Charaktere und ihr Alter

Es gibt 44 Antworten in diesem Thema, welches 5.789 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (19. April 2025 um 19:20) ist von Amafiori.

  • Was mir schon länger immer mal wieder aufgefallen ist, dass es im Fantasy-Gerne eigentlich nur zwei Altersgruppen gibt.

    Zum einen den blutjungen Helden, der noch ganz grün hinter den Ohren ist und deren Geschichte mit Beginn ihrer Reise startet. Da hätten wir beispielsweise verschiedene “Upps, ich bin auf einmal in einer anderen Welt gelandet“-Jünglinge wie in Chroniken von Narnia. Dem 15-jähringen Eragon oder jungen Mädchen wie Katniss aus die Tribute von Panem oder Meggie aus Tintenherz. Selbst am Ende ihrer Bücher sind die Protagonisten nicht älter als 20, allerhöchstens jedoch 25 Jahre.

    Auf der anderen Seite stehen die erfahreneren und reiferen Protagonisten, wie zum Beispiel der Hexer Geralt aus der Hexer Saga… sowie andere Helden…

    Ich merke in letzter Zeit immer öfter, wie ich einem halben Kind keinen Schwert- oder Magiermeister mehr abkaufe. Selbst wenn er von Kindesbein an trainiert hätte, würde ihm die nötige Kraft und Erfahrung fehlen. Ich anfange an, ältere Protagonisten vorzuziehen. Es fängt mit dem an, was ich ihm zutraue und hört nicht mit dem auf, was er bis dahin schon alles erlebt hat, seiner Einstellung, seinem Hintergrund, den Motiven .Allerdings muss ich feststellen, dass es im Fantasybereich zuhauf junger Hüpfer gibt, aber kaum reifere Helden.

    Jetzt frage ich mich: Sind ältere Helden wirklich so uninteressant, dass kaum einer über die lesen will? Wie alt sind eure Protagonisten? Was zieht ihr vor?

    Bücher sind Schokolade für die Seele. Sie machen nicht dick. Man muss sich nach dem Lesen nicht die Zähne putzen. Sie sind leise. Man kann sie überall mitnehmen, und das ohne Reisepass. Bücher haben aber auch einen Nachteil: Selbst das dickste Buch hat eine letzte Seite, und man braucht wieder ein neues.
    Richard Atwater

  • Als Kind habe ich häufiger Hohlbein Bücher in die Finger bekomme. Lag daran, dass die Bücherei halt viele von denen hatte. Da waren die Protagonisten so 12-14. Was sich einigermaßen mit der primären Zielgruppe deckte, obgleich dafür die Bücher vielleicht etwas düster waren.
    Hier waren es m.E. durchweg überzeugene Darstellungen.

    Ich selber nutze eher Protagonisten zwischen 22-32. Noch jung, aber auch erfahren. Meine Nebencharaktere decken aber so ziemlich jede Altersgruppe ab.

  • Dass viele Helden sehr jung sind, liegt daran, dass man sie im Verlauf der Geschichte besser formen kann, dass man ihnen noch abnimmt, dass sich ihr Charakter wandelt und dass es einfacher ist einen solchen Prota aus seinem Umfeld zu reißen und somit die Geschichte überhaupt erst in Gang zu bringen. Bei älteren Helden gibt es nicht mehr so viel Potenzial was die Entwicklung ihrer Fertigkeiten angeht, das heißt sie werden am Anfang gegen genau die selben Gegner bestehen können wie am Ende der Geschichte, auch das macht sie für manche Geschichtenschreiber uninteressant. Und vermutlich gerade hier bei uns ein wichtiger Punkt: viele (Hobby-)Schreiber sind selbst noch nicht all zu alt und können sich besser in Personen hineinversetzen, deren Entwicklungsstadien sie selbst schon erlebt haben.
    Aber ich verstehe was du meinst und stimme zu. Es ist schwierig dei Entwicklung eines jungen Unschuldslamms in einen mächtigen Krieger gelungen umzusetzen und häufig geht sie einfach viel zu schnell, weil man davor zurückschreckt eine zu große Zeitspanne mit seiner Geschichte abzudecken. Andererseits, wenn man wirklich von Kindesbeinen an ausgebildet wurde, kann man bereits mit ca. 16 bereit für vieles sein (im jeweiligen Aspekt). Was einem dann fehlt ist natürlich die Erfahrung und vielleicht vertiefte Kenntnis. Aber gerade mit Blick darauf, dass die meisten jungen Hauptpersonen ein ruhiges Leben hatten bevor die Geschichte beginnt, sind die Gegner denen sie sich in relativ kurzer Zeit stellen können fragwürdig. Andererseits kann natürlich ein bis dato ruhig lebender Erwachsener sich noch weniger schnell verbessern. Also liegt es einfach am Autor eine glaubhafte Entwicklung zu beschreiben, unabhängig, aber natürlich daran angepasst, vom Alter der Protas.

  • Kelas Erklärung dafür klingt einleuchtend ^^
    Was noch dazu kommt wäre vielleicht die mega Hintergrund-Geschichte ... Je älter der Prota, desto mehr muss man sich ausdenken XD

    Ich habe früher super gerne Hohlbein gelesen, aber aus vielen seiner Bücher bin ich echt rausgewachsen, eben weil die Helden immer nur 12-15 Jahre sind. Mir geht es da wie Morgy: ich kaufe es einfach nicht mehr ab und vieles von den Verhaltensweisen, die Jugendliche eben so an den Tag legen geht mir im Verlauf einer Geschichte oft ziemlich auf die Nerven XD

