TiKas Gedichte - Der Sammelthread

Es gibt 689 Antworten in diesem Thema, welches 177.809 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (18. Januar 2024 um 14:39) ist von TiKa444.

  • Heyho TiKa444

    Diese beiden letzten haben mir ausnehmend gut gefallen.

    Obwohl beiden eine unbestimmte Traurigkeit innewohnt, habe ich sie in keinem Augenblick als negativ empfunden (im Sinne, daß sie mich runtergezogen hätten...).

    Eher eine melancholische Reflektion des menschlichen Daseins.

    Und merken betroffen

    Wenn wir schließlich gehen

    Dass die Sterne sich nicht

    Um unser eins drehen

    Keine neue Erkenntnis, aber eine, die viel zu wenige im Laufe ihres Lebens erlangen - und am Schluß haben sie nichts mehr davon.

    Gut geschrieben. Danke dafür.

    :thumbup:

  • Schattenspiel

    In der Nacht leuchten die Sterne

    Sie sind klar und deutlich zu sehn

    Kaum mehr als Lichter in weiter Ferne

    Kann ich doch nicht zu ihnen gehn

    Am Tage brennt nur die Sonne

    Sie flutet die Welt mit Licht

    Leuchtende Farben wohin ich auch komme

    Farben sieht man in der Dunkelheit nicht

    Was bringt mir die Welt ohne Sterne

    Was nützt mir ihr Licht ohne Farben

    Wie lange noch bis ich endlich lerne

    Der Schatten verbirgt, doch er heilt keine Narben

    In der Nacht weiß ich, was ich verpasse

    Wenn ich die fernen Sterne betrachte

    Während ich selbst am Tage verblasse

    Mein Leben endet, sobald ich erwache

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Der Dunst der Dämmerung

    Der Dunst der Dämmerung deckt die Dächer

    Ein einsam Eilender eilt eilig entlang

    An alten Anwesen aus anderen Ären

    Vergessen von vielen, verdrängt vom Verstand

    Was würdevoll währte, wankt wie Wasser

    Basalt bricht berstend bei böiger Bora

    Ein Ebenbild entwichener erhabenen Ehren

    Fast flächendeckend fasoniert für flüchtige Flora

    Schließlich scheinen scheinbar Sonnenstrahlen schleichend schwächer

    Als anscheinend Abends abendröte apart aufglühlt

    Lichtblicke leisten leuchtend livriert

    Barmherzigen Beistand behutsam bemüht

    Bald blitzen Bernsteinstrahlen behaarlich blässer

    Und unversehen urteilt uraltes Urgericht

    Ganz geruhsam gar gänzlich geniert

    Das die Düsternis darniederbricht

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Lichterloh

    Hämmernd klopft die Sorge an

    Was ist Angst, was Bedauern

    Mein Herz springt klopfend dann und wann

    Wenn die Nacht mich sanft umschlingt

    All mein Glück ist nur gestohlen

    Und meine Zeit läuft ab

    Die Vergangenheit jagt unverholen

    Mich, dem nichts gelingt

    Der Sommer neigt sich jetzt dem Ende

    Es fallen Blätter und Geister lauern

    Ich frag mich aufs Neue, wo ich jetzt stände

    Hätt ich die Zukunft nicht verkannt

    Die Hoffnung wiegt mich sanft in Armen

    Doch zieht sie mich hinab

    Ich wimmer leise um Erbarmen

    Hab mich an meiner selbst verbrannt

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

    Einmal editiert, zuletzt von TiKa444 (5. August 2022 um 14:05)

  • Wow, Tika, "Dunst der Dämmerung" ist ein echtes Kunstwerk. Gefällt mir, wie du da die ganze Breite unserer Wortpalette genutzt hast, um dich auszudrücken. :thumbup:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Rosenrot

