Was lest ihr gerade? (Fantasy)

Es gibt 889 Antworten in diesem Thema, welches 159.217 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (16. Mai 2024 um 09:47) ist von kalkwiese.

  • * Legend of Lodoss von Ryo Mizuno

    (gelesen: Band I-III)

    Die Vorgeschichte zu Record of Lodoss War. Klassische D&D-Fantasy-Geschichte aus japanischer Sicht. Legend of Lodoss erfindet nicht gerade das Rad im Genre neu, aber punktet mit einer interessanten Welt und Charakteren sowie mit einer morbid-pessimistischen Atmosphäre mit Hoffnungsschimmer.

    * The Witcher von Andrzej Sapkowski

    (gelesen: The Last Wish, Season of Storms, Sword of Destiny)

    Wie auch schon bei den PC-Spielen, überzeugt die grimmig düstere Welt, ebenso Geralt von Riva als nachdenklicher und zynischer Monsterjäger, innerlich zerrissen darüber das Richtige zu tun, wenn er nicht zwischen Monstern und Menschen zu unterscheiden weiß.

    Doch nervt bereits im ersten Band die penetrant kantige Gegensätzlichkeit im Text, wie sie in den 90ern beliebt war - nicht so sehr in Season of Storms (Band 1.5), das weit später entstand. Nichts dagegen, Genres oder topoi anders zu betrachten oder zu hinterfragen, aber bitte ohne unterschwellige, süffisante Note, als müsste jemand etwas beweisen.

    Einmal editiert, zuletzt von Dion (7. Januar 2023 um 00:41)

  • Zum Jahresabschluss habe ich Nussknacker und Mausekönig von E. T. A. Hoffmann gelesen. :)

    Das ist ein Kunstmärchen, das viel adaptiert wurde, unter anderem in Versionen mit Disneyfiguren, Barbie etc. Um so interessanter ist es, die originale Version zu lesen, die deutlich komplexer ist, mit verschiedenen Realitätsebenen: Was definitiv real ist; was sich die achtjährige Marie vielleicht einbildet; und die Ereignisse in der realen Ebene, die die Grenzen verwischen.

    An Weihnachten bekommen Fritz und Marie Spielzeug geschenkt, aber besonders in den Nussknacker hat Marie sich verliebt. In der Nacht, wenn Marie eigentlich schlafen gehen sollte, kommen die Mäuse, angeführt vom siebenköpfigen (!) Mausekönig, und das Spielzeug erwacht zum Leben, um das Zimmer zu verteidigen, mit durchwachsenem Ergebnis.

    Es gibt sogar eine Binnenerzählung (aus sowas stehe ich), die Puppenreich und Realität miteinander verknüpft und Maries scheinbare Vorstellungen plausibler macht. Am Ende ist nicht wirklich klar, ob es glückliches Ende ist ...

    Hoffmann besitzt eine sprühende Fantasie und eine wunderschöne Sprache, auch wenn man sich an einen Text von 1816 auch erstmal gewöhnen muss. Sicher hat Walter Moers sich einiges bei Hoffmann abgeschaut. Da werde ich definitiv noch mehr von lesen, denn Hoffmann scheint mir einer der ganz großen Deutschen Fantasten zu sein. :)

    Häupter auf meine Asche!

    Einmal editiert, zuletzt von kalkwiese (2. Januar 2023 um 14:15)

  • Conan's Brethren von Robert E. Howard

    Conan ist bekannter, aber was ich richtig interessant finde sind die Geschichten von Solomon Kane. Der Typ kann am besten als religioeser Fanatiker beschrieben werden - in einer Geschichte schwoert er einer Raeuberbande in Frankreich Rache nachdem er ein sterbendes Maedchen am Strassenrand findet - und die Geschichte endet viel spaeter in Afrika wo er den Chef der Bande stellt. Schwarze Magie, die Begegnung mit Afrika als finsterem Kontinent (waere heute schwer so zu schreiben, ist aber spannend...), ein Protagonist der sich als Racheengel versteht und praktisch kein Privatleben mehr hat - kommt intensiv rueber.

    Spaeter finden sich noch andere Schoepfungen, King Kull zum Beispiel der sowas wie ein Entwurf von Conan ist, oder Protagonisten aus der Kreuzritterzeit in Entwuerfen - aber Solomon Kane ist schon einer der faszinierenderen Schoepfungen von Howard.