    Die Charas in meinen Geschichten wachsen eigentlich mit mir mit, seitdem ich mit Schreiben begonnen habe. Früher waren sie 10, dann 17 und jetzt eben 22 oder 23 :)
    Ich denke das wird bei mir auch so weiter gehen.
    Ich glaube, das liegt daran, dass ich jetzt in diesem Augenblick weiß was Menschen (oder auch einfach nur mich) in diesem Alter bewegt und kann es besser umsetzen, als wenn ich mich in ein anderes Alter hineinversetzen müsste. Jünger wäre in diesem Fall wahrscheinlich einfacher als älter ^^

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Ich fürchte, viel ist eigentlich gar nicht mehr zu sagen. Die Vorredner waren schon so erschreckend weise :D
    Da mir aber grad erst selber vorgeworfen wurde, meine Charaktere wären zu jung (ca. 18), sag ich doch was dazu :P

    Also 1) ist die der Anteil an zurückliegendem Leben und vorausliegendem Leben von Bedeutung. Je jünger, desto kleiner die Lebensgeschichte und desto größer die Möglichkeiten. Ein Char, der schon 60 ist, reist eben keine 20 Jahre mehr durch die Welt...

    2) ist das Alter der Autoren und gewollten Leserschaft sicher auch ganz wichtig. Ohne die putzigen Hobbits (Die ja aber auch schon Ü30 sind eigentlich), würde kaum ein Jugendlicher HdR lesen - meine Einschätzung.

    3) muss man das Alter in Fantasie-Mittelalter-Welten anders berechnen, als bei uns. Ein Krieger ist mit spätestens 12 in die Lehre gegangen. Wenn er also mit 18 in die Geschichte stolpert hat er schon mindestens 6 Jahre Waffentraining hinter sich und stand kurz vor dem Ritterschlag. Bei allen anderen Professionen sieht es ganz ähnlich aus. Und abgesehen davon gibt es auch immer noch den Faktor "Talent". Als Beispiel: Ich habe nie Schwerttraining gehabt, im LARP stellte sich aber heraus, dass ich damit recht gut umgehen kann und manchen Kriegern, die das seit vielen Jahren schon machten, ebenbürtig bin. Ich hätte also auch als Jungspund zu Beginn der Geschichte einen Krieger töten können.

  • Hmmm
    Also mir fällt gerade auf, dass bei mir teilweise auch die Charaktere mitwachsen. Teilweise.

    1. "Geschichte"/Geschichtensammlung
    Alter: 6 (geschrieben von meiner 8 Jährigen besten Freundin, diktiert von mir :D)
    Es ging um einen Hasen (mein Stofftier), der Abenteuer erlebt hat. Alter ... naja auch so knapp 6 Jahre. Also kein Jungspund mehr für nen Hasen. [Edit: Schlechtes Wortspiel gelöscht]

    2. Geschichte / Fantasy-Roman
    Alter: 10-12 Jahre
    Die Protagonisten (eine Kriegertruppe, die eine verlorene Schlacht gegen die Orks überlebt hat) waren zwischen anfang 20 und 30, glaube ich.
    Damaliger Glaubenssatz: Sobald ich so groß bin wie die anderen, werde ich vor nichts mehr Angst haben!

    3. Geschichte / Fantasy Roman
    Alter 12 - 16
    Protagonisten waren zum Teil 14, zum Teil Mitte dreißig

    4. Geschichte / Fantasy-Roman
    Alter: 16-19
    Protagonisten waren zum Teil 16, zum Teil Mitte dreißig

    5. Aktuelle Geschichte
    meine Protagonistin ist 21, lernt kämpfen seitdem sie 3 ist.

    Ich mache selbst seit meinem 5. Lebensjahr Kampfsport. Habe zwischenzeitlich 3-4x die Woche trainiert, war in der Jugend zeitweise bei Wolfsburg (Bundesliga). Mit 16 kämpfte ich dann in einer Herrenmannschaft in der Niedersachsenliga und bekam nur auf die Schnauze. Ich habe höher gekämpft als alle anderen im Verein und trotzdem fast immer verloren. Warum? Selbst mit 16 war ich noch nicht stark genug, meine Gewichtsverteilung war anders. Allerdings ist es bei anderen Sportarten oft anders.

    Ich sage auch nicht, dass man bei dem richtigen Trainer nicht viel aufholen kann und Talent spielt sicher auch eine Rolle. ABER auch andere trainieren. Auch andere haben gute Meister und auch andere haben Talent.
    Andererseits merkt man es ja auch beim Profisport, da ist spätestens Ende 30 Ende mit der Profikarriere. Es ist schwer da einen Mittelweg zu finden. Ich habe mit vielen guten Kämpfern trainiert, habe gegen Männer Ende 60 kein Land gesehen, obwohl ich nen Kopf größer und gleichschwer war. Es ist schwierig einen guten Kämpfer einzuholen. Dass man aber mit richtigem Training so einen Möchtegernhaudegen recht schnell überholt ist aber gut vorstellbar. Nur oft ist das seeeehr überzogen. Reflexe entwickeln sich nicht in 2 Wochen ...
    Das Auge muss mitkämpfen, Bewegungsabläufe analysiert werden, Taktiken müssen im Hintergrund erdacht werden, während das Bewusstsein voll auf den Kampf eingestellt ist. Das ist schwieriger, als ein paar Techniken zu lernen.

    Sooo ...
    Ich muss dazu sagen, dass ich heute nicht mehr so gut die Gedanken und Gefühle eines 14-jährigen treffen könnte, wie ich es damals getan habe. Deswegen lese ich eig jedes Jahr einmal die 470 Seiten, die ich damals über die "aktuellen Geweihten" geschrieben habe. Hach :D


    Der Leser muss sich mit dem Charakter identifizieren und es lesen glaube ich mehr junge Leute Fantasy, als Rentner.
    Hier wurde ja auch schon viel gesagt, klar ist die Charakterentwicklung bei nem jungen Prota schneller und was man auch nicht vergessen darf: Es gibt viele Dinge, die er das erste Mal sieht, tut oder erlebt. Eine Liebesgeschichte bei nem 60-Jährigen Schwertmeister wirkt schnell aufgesetzt und fad. Natürlich kann sie auch gut sein, aber dann würde sie bei jungen Leuten noch besser sein ;) Meistens.

