Stadt um Stadt mit Brandbomben zerstoert wurde, noch hat England unter dem V-2 Bombaardement von London kapituliert, noch hat Nord-Korea deswegen kapituliert, noch hat das in Vietnam funktioniert.

    Trotz dieser anduaernden Misserfolge von strategischen Bombardements scheint die Idee mysterioeserweise aber irgendwie immer noch fuer gut gehalten zu werden (Serbien, oder Irak,...)

    Diese Idee dass man einen Krieg dadurch gewinnen kann dass man die Bevoelkerung nur genuegend leiden laesst scheint eine der daemlichsten und gefaehrlichsten in den letzten 100 Jahren zu sein...

  • Warum an die Zukunft denken? von Mario Sixtus

    Ein kleiner Band den mir die Bibliothekarin meines Vertrauens mitgebracht hat - es geht generell ueber das Konzept 'Zukunft' - was man sich so im Laufe der Zeiten gesellschaftlich drunter vorstellte ('das was die Goetter schicken', 'die Apokalypse der Bibel', 'das Fortschrittsversprechen', 'Endzeitphantasien von Waldsterben und Klimakatastrophe') und warum die eigene Zukunftsplanung oft so ueber Kreuz liegt ('soll ich jetzt noch die Steuererklaerung fertig machen - ach nee, Netflix..')

    Das Buch ist kurz, unterhaltsam geschrieben und bringt eine Menge Ideen.

    Leider... ist Zukunft als Vorstellung von nicht-realisierten Ereignissen ein Teil von Entscheidungsfreiheit, ein Thema ueber das Thorsten schon recht viel gedacht und gelesen hat. Und da betet Herr Sixtus halt oft leider Dinge runter ueber die man vielleicht mal tiefer nachdenken sollte.

    Eine Behauptung ist z.B. dass Menschen sich in der Vergangenheit und Zukunft immer als 'den Gleichen mit gleichen Zielen, Wuenschen, Vorstellungen,...' wie Heute vorstellen - waehrend sie sich - tada - tatsaechlich in Bezug auf diese Dinge aendern.

    Keine Ahnung ob es solche Menschen gibt - ich gehoer' definitiv nicht dazu. Ich war als Schueler ein ganz anderer Mensch, wenn ich meine Vergangenheit sehe sehe ich primaer eine Entwicklung, teilweise Erfahrungen geschuldet, teilweise Verstaendnis, teilweise einfach Veraenderungen (mit 20 kann man Sport machen ohne Aufzuwaermen, mit ueber 40 ist das halt nicht mehr drin, da freut man sich auch mal wenn beim Aufstehen nichts weh tut...) - notgedrungen sind meine Vorstellungen von der Zukunft vager, aber dass ich mit 70 die Ziele habe die ich heute habe halte ich doch fuer unwahrscheinlich...

    Insofern ist das doch ein komisches Bild von 'Persoenlichkeit' das da zugrundeliegt...

    Der Leser bekommt auch wieder das alte Lied 'Gehirn das fuer Aufgaben der Steinzeit von der Evolution entwickelt ist taugt nicht fuer Neuzeit und entscheidet falsch...' serviert.

    Jo, erst mal wird der Einfluss der Evolution auf den Geist von Wissenschaftlern auf der Suche nach Publicity glaube ich drastisch ueberschaetzt, denn komischerweise entscheidet der Geist sobald Kondome verfuegbar sind massenhaft genetischen Selbstmord zu begehen statt einfach den evolutionaeren Schatz der eigenen Gene weiter zu verbreiten.

    Dann frage ich mich - wie soll denn ein Hirn aussehen das 'modern korrekt' entscheidet? Mehr Betonung auf 'erst alles ruhig durchueberlegen' klingt zwar gut, aber 'Auto kommt, als Fussgaenger von der Fahrbahn hechten' ist trotzdem eine Situation die geloest werden muss ohne gruendlich nachzudenken.

    Generell isses im Leben halt leider so dass man praktisch staendig ohne genug Information irgendwelche Entscheidungen faellen muss - oft unter Zeitdruck, und nachher weiss man es dann besser.

    Will sagen, ich sehe nicht wie ein modernes Gehirn jetzt ohne ein System das 'schnell' entscheidet auskomment koennte - ganz ohne Rueckgriff auf die Steinzeit. Schnellschuesse die falsch liegen koennen sind halt noetig... das so als evolutionaeres Relikt zu verwerfen finde ich nicht sinnvoll.

    Generell reizt es mich ja immer zum Lachen wenn Leute gegen ihr Gehirn ausgespielt werden ('das Belohnungssystem tut dann dies und das,..' ' das Hirn giert nach Zucker') - jo, mein Gehirn hat das jetzt mal so entschieden, ich konnte nix machen, und mein Arm hat das dann auch noch ausgefuehrt... sorry man, koennen wir mein Hirn bestrafen, ich kann ja nix dafuer...

    Es gibt ja so klinische Stoerungen wo Menschen Teile ihres Koerpers als fremd empfinden, aber ich wuerde in den Raum stellen dass die meisten Menschen sich doch als ein 'ich' empfinden und nicht staendig ueber Kreuz mit ihrem Hirn und was es so entscheidet liegen.

    (Fuer Kenner der Materie - eine Identitaetsbeziehung ist keine Kausalbeziehung - eine grosse Menge von Baeumen sind der Wald (auf einer anderen Betrachtungsebene), sie verursachen keinen Wald).

    Ja, so Zeug finde ich halt recht unreflektiert irgendwo aufgeschnappt und ins Buch geschrieben. Wenn man aber mal eine schnelle und wenig tiefe Sammlung von Ideen und Gedanken haben will, dann lohnt sich ein Blick schon als Einstieg in die Materie.