  • Klara and the Sun von Kazuo Ishiguro.

    Mein erstes beendetes Buch in diesem Jahr.

    Klara ist eine künstliche Freundin (deutsch: KF, englisch: AF) und die Ich-Erzählerin dieses Romans. Durch ihre Augen lernen wir eine Zukunft kennen, die Ishiguro uns tröpfchenweise füttert. Klara und die anderen AFs stehen in ihrem Laden und warten darauf, dass ein Menschenkind sie erwählt. Dabei weisen trotz aller Künstlichkeit die AFs individuelle Merkmale auf und besitzen echte Intelligenz. (Das schlussfolgere ich zumindest aus einigen Stellen, beispielsweise wenn die AFs untereinander Späße treiben.)

    Klara wird AFs der kränklichen Josie und sorgt sich um sie. Nach und nach lernt man Josies Umfeld kennen und über die Figuren zeichnet sich ein vages Bild der dieser zukünftigen Welt. Die empathische Klara kann dabei auf den Punkt genau ihre Beobachtungen formulieren, und ist doch selbst so unwissend, wie ein Kind, was sie als Erzählerin angenehm und liebenswürdig macht.

    Dabei geht es Ishiguro immer irgendwie um etwas anderes, als es zunächst scheint. Es geht ihm beispielsweise nicht um die Roboter und ob die ein Herz haben, und auch bald erkennt man, dass eine Freundschaft zwischen Josie und der AF auch nicht wirklich eine Rolle spielt - Klara hat viel mehr die Rolle einer Dienerin. Es geht Ishiguro um die Menschen, und die Frage, ob die ein Herz besitzen.

    Ishiguro ist ein großartiger Schriftsteller, der es versteht, einem die Figuren und die Welt gemächlich näher zu bringen. Ein simpler, punktgenauer Schreibstil und ein großer Dialoganteil machen das Buch sehr zugänglich.

    Dass Klara als Roboter eine sehr limitierte Perspektive hat, verhindert mMn eine tiefere Besprechung der Themen, die hier immer wieder angeschnitten werden. Das ist einfach die logische Konsequenz, da Klara vor allem als Beobachterin wirkt und ihre begrenzen Interessen hat, vor allem eben Josie und die Sonne. Letztere ist für Klara so etwas wie ein Gott, wird immer wieder mit "he" beschrieben und trotz aller Rationalität, die Klara sonst besitzt, stark vermenschlicht. Klara fragt sich sogar die Frage nach dem Bösen ("Sonne, warum hilfst du Josie nicht?").

    Das ist vielleicht kein perfekter, aber einfach ein verdammt intelligent geschriebener Roman. Und sicher nicht mein letzter Ishiguro, auf gar keinen Fall. Ich empfehle auch das englische Original. In der deutschen Übersetzung hätte angeblich der Lektor nochmal rüber müssen.

    Häupter auf meine Asche!

  • Gestern mit meiner Freundin Die Tribute von Panem: Flammender Zorn beendet, also Teil 3 der Trilogie.

    Ich muss sagen, dass ich ziemlich beeindruckt bin. Von einer Jugendbuch-Reihe hätte ich das nicht erwartet. Mir war klar, dass es Leute gibt, die den dritten Band gar nicht leiden können, und ich begreife nun auch warum. Das hier ist nicht der Spannungshöhepunkt, der auf Teil 2, spannungstechnisch der eigentliche Höhepunkt, noch einen draufsetzt. Stattdessen steigert sich Katniss' psychischer Verfall nach all den traumatischen Erlebnissen, die schon waren, und im Angesicht von denen, die noch kommen werden. Katniss versinkt in Alpträumen und Depressionen, während sie sich an die beiden Jungs klammert, die ihr etwas bedeuten, und dabei beiden Unrecht tut, was auf Gegenseitigkeit beruht. Gerade Gale hat sein Selbstmitleid sehr liebgewonnen. Peeta wurde vom Kapitol entführt, wird wahrscheinlich gefoltert und ist außer Reichweite. Nichts an diesen Beziehungen, die für Katinss sowas wie eine etwas stabilisierende Wirkung haben, ist gesund.

    Da finde ich Pressetexte mit Ausrufen wie "Ein Sieg für Panem! Ein Sieg für die Liebe!" völlig daneben.

