Die Endgültigkeit eines Todes ist es doch, was mich emotional abholt, wie man so schön sagt.
Solange der Leser nicht damit rechnet, dass der Charakter eine Chance hat, wieder zurückzukehren, ist jeder Tod erst einmal endgültig und hat das Potenzial auf diesen emotionalen Hieb. Hier sehe ich durch das Absägen einer Figur eine gute Möglichkeit, um den Leser gefühlsmäßig zu packen und ihm dann einen winzigen Funken Hoffnung hinzuwerfen, dass derjenige vielleicht zurückgeholt werden könnte.
Ich erinnere mich da an eine Szene aus einer recht langen Romanreihe, die für mich wirklich wie ein Bretterschlag ins Gesicht war und deren Namen ich absichtlich nicht nenne, weil wir in dem Fall über einen massiven Spoiler reden würden.
Aber nach sieben oder acht Bänden stirbt der Protagonist recht unverhofft und unglücklich gleich dazu. Die Hauptfigur war bis dahin der absolute Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und wirklich ein Charakter, der mit dem Leser bis dahin eng verwachsen war.
Und plötzlich geht die Geschichte im nächsten Band aus der Perspektive von irgendeinem Nebenprotagonisten weiter.
Ich. Bin. Fast. Ausgerastet. Mir war der Lesespaß richtig heftig vergangen und ich habe mich sehr durch die weitere Story quälen müssen.
Immer wieder habe ich vor den Zeilen gesessen und mir gesagt... Alter, das kann der Autor jetzt nicht machen. Ist der blöde Mistkerl denn komplett bescheuert? DAS. ARSCHLOCH!
Es gab bis dato keinerlei Aussicht darauf, dass ich meinen Protagonisten irgendwie zurückbekomme.
Und dann wird nach hunderten Seiten aus der Ersatzperspektive endlich die Wiederbelebung bewerkstelligt.
Ich war mehr als heilfroh. Richtig, ehrlich froh und vor allem war ich verdammt abgeholt, weil ein Wiedersehen schlicht nicht als Option vorhanden war.
Was ich damit sagen will: Richtig inszeniert kann auch die Reinkarnation einen ziemlich saftigen Plottwist darstellen, doch dafür muss man einen seiner Protagonisten nun mal erst im Vorfeld umbringen.
Deshalb ist tot für mich nicht grundsätzlich tot - aber das Zurückholen von Personen muss einen Zweck erfüllen und sich extrem schwierig gestalten, nur dann schafft der Vorgang einen richtigen Kontrast, der die Story von anderen Geschichten abhebt.
Ich denke, wir sind uns alle einig, wenn ich behaupte, dass es gähnend langweilig ist, wenn die Leute es alle paar Seiten wieder schaffen, irgendwen vom Fußboden aufzukratzen.