    Außerdem sehnen wir uns doch alle danach jung und schön zu sein. Ich habe noch nie gedacht: "Oh, dieser alte Ork mit den verfaulten Zähnen, der seiner 3-Zehntner-Frau jeden Morgen bevor er zur Arbeit Menschen schnetzeln geht ein Neugeborenes opfert, Mensch mit dem kann ich mich richtig gut identifizieren."
    Viele leser wollen sich in die Lage des Protas hineinversetzen - oder ihm beistehen oder ... ganz andere Dinge mit ihm oder ihr machen. [Anm.d.Aut.: Das habe ich niemals gesagt!]
    Ich mag es auch, wenn Charaktere Vorbilder und Lehrer haben, von denen sie geprägt werden. Also ein 50-Jähriger Geweihter ... den Schockt nichts mehr wirklich, glaube ich.

    Manchmal flüstert der Wind eine Legende,
    bevor die Geschichte sie zu schreiben vermag.

    Hört das Flüstern:

    Der Orden der Geweihten

  • Ich denke, da hat Geweihter noch einen guten Punkt angesprochen. Der Leser möchte sich mit einer Figur identifizieren. Es muss sich hierbei jedoch nicht zwangsläufig um den Protagonisten handeln. Je nachdem wie die Geschichte/Buch geschrieben ist, reicht da auch einer der anderen Charaktere.
    Das Alter, würde ich behaupten, ist da irgendwie nicht zwangsläufig der Identifizierungshauptgrund. Wenn ich hier wieder auf Hohlbein zurückkomme: Zumeist sind die Kinder (die auch die Zielgruppe sind) dort mit irgendeiner übermächtigen Magie ausgestattet, dennoch versemmeln sie es fast. Sie benehmen sich irrational, dass sogar ein junger Leser mit den Kopf schüttelt. Ergo: Keine Identifizierung möglich.
    Also möchte ich behaupten, dass das Alter nicht direkt was damit zu tun haben muss.

    Ich habe wenig Probleme, mich in einer anderen Person (egal ob älter oder jünger) hineinzuversetzen. Ich bekomme das auch einigermaßen glaubhaft hin zu charakteriesieren. Warum auch nicht? Warum sollte ich irgendwelche Altersgruppen nicht beschreiben? Warum mich selbst einschränken?
    Das wäre doch so, als wenn ich jetzt als Mann keine weiblichen Prota haben sollte, oder umgekehrt. ^^

    Ich habe schon Bücher in der Hand gehabt, da werden Männer ausgezeichnet charakteriesiert und man konnte sich mühelos mit ihnen identifizieren. Und die waren von einer Frau geschrieben und zwar ohne männliche Hilfe.
    Natürlich hatte ich auch Werke in der Hand, da waren die Männer Testosterongesteuerte Idioten und Frauen die strahlenden Überhelden, die als einziges rational und gutherzig agieren konnten. Okay, gibt auch Autorinnen, die so etwas kolossal versemmeln.

    Aber beim Alter ist es doch im Prinzip genauso. Ich schreibe auch nebenbei an einem Krimi, wo die Protagonisten alle etwas älter sind. Welterfahren und abgehärtet. 40-55 Jahre alte Polizisten, die von ihrer Arbeit richtig abgeschliffen sind, geradezu ausgebrannt sind, aber dennoch weiterarbeiten und am Ende den Fall lösen (selbstredend).
    Und sozusagen als Kontrast eine junge Frau, die verträumt, verwöhnt und extrem jung ist. Dennoch eine wichtige Rolle spielt, nur halt aus der zweiten Reihe, wie es dem Alter auch entsprechend wäre. ;)

  • Ich halte ein durchwachsenes Feld für optimal. Das funktioniert aber nur, wenn man den Fokus nicht so arg auf eine Figur lenkt. Eine Geschichte die zu stark von nur einer Figur getragen wird ist für mich persönlich aber ohnehin nicht besonders interessant, da es die wenigen Möglichkeiten im dramaturgischen Fortgang damit irgendwie vorhersehbar machen.


    Zitat von Morgy

    Ich merke in letzter Zeit immer öfter, wie ich einem halben Kind keinen Schwert- oder Magiermeister mehr abkaufe. Selbst wenn er von Kindesbein an trainiert hätte, würde ihm die nötige Kraft und Erfahrung fehlen.


    Kann ich prinzipiell verstehen hängt aber am Ende von der Umsetzung ab.
    Es gibt grundlegend schon Gründe dafür, warum die Gewinner von Kampfsportturnieren im Normalfall nicht zwischen 40-Jährigen ausgekungelt werden.
    Ein Charakter der ordentlich Biss hat kann im richtigen Kontext auch mit 16 schon allerhand bewegen (Man denke nur an Musashi der in dem Alter schon seinen ersten Samurai auf dem Gewissen hatte).
    Aber ich verstehe was du meinst.

    "Wer alle Rauheiten des Lebens meidet, bekommt nie genug Schliff, um zu glänzen."

  • An sich bevorzuge ich ältere Charaktere und werde neugierig, wenn diese als Hauptcharaktere dargestellt werden, oft auch weil es eine andere Perspektive und andere Beziehungen bietet als junge Charaktere. Daher nehm ich das manchmal gerne, sehe für mich bloß das Problem, dass viele ältere Charaktere sehr ... unquirky(?) sind.