    Katniss findet sich im mysteriösen Distrikt 13 wieder, von wo man die Rebellion anführt. Das ganze ist kein Paradies oder ein Grund zur Freude. Distrikt 13 wird autoritär und streng geführt, alles ist durchgeplant, die Präsidentin eine empathielose, kühle Person. Katniss wird als Symbol benötigt und doch ist sie ein Dorn im Auge vieler.

    Die Maskerade geht weiter, das Thema der Täuschung und der Blendung anderer und auch sich selbst zieht sich konsequent weiter durch. Dieses Mal erstellen auch die Rebellen Propaganda-Spots. Man merkt, dass Collins PR-Arbeit durchaus vertraut ist, und dass sie genau darüber schreiben will, neben der spannenden Geschichte. Manch einem mag das vielleicht zu langsam erzählt sein, aber ich denke, ich finde es auf diese Weise interessanter. :hmm:

    Jedenfalls bleibt Katniss ein Spielball der Interessen anderer, auch wenn sie sich weiterhin zur Wehr setzt.

    Es ist ein passendes und konsequentes Ende für diese Reihe, die für mich das beste ist, was ich aus dem Bereich Young-Adult-Bereich kenne.

    Häupter auf meine Asche!

  • Ich habe heute "The Sunbearer Trials" von Aiden Thomas beendet. Das erste Buch einer geplanten Reihe rund um ein fantastisches Mexiko und seine Götter.

    Zusammenfassung:

    Teo, der geflügelte 17-Jährige Sohn der "Jade"-Göttin der Vögel ist kein besonders starker, noch mächtiger Halbgott. Er kann mit Vögel reden, hat ein Händchen für Chaos und versteckt seine Flügel vor den Augen der Welt, da er als Transmann die Farbe seiner Federn, das Grau der weiblichen Vögel, nicht ertragen kann.

    Als Sohn einer Jade-Göttin hat er ein recht beschauliches Leben in einer eher kleinen Gemeinschaft. Da nur die Kinder von den "Gold"-Göttern an den Schulen angenommen werden und dort zu Helden und Profis ausgebildet werden, vertreibt sich Teo die Tage mit Streichen und chillt im Tempel seiner Mutter, wo er den Hohen Priester in den Wahnsinn treibt.

    Als er zur Überraschung aller für den größten Wettkampf der Götter, "The Sunbearer Trials" auserwählt wird, ein Wettkampf, an dem sonst nur die starken Kinder der mächtigen "Gold"-Götter teilnehmen, herrscht erstmal Panik. Denn während die Gewinner hohes Ansehen genießen, wird der Verlierer zum Schutz vor den bösen Göttern geopfert. Harte Sache, das. Teo sieht sich selbst schon auf einem Altar krepieren. Denn wie bitteschön soll er sich, als Jade-Halbgott, ohne Ausbildung und Training, gegen die viel stärkeren Gold-Halbgötter behaupten?

    Teo muss in mehreren Runden in unterschiedlichen Reichen gegen die Kinder anderer Götter antreten und versuchen, dabei nicht auf dem letzten Platz zu landen. Nur seine beste Freundin, die Tochter des Erdgotts und der jüngste Sohn der Gottheit von Unglück und Pech stehen ihm zur Seite. Mit vereinten Kräften versucht man sich gegenseitig vom letzten Platz fernzuhalten, damit sie es alle drei irgendwie lebend aus dem Wettkampf schaffen.

    Jedoch kann es nur einen Gewinner geben - und schlussendlich muss einer sterben. Denn ohne ein Opfer gibt es keinen Schutz vor dem Grauen, welches die Welt bedroht ...


    Meinung:

    Ein spannendes Buch, wo mich die mexikanische und stark an die Azteken angelehnte Kultur von Anfang an gefesselt hat. Auch die verschiedenen Teilnehmer am Wettbewerb sind echte Originale und man fiebert mit Teo mit, der einem wirklich ans Herz wächst.

    Was mich persönlich etwas gestört hat, wobei "gestört" völlig übertrieben ist, ist die ständige Erinnerung daran, dass Teo ein Transmann ist. Ich meine, es war mir von Anfang an als Leser klar und ich finde es richtig gut und wichtig, aber die teilweise sich über Seiten ziehende Unterhaltungen über das Thema haben einfach an manchen Stellen nicht gepasst.