    Ein einsam klingend Kinderlachen

    Entrissen von Gewalt und Leid

    Fern von feuerspuckend Drachen

    Rosenrot auf weißem Kleid

    Es donnert schrill die Urgewalt

    Metall zerbirst im Flammenmeer

    Uralte Mauern verlieren den Halt

    Niemand mehr da, keiner mehr

    Sonnenlicht zerbricht im Nebel

    Besprenkelt schwarz verdörtes Laub

    Fauchend wild erhebt sich edel

    Der Vogel aus Metall und Staub

    Kreist erhaben über Zwerge

    Stößt hinab, es ist soweit

    Entschwindet dann über die Berge

    Rosenrot auf weißem Kleid

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Schwarz

    Bunte Vielfalt, überdeckt

    Grün und Blau und Gelb und Grau

    Längst verhallt und unbefleckt

    Glitzern rau im Morgentau

    Skelette nun auf hartem Stein

    Schillern sie wie glatter Quarz

    Im Abendrot verbleibt allein

    Tiefes dunkles stilles Schwarz

    Rein gar nichts hat den Staub durchbrochen

    Kein Hauch von Rot, verschmutztes Weiß

    Selbst das Orange ist längst verloschen

    Nur Rauch steigt auf, er ist noch heiß

    Mauerwerk ist eingefallen

    Aus Baumruinen sickert Harz

    Kanonenschläge die verhallen

    Nach Feuersbrunst verbleibt nur Schwarz

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Heyho TiKa444

    Ich mag Den Stil Deiner Gedichte sehr.

    In jedem klingt an, was Du sagen möchtest, aber in keinem wirst Du wirklich konkret. Korrektur: Wirst Du, verlangst von mir als Leser aber, mir ein eher"losgelöstes" Bild zu erschaffen.

    Finde ich manchmal etwas sehr bemüht (Dunst der Dämmerung), obwohl ich da vermute, daß Du nur mit Worten gespielt hast wie der hier:Der G-Punkt

    Allerdings stimme ich Tariq zu: Eine beeindruckende "Wortpalette".

    Summa summarum empfinde ich jedes Deiner Gedichte als sehr atmosphärisch - und das ist ziemlich selten.

    :nummer1:

  • Hey Der Wanderer

    Vielen Dank für die aufbauenden Worte. Es freut mich wirklich, dass meine Gedichte so auf dich wirken. Gerade das vage, wie du sagst losgelöst, ist mir wichtig.

    Ja, Dunst der Dämmerung war eher eine Spielerei. Ich denke die Kunst sowas nicht bemüht klingen zu lassen, habe ich noch lange nicht erreicht.

    Übrigens danke für den Link. Kannte ich noch gar nicht.

    LG TiKa444

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Fall

    Sanft schweben sie nach oben

    Stetig fallend, des Bodens beraubt

    Halten Sie sich in den Armen

    Haut ruht tröstend auf zitternder Haut

    Um sie herum kreisen Spiralen

    Aus Steinen und Erde, Beton und aus Dreck

    Tausende Körper, die mit aschfahlen

    Gesichtern auf die Liebenden starren

    Tausende Meter über berstendem Boden

    Aus welchem nun flammende Lava erbricht

    Milliardene Tote hört man noch klagen

    Ein Klagen, das Milliarden Geschichten entspricht

    Das Wasser ist längst entschwunden

    Nur noch die Tränen des Liebespaar

    Die im Herzen nun fest verbunden

    Eine Ewigkeit im Fallen verharren

    Krachend birst Fundament von schillernden Türmen

    Glas zersplittert und ergießt sich im Wind

    Am Ende gibt es für keinen Erbarmen

    Am Ende stirbt jeder, ob Mann, Frau oder Kind

    All die Paläste, der Reichtum, das Elend

    Alle Grenzen, sind endlich weg

    Das Geld, das uns trennte, es verbrennt

    Das System verschwindet, wie Wasser im Fluss

    Sie schweben inmitten von Feuerstürmen

    Es verbleibt nichts was man noch tun kann oder muss

    Ich liebe dich, hört man sie sagen

    Dann teilen sie ihren ersten Kuss

    Sie schweben hinauf, hinauf zu den Sternen

    Die Haare gefroren, die Augen noch klar

    Auf ewigem Kurs in Ferne Fernen

    Gefangen in ihrem letzten Kuss

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Ich dachte mir, es wäre mal wieder Zeit für ein etwas fröhliches Gedicht.