    Manchmal mag ich ja den älteren zynischen, vom Leben gezeichneten Kerl (und manchmal eine Frau), der eigentlich einen guten Kern hat und so... aber nicht immerzu. Gibt allerdings auch andere Charaktertypen bei älteren Charakteren, darunter noch ein paar, die nicht zu sehr der Norm entsprechen, der man erwachsenen Charakteren erwarten würde.


    Wenn mich die Story interessiert und ich die Charaktere gerne mag, sollte es aber egal sein. Katniss ist zwar 17, aber sie benimmt sich nicht wie eine typische Siebzehnjährige aus der Mittel- oder Oberschicht in Europa. Sie musste für ihre Familie sorgen und wäre in der Arena rasch gestorben, wenn sie sich wie eine typische moderne Jugendliche verhalten und so denken würde.

    Ich habe auch Bücher wie Der Goldene Kompass und sehr geliebt... und Lyra ebenso. Junge Charaktere halten mich nicht ab etwas lesen oder schauen zu wollen, es sei denn sie denken wie ein Jugendlicher oder junger Erwachsener, der dauernd verschossen ist und dessen Gedanken zu einem modernen High School-Film passen oä.

    Dann gibt's natürlich solche Protagonisten á Eragon, der 0815 Junge dessen Dorf zerstört wird und der innerhalb kürzester Zeit kämpfen lernt und die Welt retten muss und yadda. Früher hab ich Eragon gerne gelesen und halte es in guter Erinnerung, bloß der Unterschied ist: The Hunger Games und His Dark Materials lese ich auch als Erwachsener gerne. Eragon ist für die 12-17 Range, weil Paolini in Eragons Alter war, als das Buch veröffentlich wurde. Es ist quasi von einem Teenager für die Peer Group geschrieben worden. The Hunger Games und His Dark Materials wirken wie "Erwachsene, die über Jugendliche schreiben".


    Worin ich nicht zustimmen würde ist, dass Alter mehr Lebenserfahrung bedeuten muss, also vor allem tiefgreifender Lebenserfahrung. Ich hab 40, 50jährige gesehen, die auch sozial sehr privelegiert waren und für die alles glatt lief bis auf Kleinigkeiten im Leben, die konnten sich auch mit diversen Dingen so gar nicht identifizieren. Ich würde nun behaupten, dass ich mit 14, 15 um einiges mehr erlebt habe als diese Personen und kenne so einige, die als Kind und Jugendliche bereits einiges durchlebt haben.

    Natürlich ist das Alter ein wichtiger Teil der Reife des Charakters, aber ein höheres Alter bedeutet nicht zwangsläufig mehr persönliche Einsichten in diverse Lebenslagen.


    Zitat

    Jetzt frage ich mich: Sind ältere Helden wirklich so uninteressant, dass kaum einer über die lesen will? Wie alt sind eure Protagonisten? Was zieht ihr vor?

    Ich sehe an sich gerne erwachsene Protas 30, 40+, aber in der Fantasy bedeutet erwachsener Prota meist grumpy guy (or gal - manchmal), und in realitätsnahen Medien wie Thriller und Krimis ohne Fantasyelemente ist es zb. der geschiedene Detective mit (optionalem) Alkoholproblem. Man glaubt schon, das gehört zur Jobbeschreibung lol. Einstellungskriterium: keine gute Beziehung zur Frau und zu Alkohol.

    Mochte allerdings die ersten paar Staffeln von Criminal Minds wirklich gerne, weil ich einige Charaktere und deren Beziehungen untereinander sehr charmant fand.

    Und nicht alle von den "Hardened Warrior / Detective Types" sind gleich nahegehend. Ich finde Geralt nahegehend und vor allem auch Balsa von Moribito Series (und sie ist eine erwachsene Kriegerin!), so einige andere jedoch nicht. Und selbst wenn ich ab und an einen solchen Charakter sehr mag, da ist nur eine gewisse Anzahl an grumpy / dry Guys, die ich als Protagonisten erleben will...

    was ironisch ist, da ich genauso einen schreibe. Allerdings hab ich mir vorgenommen, dass er zwar mit Vertrauensprobleme zu kämpfen hat, die man als Tiefling in manchen Gegenden auch haben sollte, und mit seiner Trauer nicht gut umgeht, jedoch nicht so sonderlich wortkarg oder grumpy ist.

    Mein Hauptprotagonist ist über 200 Jahre alt und es hat vor allem in den ersten Kapiteln Spaß gemacht diesen im Schulalltag als Lehrer zu beschreiben, bzw. daneben eine reine Slice of Life-Nebenstory aufzubauen.


    Wenn ich in published Fantasy jedoch Protagonisten begegne, die nicht bloß so Anfang bis Mitte 20 sind, sondern tatsächlich 30, 40+, ist dies oftmals Dark Fantasy mit eben jenen Charaktertypen, die ich nicht gerne in Massen sehen will, vor allem wenn wir einen männlichen Prota haben. ^^'

    30+-Prota und eine alte Göttin, hat für mich unglaublich gut in Spice and Wolf funktioniert, und zudem ist es eine schöne Romanze. Mit erwachsenen und charmanten Charakteren sind die selten zu finden, aber wenn man sie findet, sind sie oftmals ziemlich gut, imo.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn ich in published Fantasy jedoch Protagonisten begegne, die nicht bloß so Anfang bis Mitte 20 sind, sondern tatsächlich 30, 40+, ist dies oftmals Dark Fantasy mit eben jenen Charaktertypen, die ich nicht gerne in Massen sehen will, vor allem wenn wir einen männlichen Prota haben. ^^'

    Im Dark-Fantasy ist das Alter auch oftmals nicht ausschlaggebend, wenn man die Veröffentlichungen sieht. Die Männer, aber auch Frauen, sind da häufig sterotypisch. Im Grunde könntest du das Alter einfach austauschen und es hätte keine bis kaum Relevanz für die Geschichte. Es wirkt nur "realistischer" wenn ein narzistischer Geschäftsführer knapp 40 ist als Anfang 20.