    Man spürt, dass der Autor, selbst Transmann, hier vieles verarbeitet. Gute Sache, aber an manchen Stellen hat er einfach ein unpassenden Moment dafür gewählt. Ich meine, da steht im Roman am nächsten Tag ein super wichtiger Wettkampf an und alle sind nervös und haben Angst, niemand weiß, was einen erwartet - und anstatt diese Nervosität auszubauen, wird zehn Seiten über Transgender geschrieben, beziehungsweise in Dialogen geredet. Das war einfach so unpassend vom Timing, dass es unglaubwürdig gewirkt hat. An einer anderen Stelle zu einem anderen Zeitpunkt wäre es absolut willkommen gewesen. Aber nicht, wenn ich Spannung erwarte.

    Aber abgesehen von diesen kleinen Zwischenfrequenzen ein absolut fantastischer Roman und ein super Einstieg in eine kommende Reihe.

  • Ich habe vor kurzem die ersten beiden Bände von Talus (Autorin: Liza Grimm) fertig gelesen.

    Im Grunde gehts darum, dass im "Untergrund" eine Parallel-Gesellschaft an magisch begabten Menschen lebt. Diese ist einer strengen Hierarchie untergeordnet, sowie sieben verschiedenen Magieschulen mit jeweils unterschiedlichem Ansehen innerhalb dieser Gesellschaft.

    Diese Hexen (interessanterweise ein generisches Femininum) sehen auf die normalen Menschen herab, manche trachten sogar danach diese zu beherrschen.
    Talus ist dabei ein Würfel der demjenigen der ihn wirft den größten Wunsch erfüllt. Anfangs ist er noch ein Mythos da er auch von einer Hexe erschaffen wurde die schon lange verstorben ist.
    Dennoch gibt es normale Menschen und Hexen die diesem hinterherjagen und irgendwann auch finden. Dabei jedoch gibt es einen Pferdefuß, der dann auch einiges an Chaos auslöst.

    Mein persönliches Fazit: Eine sehr schöne Idee mit viel Potential. Leider finde ich die Charaktere sehr flach. Keine der Hauptpersonen lässt mich mitfühlen oder hoffen/fürchten. Es ist einfach eine Geschichte die heruntererzählt wird und dabei leider nur an der Oberfläche dessen kratzt was die Geschichte hätte sein können.

    Dennoch, wer sich dafür interessiert dem empfehle ich zumindest den ersten Band mal zu lesen und sich dabei ein eigenes Bild zu machen.

  • Ich habe neulich die Geschichte von unserem Fuchsi Alopex Lagopus beendet, die man hier als Die Reifeprüfung lesen kann. Dabei habe ich meine Anmerkungen gemacht und in der nächsten Zeit werden wir die durchgehen und einarbeiten. :)

    Ich möchte hier einfach nochmal betonen, wie stark ich diese Geschichte finde, die sich einerseits tief vor dem Meister Terry Pratchett verneigt und dann aber auch in einer Weise auf seine Figuren fokussiert ist, wie es bei Pratchett nicht passieren würde. Während die Geschichte ein skurriles Schlittenrennen als zentrales Ereignis benutzt, geht es eigentlich um einige Figuren, die entweder anderen oder sich selbst etwas vormachen. Wenn Ernst und Spaß Hand in Hand gehen, dann genieße ich das immer besonders.

    Wer sich die Geschichte also zu Gemüte führen möchte - ich bin sicher, Alo freut sich über Leser in seinem Thread oder als Betaleser für den ganzen Text. :)

    Häupter auf meine Asche!

  • kalkwiese Nawwwww :love: Ich bin super gerührt von deinem Beitrag. Und ja, das ist doppeldeutig, ich meine sowohl den Post als auch deinen Beitrag zur Geschichte. Ich weiß nicht, ob das Buch ohne die stundenlangen abendlichen Gespräche, deine Bestärkung und die vielen gehaltvollen Vorschläge heute schon fertig wäre oder noch sechs weitere Jahre auf meiner Festplatte Byte-Fragment-Schimmel ansetzen würde.

    Und ich bleibe dabei, das erste gedruckte nicht-Testexemplar geht signiert direkt an dich! :fox:

  • Ich habe mir in den letzten 14 Tagen nochmal alle Geschichten von H.P.Lovecraft (die s.g. "posthumen Gemeinschaftsarbeiten" diverser Trittbrettfahrer gehören für mich definitiv nicht dazu!) angetan...und muß feststellen, daß sich der Horror der einzelnen Erzählungen schnell abnutzt, wenn man sie sich in einem Rutsch zu Gemüte führt. Liegt aber vielleicht auch daran, daß man dann merkt, daß der Aufbau eigentlich immer der Gleiche ist.