    Klopfen

    Ein süßes Lachen

    Erhellt meinen Tag

    Lächelnde Blicke

    Ein Augenaufschlag

    Ein sanftes Necken

    Von zart weicher Hand

    Ein Entgegenrecken

    Mir zugewandt

    Vom Windhauch der Hoffnung

    Umschmeichelt

    Und doch bleibt das Zweifeln

    Während ich verzweifel

    Hinter dieser Tür lodert ein Feuer

    Das mich entfacht oder verbrennt

    In jedem Fall ein Abenteuer

    Und das reicht mir für den Moment


    Farben sehen

    Grau auf grau

    Schwarz folgt schwarz

    Hin und wieder ein Blau

    Dann wieder Schwarz

    Das Gestern scheint gleich

    Dem Heute und Morgen

    Mein Himmelsreich

    Bleibt mir gut verborgen

    Und dann helles Licht

    Wo nur Dunkelheit war

    Die Finsternis bricht

    Wie sonderbar

    Ein Feuer entfacht

    Ich kann Farben sehen

    Ich hätte niemals gedacht

    Das Wunder geschehen

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

    Einmal editiert, zuletzt von Chaos Rising (1. August 2022 um 09:11) aus folgendem Grund: Ein Beitrag von TiKa444 mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Heyho TiKa444

    Schlau werde ich nie aus Deinen Gedichten - das habe ich ja schon früher mal angemerkt.

    Aber berührend finde ich sie jedesmal.

    Wenn ich da mal "Klopfen" als Beispiel nehmen darf:

    Meine Assoziation bei den ersten beiden Strophen: Baby.

    Bei der dritten: Angst und Selbstzweifel des Schreibend-Betrachtenden.

    Die vierte: Furcht vor dem eigenen Selbst.

    Ich bin mir da nicht ganz sicher und erwarte auch keine Antwort. Aber in allen Deinen Gedichten, die ich bisher lesen durfte, empfinde ich zwischen den Zeilen den Widerstreit von Hoffnung und Verzweiflung - mal wie in "Klopfen" so herum, seltener (leider) wie in "Farben sehen" andersherum.

    Ich meine das in keiner Weise wertend in die eine oder andere Richtung. Es ist mir nur aufgefallen.

    Als ob Du Dir beim Schreiben Deiner Zeilen jedesmal nie ganz sicher bist, wohin die Reise geht...

  • Ich würde beide Gedichte als die eines frisch Verliebten interpretieren. Kann aber auch sein, dass ich damit mörderisch auf dem Holzweg bin. :rofl:

    Bei Klopfen sehe ich ab der Hälfte der dritten Strophe eine gewisse Furcht vor dem Einlassen auf das Verliebtsein. Vielleicht hat der andere Part ja eine gewisse "Vergangenheit" oder Ausstrahlung. Ich erkenne ein kurzes Zögern und dann das "sei's drum". :dwarf:

    Farben sehen beschreibt für mich den vorher-nachher-Zustand. Also die Zeit des Grau- bzw. Schwarzsehens ist vorbei und die Welt ist voller Farben. Jepp, passt für die Liebe, würde ich sagen. :thumbup:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Ein neues Jahr vergangen

    Neue Zahl, altes Kleid

    Denselben Pfad begangen

    Wir sind noch da, wir sind bereit

    Ein neuer Tag bricht an

    Grellend rot das Morgenlicht

    Und Heut ist irgendwann

    Den neuen Morgen gibt es nicht

    Und doch scheint dieses Glimmen

    Doch zu hoffen wagt man kaum

    Mag unsre Zeit nun auch verinnen

    Es erhellt den Raum

    Hoffnung oder Trug

    Ich vermag es nicht zu sagen

    Das scheint uns nicht genug

    Doch was nützt es nun zu klagen.

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

  • Dieses Jahresendgedicht gefällt mir sehr gut.

    Es enthält einige Gedanken, dir mich in Erstaunen setzen.