    Ich weiß nicht woran es liegt, aber ich mag heldenhafte Charaktere unter 20 nur noch bedingt. Vemutlich liegt es daran, dass ich selbst schon älter bin. Wenn ich mir einen Urban-Fantasyfilm oder eine solche Serie anschaue, indem die Protas 16+- sind, muss ich immer daran denken, wie viele Praktikanten bei uns früher nicht einmal eine Waschmaschine bedienen konnten. Solche Chars sollen dann die Welt retten ... :rofl:

    Im High-Fantasy kommt es dann für mich darauf an, ob die Chars schon früh z. B. mit ihrem Kampftraining angefangen haben oder nicht. Wie das Leben verlaufen ist ...

    Deswegen haben Chaos Rising und ich uns damals auch für eine Mitte entschieden. Also Anfang 20 bis Ende 20. Noch formbar, aber schon von Erfahrungen geprägt.

    Ich merke aber, dass meine Protas teilweise auch immer älter werden. Oder, es mir weniger ausmacht, wenn sie älter sind.

  • Ich merke aber, dass meine Protas teilweise auch immer älter werden. Oder, es mir weniger ausmacht, wenn sie älter sind.

    Ich wuerde von mir sagen dass ich mit 25 nicht faehig war, einen 50-jaehrigen Protagonisten sinnvoll zu schreiben - da fehlte mir einfach die eigene Lebenserfahrung dazu (und natuerlich auch irgendwie das Interesse). Jetzt finde ich es interessant die verschiedenen Moeglichkeiten die das Alter bietet einen Charakter zu gestalten da zu haben.

    Im High-Fantasy kommt es dann für mich darauf an, ob die Chars schon früh z. B. mit ihrem Kampftraining angefangen haben oder nicht.

    Naja, das ist eher das Instant-Hero Problem - wenn jemand mal kurz einen Nachmittag ein Schwert in die Hand bekommt und dann sofort ueberreisst was man damit macht dann geht mir das auf die Nerven - es wuerde mir auch auf die Nerven gehen wenn dieser jemand ein 46-jaehriger Bauer waere der ploetzlich einen Aufstand anzetteln will, aber normalerweise ist es halt ein 16-jaehriger den man in der Realitaet erst mal davor schuetzen muesste sich mit dem scharfen Ding in der Hand zu verletzen...

    • Offizieller Beitrag

    Naja, das ist eher das Instant-Hero Problem - wenn jemand mal kurz einen Nachmittag ein Schwert in die Hand bekommt und dann sofort ueberreisst was man damit macht dann geht mir das auf die Nerven - es wuerde mir auch auf die Nerven gehen wenn dieser jemand ein 46-jaehriger Bauer waere der ploetzlich einen Aufstand anzetteln will, aber normalerweise ist es halt ein 16-jaehriger den man in der Realitaet erst mal davor schuetzen muesste sich mit dem scharfen Ding in der Hand zu verletzen...

    Ja, das nannten wir immer "Zero-to-Hero". Einen Tag - oder die obligatorischen zwei Wochen - Training, und er/sie sind bereit einem meist sehr alten Endgegner entgegenzutreten. :orc:

    Ich wuerde von mir sagen dass ich mit 25 nicht faehig war, einen 50-jaehrigen Protagonisten sinnvoll zu schreiben - da fehlte mir einfach die eigene Lebenserfahrung dazu (und natuerlich auch irgendwie das Interesse). Jetzt finde ich es interessant die verschiedenen Moeglichkeiten die das Alter bietet einen Charakter zu gestalten da zu haben.

    Mja, das ist schwieriger. Früher, wenn bei mir ältere Charaktere aufgetaucht waren, waren sie meist schrullig.

    Daher nehm ich das manchmal gerne, sehe für mich bloß das Problem, dass viele ältere Charaktere sehr ... unquirky(?) sind.

    <--- so viel dazu. :rofl:

    In der Humoristik konnte ich mir das auch leisten, ansonsten habe ich mich einfach an älteren Menschen orientiert, die ich kannte oder mitbekommen habe. Sie aber als Protas fungieren zu lassen ... finde ich heute noch schwierig, aber nicht unmöglich. Ich steuere in einer Kooperation auch einen Prota, der knapp 60 ist, aber da kommt auch wieder ins Spiel, dass es humoristische Fantasy ist und man da schon mehr Freiheiten hat.

    An sich merke ich, wie mir "Realismus" in Geschichten immer wichitiger wird. Bzw. Nachvollziehbarkeit. Wie du sagst Thorsten wenn ein junger Mann noch nie eine Waffe in Händen gehalten hat, ist es unmöglich, dass er binnen weniger Tage das Kämpfen erlernt. Genauso wie eine Magierin niemals ihre ach so mächtigen Kräfte beherrschen könnte, wenn sie erst seit einer Woche von diesen weiß ...

