Auf Amazon Prime ist am Freitag (02.09.2022) die Serie "The Rings of Power" / "Die Ringe der Macht" gestartet, in der ein Teil der Vorgeschichte von J.R.R. Tolkiens "The Lord of the Rings" / "Der Herr der Ringe" erzählt wird.
Ich hab mir die beiden ersten Folgen gestern mal angesehen. Erwartet habe ich nichts und bin teilweise auch von meiner eigenen Reaktion auf die Serie überrascht. Im Vorfeld der Ausstrahlung bekam ich schon einiges mit, was von manchen Fans scharf kritisiert wurde, etwa der Trend, die Besetzung von Filmproduktionen diverser zu machen. Wer sich also "The Rings of Power" anschaut, sollte darauf gefasst sein, dass es dunkelhäutige Hobbits gibt, die ein eher jamaikanisches Flair mitbringen oder eben auch dunkelhäutige Elben und Zwerge. Ich hab gemerkt, dass ich ohne Probleme darüber hinwegsehen kann. Da stören mich die in einem irischen oder schottischen Akzent sprechenden Zwerge mehr. Noch schlimmer finde ich allerdings, dass zu sehr Fantasyklischees auf eine schlechte Art bedient werden. Die Elfen wirken für mich allesamt der Erde entrückt, emotionslos, kalt und um das zu erreichen, spielen die Leute sehr mechanisch und ausdruckslos. Die Zwerge dagegen werden bisher eher wie Trinkbolde und Suffköpfe aus dem Pub nebenan dargestellt, die ihren Wert dadurch unter Beweis stellen müssen, dass sie große Steinbrocken mit einem Hammer zertrümmern. Das ist bisher jetzt alles sehr oberflächlich und hat mit Mittelerde eigentlich nichts zu tun: es könnte auch in jeder anderen Welt spielen, mich würden diese Aspekte wohl trotzdem etwas nerven. Vielleicht aber auch nur, weil der Gegensatz für mich in der doch ernst gemeinten Weise, wie er präsentiert wird, nicht so ganz funktioniert: übersteigert pathetische Elfen und übersteigert "einfache" Zwerge.
Ob die Handlung in den Details überhaupt etwas mit Tolkien's Werken (oder unveröffentlichen Notizen) zu tun hat, kann ich ehrlich gesagt nicht sagen. Eckpunkte wie manche Charaktere (Galadriel, Celebrimbor, Elrond, Sauron, Durin...), die geographischen Gegebenheiten Mittelerdes (vor allem durch Einblendungen von Karten) und die "große Hintergrundgeschichte" (Silmaril, Morgoth, die zwei Bäume Valinors, die Valar - etwa Aule wird einmal von einem Zwerg genannt (!) etc.) sind da. Ob dadurch schon ein "Mittelerdegefühl" in einem aufsteigt, weiß ich nicht.
Andere Aspekte habe ich mir ganz sicher immer anders vorgestellt: die Zauberer wie etwa Gandalf werden meines Wissens aus Valinor entsendet, um die Völker Mittelerdes im Kampf gegen Sauron zu unterstützen. Ich dachte bisher, dass sie per Schiff oä. an der Westküste ankommen. In "The Rings of Power" interpretiere ich das eher so, dass sie per Meteoriteneilpost direkt an unterschiedlichen Orten in Mittelerde aufschlagen (Pun intended ). Das finde ich eigentlich ganz cool gemacht.
Im Moment ist meine Erwartungshaltung die, dass für mich die Serie mit einer etwas anderen Rahmenerzählung in einer eigenständigen Welt sogar besser funktionieren könnte (ohne dass man viel an den Szenen ändern müsste) und bei mir nicht so viel Stirnrunzeln auslösen würde In dem Sinne schaue ich "The Rings of Power" immer auch mit Blick darauf, wie ich selbst mittlerweile zu Tolkien's Werk (was ich als Kind / Jugendlicher abgöttisch geliebt habe) und Verfilmungen / Interpretationen davon stehe. Ich bin da von den ersten Filmen (wo ich es mehr als traurig fand, dass Tom Bombadil nicht aufgetaucht ist und andere Details ebenfalls "falsch" waren) bis zu "The Hobbit" (wo ich z.B. die etwas politischere Komponente des Rats der Elben oä.) doch wesentlich entspannter geworden und finde häufiger Gefallen an ausgefallenen Interpretationen. Ich bin gespannt, was die Serie noch so bieten wird.
Wie sieht es bei euch aus? Schaut ihr die Serie? Gefällt sie euch?