    Trotzdem ist Ausdruck und Wortwahl des Erzählers für mich immer noch meisterhaft.

    Und müßte ich eine seiner Geschichten als "die Beste" auswählen, dann würde ich sagen, "Die Traumsuche nach dem unbekannten Kadath" (Suhrkamp Taschenbuch 625/Die Katzen von Ulthar) dürfte Lovecrafts Meisterstück gewesen sein.

  • Ich höre im Moment als Hörbuch Anarchie Déco vom Ehepaar J. C. Vogt.

    Das ist ein historischer Fantasy-Krimi, der in den 1920ern in Berlin spielt. Dabei treten unter anderem bekannte Physiker auf, besonders Nernst und Heisenberg hatten bisher einige Auftritte und Beiträge, während mit vielbetonter Abwesenheit glänzt. Die Physiker spielen deswegen eine Rolle, weil die Magie entdeckt wurde - ein unfreiwilliger Arbeitsname für bisher unerklärliche Phänomene, bei denen Kunst und Wissenschaft wechselwirken und scheinbar die Naturgesetze aus den Angeln heben.

    Protagonistin sind die Doktorandin Nike, eine der wenigen Physiker, die dieses neue Feld freiwillig beackern (wer schon einen Namen hat, will sich nicht mit scheinbar esoterischen und mittelalterlichen Versuchen in Verruf bringen, darum die Zurückhaltung), und ein extra dafür aus Tschechien bestellter Bildhauer namens Sandor (Schandor gesprochen).

    Das ganze klingt bisher ja noch harmlos, vielleicht zumindest interessant, aber dringlich wird die Geschichte, weil plötzlich mit der neuen Entdeckung Morde begangen werden. Nike unterstützte die Polizei bisher als Beraterin bei Fällen von unerklärlicher Sachbeschädigung. Doch dann wird ein Politiker der KPD gefunden - erstickt an festem Marmor in den Atemwegen, halb im Boden versunken - und es wird klar, dass diese Vorfälle auch politischer Natur sind. Und ja, die Nazis sind ganz heiß auf dieses neue Phänomen ..

    Interessant ist das Buch für mich auch, weil es einige queere Figuren hat, auch unter den Protagonisten, und wie diese sich im Berlin von damals bewegen. Die Stadt war damals eine der tolerantesten in Europa, wenige Jahre vor der Nazi-Herrschaft, aber das bedeutete damals eben eine Szene, in der die Darsteller vom Voyeurismus anderer lebten und quasi in einer Freakshow auftraten. ("Und bei Tag sind Sie also ein Mann?" - "Schätzchen, bei Tag bin ich als Mann verkleidet!") Sonst habe ich das eher als Randerscheinung und verschiedenen Medien gesehen, dieses Mal geht es da etwas tiefer hinein. :)

    Also, an interessanten Themen mangelt es ganz bestimmt nicht. Jetzt muss noch die Geschichte überzeugen, und ob sie das tut, werde ich berichten. :D

    Häupter auf meine Asche!

  • Ich habe mich jetzt mal an gehypter Fantasy versucht.

    Shadow and Ember von Jennifer Armentrout

    Insgesamt eine sehr starke Geschichte und ich verstehe, dass viele Leute von dem Buch begeistert waren. Insbesondere die Schattenwelt ist sehr fremdartig und so voller immer wieder neuer Gefahren und Überraschungen, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt. Es folgen auch mehrere Wendungen, die der Story immer wieder eine neue Richtung geben. Da gibt es eine Menge Götter mit tollen magischen Begabungen und über denen stehen sogenannte "Primare", die noch mehr drauf haben.

    Für meinen Geschmack war die Heldin allerdings doch eine Spur zu taff, um nicht zu sagen brutal. Die hatte ja kaum noch was Weibliches an sich. Es passte natürlich alles zu dem Hintergrund und zu der Story - ist nur mein persönlicher Geschmack.

    Bei solchen Superfrauen frage ich mich dann immer, wie soll die denn noch einen Mann finden, den sie attraktiv finden kann, da es doch ziemlich uncool wäre, wenn die ihn in allem übertrifft. Stellte sich dann aber raus, dass es in dem Imperium auch Super-Über-Männer gibt, die diese Frau noch toppen können.