    Gerade in Jugedromanen hat man auch oft das Verhältnis, dass die weibliche Kriegerin, die noch keine 20 ist, plötzlich alle Männer in ihrer "Einheit" besiegt. Wenn sie es dadurch schafft, dass sie flinker und gelenkiger/hinterlistiger ist, kann man darüber streiten, aber oftmals ist die körperliche Kraft auch ebenbürtig, was ich immer belächle. Wenn Klinge gegen Klinge geschlagen wird ... Ich bin da ehrlich, wenn ich gegen meinen Mann kämpfen müsste ... Er ist viel, viel, viel, viel stärker als ich. Und bei den weiblichen Protas handelt es sich nicht um weibliche Bodybuilderinnen. Wenn es um reine Kraft geht, würden die meisten weiblichen Protas einfach in die Röhre schauen. :rofl: VOR ALLEM, wenn sie 16+- sind. Wenn da so ein 20+-/30+- Ritter vor dir steht, der seit seiner Kindheit trainiert ... oder körperlichen Arbeit ausgesetzt war/ist ... Come on ... Da sollte man mal den Feminismus in der Schublade lassen. :pardon:

  • Ich musste gerade automatisch an die Tintenwelt von Cornelia Funke denken. Da startet man ja aus der Sicht eines 12 jährigen Mädchens, was dem ganzen erstmal dieses magische von Kinderaugen gibt. Aber im Verlauf der Geschichte erfährt man irrsinnig viel über die erwachsen Charaktere um sie herum und und wird dann auch aus deren Sicht geschrieben. Die sind eigentlich alle 30+ und auch nicht wenige. Da ist fenoglio, der alte verschrobene Schriftsteller. Mo, der eigentlich ein ruhiger Buchbinder ist und dann vom Buch zu einer Art Robin hood gemacht wird. Staubfeinere, der irgendwie nie richtig erwachsen wird und viele mehr. Durch diese so verschiedenen erwachsenen Charaktere gewinnt die Story mMn an tiefe, echten Konflikten und Spannung. Das ist für mich ein schönes Beispiel wie man etliche ältere Charaktere abwechslungsreich, realistisch und trotzdem spannend einbauen kann

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz (Tintenherz, Cornelia Funke)

    Meine Geschichte: Staub im Mondlicht

    Mein Blog

  • Gerade in Jugedromanen hat man auch oft das Verhältnis, dass die weibliche Kriegerin, die noch keine 20 ist, plötzlich alle Männer in ihrer "Einheit" besiegt. Wenn sie es dadurch schafft, dass sie flinker und gelenkiger/hinterlistiger ist, kann man darüber streiten, aber oftmals ist die körperliche Kraft auch ebenbürtig, was ich immer belächle. Wenn Klinge gegen Klinge geschlagen wird ...

    Aus praktischer Erfahrung kann ich das bestaetigen. Es ist auch nicht nur Kraft die einem ein maennlicher Koerperbau mit mehr Muskelmasse beschert - man ist auch ganz banal schneller. Saara bei uns im Verein geht international auf Turniere und ist da ziemlich gut, aber als Sparringpartner fuer mich eher auf der langsamen Seite.

    (Klinge gegen Klinge hauen kann man machen, da macht aber Technik auch ganz viel aus, die eigentliche Kraft kommt aus der Drehung des Oberkoerpers, wenn jemand da die Biomechanik falsch macht und aus den Armen schlaegt, dann kann er noch so viel Muskeln haben... als Technik ist das aber unelegant, die Waffe in die Richtung weghauen in die sie ohnehin schon geht ist effektiver - das sind genau die Details die man halt monatelang lernen muss - Technik, Biomechanik und Taktik sind schon enorm wichtig, der Titel mancher mittelalterlichen Fechtmanuskripte koennte gut 'Wie man enthusiastische Leute die ein Schwert in der Hand haben schnell entsorgt' sein... )

  • Dark-Fantasy ist das Alter auch oftmals nicht ausschlaggebend, wenn man die Veröffentlichungen sieht. Die Männer, aber auch Frauen, sind da häufig sterotypisch. Im Grunde könntest du das Alter einfach austauschen und es hätte keine bis kaum Relevanz für die Geschichte. Es wirkt nur "realistischer" wenn ein narzistischer Geschäftsführer knapp 40 ist als Anfang 20.

    Ich weiß nicht woran es liegt, aber ich mag heldenhafte Charaktere unter 20 nur noch bedingt. Vemutlich liegt es daran, dass ich selbst schon älter bin. Wenn ich mir einen Urban-Fantasyfilm oder eine solche Serie anschaue, indem die Protas 16+- sind, muss ich immer daran denken, wie viele Praktikanten bei uns früher nicht einmal eine Waschmaschine bedienen konnten. Solche Chars sollen dann die Welt retten ... :rofl:

    Im High-Fantasy kommt es dann für mich darauf an, ob die Chars schon früh z. B. mit ihrem Kampftraining angefangen haben oder nicht. Wie das Leben verlaufen ist ...

    Das stimmt allerdings. Dark Fantasy ist etwas, das ich heute sehr viel wählerischer aussuche und eher zu Fantasy mit gelegentlich düsterer Atmosphäre greife.


    Gut, das nennt man dann verzogen. xD davon hab ich schon einiges gesehen, auch va ein paar männliche Unikollegen Anfang und Mitte 20, die plötzlich alleine wohnten und nicht wussten was sie zu tun hatten, weil ihre Mutter alles für sie gemacht hat. ^^'

    Aber dazu braucht es nichtmal High Fantasy. Ich hab schon die Hoffnung, dass zumindest einige Kinder heute noch Life Skills erlernen.


    Daher nehm ich das manchmal gerne, sehe für mich bloß das Problem, dass viele ältere Charaktere sehr ... unquirky(?) sind.

    <--- so viel dazu. :rofl:

    In der Humoristik konnte ich mir das auch leisten, ansonsten habe ich mich einfach an älteren Menschen orientiert, die ich kannte oder mitbekommen habe. Sie aber als Protas fungieren zu lassen ... finde ich heute noch schwierig, aber nicht unmöglich. Ich steuere in einer Kooperation auch einen Prota, der knapp 60 ist, aber da kommt auch wieder ins Spiel, dass es humoristische Fantasy ist und man da schon mehr Freiheiten hat.