    Am besten finde ich

    Und Heut ist irgendwann

    Den neuen Morgen gibt es nicht

    Damit stellst du Selbstverständlichkeiten infrage und bringst mich dadurch zum Verwundern.

    Was du da behauptest, stimmt gar nicht und stimmt vermutlich in gewissem Sinne doch, wenn du es von anderer Ebene betrachtest, und dann zeigt es etwas Übersinnliches auf, was ich sehr mag.

    Das finde ich einfach hübsch.

    Das einzige, was das schöne Gedicht wirklich (zer)stört, ist die letzte Zeile.

    Nachdem du vorher so schön die Hoffnung beschworen hast, endet es zusammenhanglos mit einer Klage.

    Hast du die nur gebracht, damit es sich reimt? Da entsteht kein höherer Sinn, sondern es entsteht für mich der Eindruck, durch das willkürliche Hinzufügen einer Schlusszeile lässt du alle deine vorherigen durchaus stimmigen und interessanten Gedanken und Gefühle wie das Ergebnis eines zufälligen Puzzles erscheinen. Die würde ich also unbedingt ändern.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Unendliche Gedanken zum Wochenende:

    Gedanken an der Spitze der Feder

    noch eben hingeworfene Worte

    zitternd Gefühle auf Papier

    wortsterbend verweilt die Hand

    schreibend bricht die Linie

    in weiße Leere Sprachlosigkeit

    fliehende Punkte ohne Ende

    unendliche Öde Seelenwüste

  • Ich finde das Gedicht sehr poetisch und es beschreibt die Erfahrung des Schreibens auf eine sehr anschauliche Weise. Es zeigt auch die Schwierigkeiten, die mit dem Schreiben einhergehen können, wie zum Beispiel die Sprachlosigkeit und die Leere. Dieses Gedicht gibt deine Emotionen extrem gut wieder.

    Eventuelle Anpassungen die möglich wären.

    Einige Satzzeichen könnten helfen, das Gedicht zu strukturieren und die Bedeutung der einzelnen Zeilen klarer zu machen.

    Beispielsweise könnten Kommas nach "noch eben hingeworfene Worte" und "zitternd Gefühle auf Papier" eingefügt werden, um die Aufzählung der Worte und Gefühle hervorzuheben.

    Allerdings kannst du es auch so lassen, wenn du die Offenheit und die abstrakte Form des Gedicht betonen möchte.

  • Tod - Die Liebe des Lebens

    Der dunkle Stoff weht im eisigen Wind

    Sie stehen zusammen

    Der weiße Umhang flattert im Wind

    Die Nacht trifft den Morgen

    Der Totenschädel zum Lächeln verzerrt

    Das Licht blickt in endlose Dunkelheit

    Der Weg hinaus auf ewig versperrt

    Und so verfängt sich das Feuer im Schatten

    Still spielt das Schimmern auf weißem Knochen

    Und lässt Hitze in der Kälte entflammen

    Und lässt gefrorenes Blut nun aufkochen

    Entblößt was für immer verborgen

    Sanft umspielen die Schemen das Licht

    Lassen es heller leuchten als zu jeder Zeit

    Wie dass Wasser die Strahlen der Sonne zerbricht

    In etwas, dass in tausenden Farben erscheint

    Unmöglich und doch unausweichlich

    Kommt zusammen was Trennung bedingt

    Das Schwarz schimmert hell weißlich

    Und das Brennen gefriert die Welt

    Die Nacht verschmilzt mit dem Tag

    Die Dämmerung ist geboren

    Und in ihr hämmert der Trommelschlag

    Der Herzen, die niemals ermatten

    Der Beginn folgt dem Ende

    Ein Rythmus der uns durchdringt

    Jeder Morgen ist eine Wende

    Die die Zeit aufs neue anhält

    Und so stehen sie ewig umschlungen

    Tief ineinander verloren

    Der Ordnung dieser Welt entsprungen

    Leben und Tod, in Liebe vereint

    Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

    Aldous Huxley

    Einmal editiert, zuletzt von TiKa444 (20. Juli 2023 um 05:33)