    Tja und dann die Sexszenen. Aus dem Klappentext ging gar nicht hervor, dass es so heftig zur Sache gehen würde und tja ... okay, sie hat das gut geschildert, aber letztlich nahmen diese Szenen (es waren drei) unglaublich großen Raum ein. Muss für meinen Geschmack nicht sein, weil das den ganzen Roman vor allem auf diese Ebene transportiert. Nötig war es eigentlich auch nicht, da die Autorin ja wirklich eine spannende Welt geschaffen hat. Ich war auch recht überrascht, wie lang und ausführlich sich Prota und Love Interest "währenddessen" unterhalten - seitenlang - ohne jemals kitschig zu werden. Nur wie gesagt, das uferte doch ziemlich aus.

    Kleiner Scherz am Rande, ich las dann eine Rezension einer Bloggerin über ein anderes Buch der Autorin mit dem Titel "Blood and Ash" und dachte - nanu, klingt ja, als hätte die dasselbe Buch gelesen wie ich. Ich habe sie gefragt und sie kannte beide Bücher. Und sagte, die Bücher sind fast komplett identisch nur mit anderen Namen und etwas anderen Begabungen.

    Na so kann man es natürlich auch machen.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Ich hab soeben das Lesen meiner eigenen Zeitreisegeschichte beendet. Zum ersten Mal seit Jahren hab ich die wieder angeschaut und zwar hier im Forum und nicht als Word-Dokument. War eine gute Idee. Ich habe damit im Prinzip die Seite gewechselt und wurde zum normalen Leser.

    Und...joah, die Hauptkritik der anderen Leser dort musste ich teilen.

    a) Die "Reps" beschreibe ich nie und dann auch noch unvollständig.

    b) Umgebungsbeschreibungen sind am Anfang etwas mau.

    c) Der Protagonist hadert mit seiner Flucht etwas zu lang, regt sich vielleicht etwa unnötig viel über den Leutnant auf.

    Was niemanden außer mir auffiel: Eine Kampfszene war unnötig und bei der großen Schlacht muss ich am Anfang noch einen Hauch feilen.

    Ich denke, ich werde die noch einen Hauch anpassen. So perfektionistisch bin ich schon. :)

  • * Legend of Lodoss von Ryo Mizuno

    (gelesen: Band I-III)

    Die Vorgeschichte zu Record of Lodoss War. Klassische D&D-Fantasy-Geschichte aus japanischer Sicht. Legend of Lodoss erfindet nicht gerade das Rad im Genre neu, aber punktet mit einer interessanten Welt und Charakteren sowie mit einer morbid-pessimistischen Atmosphäre mit Hoffnungsschimmer.

    Abgeschlossen: Legend of Lodoss - Bd. 4: The Legendary Hero

    Legend of Lodoss ist eigentlich die ausführliche Roman-Version des zweiteiligen Mangas "Lady von Pharis", welche die Kriegerpriesterin Flaus als "heilige Frau von Pharis" im Fokus hat und sich auch mit den ersten großen Helden von Lodoss Beld, Fawn, Flaibe, Neese und Wort befasst. Im Roman werden die Grundlagen für die spätere Geschichte "Die Graue Hexe" ausgeweitet und die Hintergründe der Helden noch mehr ergründet.

    Einmal editiert, zuletzt von Dion (11. März 2023 um 16:24)

  • Die Legende von David Gemmell

    Ich kann grade (dank Paketen aus der alten Heimat) Buecher die ich in meiner Jungend mal gelesen hatte wieder anschauen - das ist eines davon.

    Bei den ersten Seiten hatte ich noch gedacht - so interessant geschrieben hatte ich das gar nicht in Erinnerung. Es nutzt sich aber schnell ab - ueber mehr als Durchschnitt kommt's dann doch nicht raus.

    Eine Armee von Stammeskriegern bedroht ein Koenigreich das seinen Zenith schon ueberschritten hat - und nur eine Festung die noch nicht mal voll bemannt ist seht dazwischen. Die Moral vor Ort broeckelt - bis Druss, ein alter, aber lengendaerer Kaempfer, vor Ort auftaucht und die Verteidigung organisiert und versucht aus Bauern, Gesetzlosen und Wehrpflichtigen Soldaten zu machen die im Angesicht einer 50:1 Ueberlegenheit des Feindes die Mauern verteidigen.