    Quirky hat wenig mit dem zu tun, was man im Deutschen als schrullig bezeichnet, finde ich. Zumindest nicht das alte-Leute-schrullig.

    ich könnte es mir auch nicht vorstellen mit einem Stall nur aus ähm, normalen Leuten befreundet zu sein. Ich hab einen Kumpel, der hat nach Stephen Hawkings Tod einen kleinen Shinto-Schrein im Vorzimmer eingerichtet und im Wohnzimmer Anime Figurines im Wert von vielen hundert Euro. :D

    Mir ist aufgefallen, dass in Medien meist nur in erwachsene Sidekick Characters, die nicht viel zum Plot beitragen oder ernstgenommen werden, solche Dinge zu finden sind. Oder eben in Comedies. Es ist selten die Ärztin zu sehen, die sich daheim hinsetzen und Stardew Valley spielen darf ... oder noch eher Dead by Daylight haha. Das tun einige Leute in real jedoch, vor allem auch solche in High Stress Jobs.


    Aber nicht nur hobbytechnisch, auch charakterlich... wo ich das wirklich öfters sehe, sind manche Videospiele und Anime, die zwar an Erwachsene gerichtet sind, sich mit ihren, auch erwachsenen, Charakteren jedoch mehr trauen als viele Bücher für ein älteres Publikum und Mainstream-Filme.

    Unter anderem eben auch quirky Charaktere, die halt deswegen nicht weniger ernsthaft und verantwortungsvoll sein können wenn sie müssen, und erstaunlicherweise auchmal feminine(re), allgemein unkonventionellere, erwachsene Männer in Protagonistenrollen oder als wichtige Hauptcharaktere. In typischen Hollywoodfilmen, vielen Büchern (außer va Middle Grade Büchern) und co. sind die meist ein nicht ernstzunehmender Sidekick, wenn überhaupt.

    Der Einzige, den ich spontan in westlichen Filmen nennen könnte und der dem am nächstenkommt und ein sehr charmanter Charakter ist, ist Newt Scamander von Fantastic Beasts ... und dann hat man ab dem Zweiten entschieden ihn in einen typischen Plot aus einem Magiekrieg zu werfen, wo er einfach nur verloren wirkt und in seiner eigenen Filmreihe gesidelined wird. :tired:

    In Manga ist dieser Kerl, Qifrey aus Witch Hat Atelier und im Allgemeinen einer meiner Lieblingscharaktere und einer der Protagonisten.

    Spoiler anzeigen


    Gerade in Jugedromanen hat man auch oft das Verhältnis, dass die weibliche Kriegerin, die noch keine 20 ist, plötzlich alle Männer in ihrer "Einheit" besiegt. Wenn sie es dadurch schafft, dass sie flinker und gelenkiger/hinterlistiger ist, kann man darüber streiten, aber oftmals ist die körperliche Kraft auch ebenbürtig, was ich immer belächle. Wenn Klinge gegen Klinge geschlagen wird ... Ich bin da ehrlich, wenn ich gegen meinen Mann kämpfen müsste ... Er ist viel, viel, viel, viel stärker als ich. Und bei den weiblichen Protas handelt es sich nicht um weibliche Bodybuilderinnen. Wenn es um reine Kraft geht, würden die meisten weiblichen Protas einfach in die Röhre schauen. :rofl: VOR ALLEM, wenn sie 16+- sind. Wenn da so ein 20+-/30+- Ritter vor dir steht, der seit seiner Kindheit trainiert ... oder körperlichen Arbeit ausgesetzt war/ist ... Come on ... Da sollte man mal den Feminismus in der Schublade lassen. :pardon:

    Kommt drauf wie Low oder High Fantasy die Story ist. In High Fantasy lass ich "aber eine Frau kann das nicht" nicht gelten, auch nicht, wenn keine direkte Magie im Spiel ist, weil alles andere auch möglich sein soll und daran soll's plötzlich scheitern.

    Und wenn's ein Heer voller trainierter Krieger geben darf, aber man muss auf coole Butches Kriegerinnen verzichten... :/

    Die alte DnD Version von "Frauen haben automatisch einen Malus auf Körperkraft" ist nun auch fast schon ein Meme. ^^'


    Ich musste gerade automatisch an die Tintenwelt von Cornelia Funke denken. Da startet man ja aus der Sicht eines 12 jährigen Mädchens, was dem ganzen erstmal dieses magische von Kinderaugen gibt. Aber im Verlauf der Geschichte erfährt man irrsinnig viel über die erwachsen Charaktere um sie herum und und wird dann auch aus deren Sicht geschrieben. Die sind eigentlich alle 30+ und auch nicht wenige. Da ist fenoglio, der alte verschrobene Schriftsteller. Mo, der eigentlich ein ruhiger Buchbinder ist und dann vom Buch zu einer Art Robin hood gemacht wird. Staubfeinere, der irgendwie nie richtig erwachsen wird und viele mehr. Durch diese so verschiedenen erwachsenen Charaktere gewinnt die Story mMn an tiefe, echten Konflikten und Spannung. Das ist für mich ein schönes Beispiel wie man etliche ältere Charaktere abwechslungsreich, realistisch und trotzdem spannend einbauen kann

    Ja, es ist sehr lang her, aber daran kann ich mich gut erinnern.


    Eine Serie, die ich allerdings letztens gesehen habe war Agatha All Along, zwar eine Marvelserie und deshalb etwas over the top, aber die drehte sich nicht um Superhelden, sondern um Hexen. Ein Cast voller erwachsener, komplexer und toller Hexen (und einem lesbischen Paar), das hatte was. Das will ich jedenfalls nicht mit einem Teenagercast austauschen. :D

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    Kommt drauf wie Low oder High Fantasy die Story ist. In High Fantasy lass ich "aber eine Frau kann das nicht" nicht gelten, auch nicht, wenn keine direkte Magie im Spiel ist, weil alles andere auch möglich sein soll und daran soll's plötzlich scheitern.

