Ein Hallo an meine Leser aus dem Urlaub ...
... in dem ich leider immer nur für ein paar Sekunden WLAN am Laptop habe. Deshalb gehe ich jetzt auch nicht auf eure Kommis ein (ist blöd am Handy), sondern lass euch nur mal schnell noch den Rest von Kapitel neun da. Alles weitere später, wenn ich wieder zu Hause und am Netz bin.
alte Version
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Kapitel 9
(2/2)
Etwa zur selben Zeit stand die Ärztin Emma Milström vor der Tür des Klinikleiters. Sie hatte lange gezögert, zu ihm zu gehen, doch letzten Endes keine andere Möglichkeit gesehen. Noch einmal atmete sie tief durch und nach dem Scannen ihres Chips glitt lautlos die Tür auf.
Julian van Witten hob den Kopf vom Bildschirm. „Doktor Milström? Was führt Sie so früh zu mir?“
„Ich fürchte, ich bin da auf etwas Beunruhigendes gestoßen.“ Emma trat näher und hielt ihm ihr Datenpad entgegen.
Er nahm es und sah sie verwundert an. „Um was geht es?“
„Schauen Sie sich die Ergebnisse dieser Untersuchung an und achten Sie besonders auf die Aufzeichnung der Gehirnströme.“
Während der Klinikleiter die Daten studierte, musterte sie ihn unauffällig. Der Niederländer war groß und schlank, mit vollem Haar und gepflegtem Dreitagebart. Ein Mittvierziger, von dem man nachts träumen konnte. Aber Emma machte sich nichts vor. Sie war eine von vielen, die ihn anziehend und interessant fanden, das sah sie an den Blicken, die ihm in der Servicer-Cantina folgten.
Komm zu dir, mahnte sie sich, jetzt ist nicht der Moment zum Schwärmen!
Julian war fertig. Seine hohe Stirn hatte sich in Falten gelegt und die Augen waren ein wenig zusammengekniffen.
„Von wann ist das?“, wollte er wissen.
„Freitag, am späten Nachmittag. Ich hatte es Ihnen schon am Abend zeigen wollen, doch da war die lange OP dazwischengekommen.“
„Richtig“, erinnerte sich der Mediziner.
„Was sagen Sie dazu?“
Julian lehnte sich zurück. „Bedenklich. Hat der Onta über Beschwerden geklagt?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe ihn nach der Untersuchung extra noch einmal danach gefragt, doch er verneinte. Trotzdem wirkte er verschüchtert, fast ängstlich. Sehen Sie die Vitalparameter? Er hat geschwitzt, sein Puls war deutlich erhöht. Außerdem konnte er mir kaum in die Augen schauen. Ich vermute, er hat mir etwas verschwiegen. Es war sein erster Routine-Check, seit er im Ring ist. Und das sind drei Jahre.“
Julian nickte langsam. „Ich kann diese Spitzen hier“, er tippte mit dem Finger auf das Pad, „hier und hier nicht einordnen. Sind das Anzeichen für Schmerzen? Hat er gezuckt bei der Aufzeichnung?“
„Mir ist nichts aufgefallen. Aber ich habe ihn auch nicht ununterbrochen beobachtet.“
Er reichte ihr das Datenpad zurück. „Bestellen Sie ihn in zwei Wochen noch mal her. Vielleicht war es eine einmalige Sache und er war wirklich nur aufgeregt. Ansonsten müssen wir davon ausgehen, dass bei seinem Aufnahme-Medi-Check etwas schiefgegangen ist.“
„Das macht sich erst jetzt bemerkbar? Nach drei Jahren?“
Er hob die Schultern. „So etwas ist noch nie aufgetreten. Wenn sich in vierzehn Tagen dieselben Ergebnisse zeigen, werden wir einen Tracker auf ihn ansetzen lassen.“
Unbehaglich kaute Emma auf der Unterlippe. Ein Tracker, das bedeutete Dauerüberwachung einer Person im Ring, egal welchen Status sie besaß. Und zwar durch einen Sicherheits-Servicer, nicht durch eine Kamera. Derartiges wurde nur bei Gefahr angeordnet. Julian hatte es bisher erst einmal in Auftrag gegeben, bei einem Onta, der zu Wut- und Gewaltausbrüchen neigte.
„Vielen Dank, Emma, gut, dass Sie damit hergekommen sind.“ Er nickte ihr zu.
Sie erwiderte sein Nicken und wandte sich zum Gehen. Ein ungutes Gefühl hatte sich ihrer bemächtigt. Wenn die Ergebnisse beim nächsten Check wieder so waren, hatte sie diesen Onta gerade der totalen Kontrolle ausgeliefert. Kameras und Chips meldeten sich erst, wenn sich der Beobachtete auffällig verhielt oder gegen die Regeln verstieß. Doch mit einem Tracker würde sich der Onta faktisch unter einem Mikroskop befinden, ohne es zu wissen.
Es ist nötig, beschwichtigte sie ihre Bedenken. Eine derart abweichende Aufzeichnung kann auf alles Mögliche hinweisen. Sie hoffte, dass bei der nächsten Untersuchung Entwarnung gegeben werden konnte und Julian nicht zu diesem Schritt gezwungen war. Den gewalttätigen Onta von damals hatte sie danach nicht mehr in der Datenbank finden können.
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