    Teilweise gut beobachtete Psychologie und Einblick in wie Menschen in so einer Situation wohl ticken koennten, ist mir im Endeffekt aber dann doch zu eindimensional und flach,

  • * Legend of Lodoss von Ryo Mizuno

    (gelesen: Band I-III)

    Die Vorgeschichte zu Record of Lodoss War. Klassische D&D-Fantasy-Geschichte aus japanischer Sicht. Legend of Lodoss erfindet nicht gerade das Rad im Genre neu, aber punktet mit einer interessanten Welt und Charakteren sowie mit einer morbid-pessimistischen Atmosphäre mit Hoffnungsschimmer.

    Abgeschlossen: Legend of Lodoss - Bd. 4: The Legendary Hero

    Legend of Lodoss ist eigentlich die ausführliche Roman-Version des zweiteiligen Mangas "Lady von Pharis", welche die Kriegerpriesterin Flaus als "heilige Frau von Pharis" im Fokus hat und sich auch mit den ersten großen Helden von Lodoss Beld, Fawn, Flaibe, Neese und Wort befasst. Im Roman werden die Grundlagen für die spätere Geschichte "Die Graue Hexe" ausgeweitet und die Hintergründe der Helden noch mehr ergründet.

    Abgeschlossen: Legend of Lodoss - Bd. 5: Saint of the Supreme God + Extra-Band: Eternal Returner

    Ursprünglich ein Szenario einer D&D-Runde Ende der 80er Jahre, entwickelte sich aus dem After Action Report nicht nur eine großartige Geschichte, sondern auch ein eigenes Pen-&-Paper-Rollenspiel ("Sword World RPG"). In Japan noch von Bedeutung, fristet Lodoss War im Westen hingegen ein stiefmütterliches Nischendasein, was aber den Vorteil hat, dass die Serie nicht der Beliebigkeit anheimfällt.

    Man merkt den Romanen an, dass das Genre aufrichtig umarmt wird, ohne dass es (wie heutzutage üblich) mit Ironie und Sarkasmus verwässert wird, aber ohne gleich alles bierernst zu meinen.

  • Habs vor einer Weile schon beendet. Definitiv einen Blick wert, wenn man mal einen ungewöhnlichen Blick aus Fantasy haben will und auch einem historischen Setting gegenüber nicht abgeneigt ist. Dieser Mix aus Krimi, Fantasy, Historischem und Themen wie Architektur, Varieté und Wissenschaft ist etwas, was in Erinnerung bleiben wird. Da wissen zwei einfach, wie man eine Geschichte erzählt.

    Häupter auf meine Asche!

  • Abgeschlossen: Legend of Crystania: The First Adventure von Kawazoe Shogo

    Bildete mit dem späteren Band "Crystania: Legend of the Gods' King (Part I)" von Hide Shirai die Grundlage für den gleichnamigen, selbst für Lodoss War-Kenner konfusen Kinofilm, weil aufgrund schwieriger Produktionsumstände viel Story der Bücher auf der Strecke blieb.

    Angesiedelt nach "Record of Lodoss War" und "Die Chroniken von Flaim", gelangt eine Gruppe von sechs Abenteurern in das zuvor nicht betretbare "Land der Götter" Crystania und sie gerät zwischen die Fronten in dem Konflikt um die Herrschaft des Landes. Im Grunde Fantasy-Standardkost, die jedoch weiß, was sie will, mit Charakteren, die über sich hinauswachsen. Dazu wieder die bereits angesprochene "morbid-pessimistische Atmosphäre mit Hoffnungsschimmer".

  • Ich habe mich in einen sogenannten Buddy Read reinschwatzen lassen und beschäftige mich im Moment mit Unendlicher Spaß (englisch: Infinite Jest) von David Foster Wallace.

    Es ist ein Science Fiction Roman der Kategorie "Was-wenn-diese-aktuellen-Phänomene-weitergehen-und-schlimmer-werden?"

    Und mit "aktuell" meine ich 1996 aktuell. Die Themen beinhalten also sowas wie den Druck der Leistungsgesellschaft, Konsumismus, Drogenmissbrauch und Drogenentzug.

    Manche nennen dieses Buch unzusammenfassbar - was nicht stimmt. Aber man muss sehr vereinfachen, um das überhaupt in Angriff nehmen zu können.

    Die Hauptfiguren sind der junge, hochbegabte Hal Incandenza und der trockene Alkoholiker Don Gately. Während Hal und die Leute um ihn die Leute darstellen, die in dieser Gesellschaft gut zu recht kommen bzw. am Anfang ihres Weges stehen, ist Don Gately bereits am Ende angekommen und darüber hinaus. Don arbeitet als Pfleger im Ennet House und hilft anderen Alkoholikern auf ihrem Weg des 12-Schritte-Programms.

    Man könnte den Inhalt jetzt noch ewig fortsetzen, aber ich habe erst ein Drittel dieses 1500-Seiten-Schinkens geschafft und kenne den Plot insgesamt noch nicht.

    Grundsätzlich geht es aber, in teilweise unglaublich ausführlichem Detail, um Drogenmissbrauch, den Weg daraus, aber auch hinein. Und wie man sich bei den AA einer Sache, die größer ist als man selbst unterwerfen muss, damit das Programm wirklich funktioniert, weil sonst die Droge dein Gott ist, und dann bist du verloren. Es ist egal, ob man glaubt, solange man sich unterwirft.

    Und dann gibt es noch den ganzen Komplex um die Quebecer Seperatisten, die sich von der O. N. A. N. (Organisation Nordamerikanischer Nationen, bestehend aus den ehemaligen Staaten: USA, Kanada und Mexiko) lösen wollen. Den titelgebenden Film "Unendlicher Spaß", der so unterhaltsam ist, dass man ihn immer und immer wieder anschauen will, bis man dran verreckt. Und das Leben an der Tennisakademie, die Hintergründe der Familie Incandenza ... Es ist viel. Und alles hängt irgendwie an Tangenten miteinander zusammen.

    Und die Fußnoten, die definitiv plotrelevant sind, habe ich auch noch gar nicht erwähnt!

    Noch nie habe ich ein Buch gelesen, in dem eine Person so genüsslich öffentlich von ihrem ersten festen Stuhlgang als Erwachsener berichtet, wie hier. Wie gesagt, das Buch geht teilweise so ins Detail, dass man sich fragen möchte: Was soll das? Hätte man das nicht kürzer machen können?

    Ja, hätte man. Handlungsorientierte Leser werden mit diesem Buch nicht glücklich. Aber die Erfahrung, die das Buch vermitteln will, hätte man sonst kaum vermitteln können, schätze ich. Wer in der Lage ist, mit einem so dicken Buch eine ganze Weile im Moment zu leben, statt immer nur über die Szenen hinausschauen zu wollen, der könnte mal einen Blick hierrein wagen.

    Ist aber harter Stoff.

    Wallace war selbst Alkoholiker. In dem Buch scheint irgendwie sein ganzes Sein drinzustecken.

    Ich bleibe dran. Nächstes Update nach zwei Dritteln.

    Häupter auf meine Asche!

  • Abgeschlossen: Legend of Crystania: The First Adventure von Kawazoe Shogo

    Bildete mit dem späteren Band "Crystania: Legend of the Gods' King (Part I)" von Hide Shirai die Grundlage für den gleichnamigen, selbst für Lodoss War-Kenner konfusen Kinofilm, weil aufgrund schwieriger Produktionsumstände viel Story der Bücher auf der Strecke blieb.

    Abgeschlossen: Crystania: Legend of the Gods' King (Part I & II) von Hide Shirai

    Der erste Teil erzählt das vorherige Buch nochmal aus der Perspektive der Ureinwohner und Invasoren Crystanias und schließt Lücken in der Erzählung von The First Adventure. Hier merkt man, wie die beiden Figuren Boakes und Jenoba im Film und der anschließenden OVA-Serie ihrer Hintergrund-Story beraubt und fast schon auf Stichwortgeber reduziert wurden; bei Gegenspieler Brasto dem dunklen Ritter umso deutlicher, der in den Adaptionen einfach erscheint und dann wieder verschwindet. Schon einer der wenig interessanten Figuren in der Büchern, hätte man ihn auch ersatzlos streichen können, da auch der Aspekt Verrat und Unterwerfung fehlt.

    Teil Zwei war auch Grundlage für die fiebertraumhafte OVA-Serie, die sich aber nur lose an der Vorlage orientiert und die Geschichte besser zu Ende bringt (!), obwohl viele Fragen für Nichtkenner offen bleiben. Film und Serie sind deutlich actionlastiger (im gegebenen Rahmen), greifen jedoch die emotionale Komponente der Bücher hervorragend auf.