    Und wenn's ein Heer voller trainierter Krieger geben darf, aber man muss auf coole Butches Kriegerinnen verzichten... :/

    Die alte DnD Version von "Frauen haben automatisch einen Malus auf Körperkraft" ist nun auch fast schon ein Meme. ^^'

    Man kann sich seine eigene Welt schon so basteln, wenn man das so möchte. Ich schließe ein Heer kampferprobter Valkyren/Schildmaiden oder Amazonen auch nicht aus. Davon war überhaupt nicht die Rede! Aber eine 16Jährige, die ein bisschen mit dem Schwert umgehen kann, wird - und das fände ich ansonsten sehr unrealistisch und auch im High-Fantasy schwerz zu erklären - mit reiner Muskelkraft einem 25/35Jährigen Ritter nicht gewachsen sein. Der klatscht die weg! Der schüttelt die wie ein nasses Handtuch! Der macht aus ihr einen Origami-Schwan ...

    (Klinge gegen Klinge hauen kann man machen, da macht aber Technik auch ganz viel aus, die eigentliche Kraft kommt aus der Drehung des Oberkoerpers,

    Das war nur sinnbildlich gemeint, wenn beide drücken würden, hätte der Mann die Oberhand in meinem Beispiel. Da gings jetzt nicht um Techniken :rofl:

    Aus praktischer Erfahrung kann ich das bestaetigen. Es ist auch nicht nur Kraft die einem ein maennlicher Koerperbau mit mehr Muskelmasse beschert - man ist auch ganz banal schneller. Saara bei uns im Verein geht international auf Turniere und ist da ziemlich gut, aber als Sparringpartner fuer mich eher auf der langsamen Seite.

    Ja, und in meinen Geschichten dürfen Männer auch noch was können :rofl: Ich muss als Frau nicht immer die ultimativen Kriegerinnen erschaffen, die die Männerwelt dumm dastehen lassen. Es kommt auf die Charaktere an, die man schreibt. Hab ich einen weiblichen Ork, dann darf sie auch gerne stärker sein, als der männliche Paladin oder so ... Also, man kann vieles machen, aber es sollte nicht aus dem Stehgreif sein. Und wo wir hier beim Alter sind ... spielen da eher Erfahrungen, Leben und Training eine Rolle. ^^

  • Ja, und in meinen Geschichten dürfen Männer auch noch was können :rofl: Ich muss als Frau nicht immer die ultimativen Kriegerinnen erschaffen, die die Männerwelt dumm dastehen lassen. Es kommt auf die Charaktere an, die man schreibt.

    Amen.:thumbup:

    Ich war noch nie ein Fan der Idee, dass eine Fantasy-Welt (echte oder eingebildete) Defizite der realen Welt korrigieren sollte oder dass ein Charakter das koennen sollte was der Autor immer mal wollte - da ist die Mary Sue nicht sehr fern.

    Charaktere die Schwaechen haben, unter der Gesellschaft in der sie sind leiden, dagegen aufbegehren, lernen mit ihren Schwaechen zu leben, umzugehen oder sie zu kompensieren und sich dann ihren Platz in der Welt schaffen - das gibt spannendere Geschichten her. Welten die einfach sein duerfen, neugierig machen, zum Entdecken einladen finde ich interessanter als solche die einer Agenda folgen wie unsere reale korrigiert werden soll - und daher kaum Ueberraschungen bieten.

    Druss the Legend kommt mir in den Sinn, geht um einen alten Axtkaempfer und seinen letzten Krieg - er hat schon Ausfallserscheinungen, morgends tut alles weh - und schlimmer noch, er hat einen Ruf, jeder will die Legende sehen die er frueher mal war, er kann nicht einfach ueber Gelenkschmerzen klagen. Tatsaechlich geht es mehr darum wie er versucht ein Bild aufrecht zu erhalten als um Kaempfe. Cooles Setting, schoener Charakter, sowas gibt was her - und kontrastiert ganz gut mit der 16-jaehrigen Instant-Heroin...

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    Ich war noch nie ein Fan der Idee, dass eine Fantasy-Welt (echte oder eingebildete) Defizite der realen Welt korrigieren sollte oder dass ein Charakter das koennen sollte was der Autor immer mal wollte - da ist die Mary Sue nicht sehr fern.

    Jaaaaa, die Mary Sue, da gabs sogar mal nen Test im Internet, ob deine Prota eine ist. Funfact - meine ist durchgefallen xD Also keine Mary Sue. Aber es gibt ja auch das männliche Ambivalent. Den Garry Stu oder Larry Stu :rofl:

    Druss the Legend kommt mir in den Sinn, geht um einen alten Axtkaempfer und seinen letzten Krieg - er hat schon Ausfallserscheinungen, morgends tut alles weh - und schlimmer noch, er hat einen Ruf, jeder will die Legende sehen die er frueher mal war, er kann nicht einfach ueber Gelenkschmerzen klagen. Tatsaechlich geht es mehr darum wie er versucht ein Bild aufrecht zu erhalten als um Kaempfe. Cooles Setting, schoener Charakter, sowas gibt was her - und kontrastiert ganz gut mit der 16-jaehrigen Instant-Heroin...

    Ja, sowas ist dann realistisch. Das interessiert aber die Jugend net, die damit gefüttert wird, dass alles möglich ist. So ist auch eher mein Held in der Humoristik. Er trinkt abends gerne mal ein Bier, hat Arthrose, Gicht vermutlich auch, aber alle kennen ihn nur als "DEN van HELSING", der aber auch mittlerweile knapp 60 ist und lieber in Rente wäre. Seine Wirbelsäule will nicht mehr, seine Exfrauen nerven ... xD

    Charaktere die Schwaechen haben, unter der Gesellschaft in der sie sind leiden, dagegen aufbegehren, lernen mit ihren Schwaechen zu leben, umzugehen oder sie zu kompensieren und sich dann ihren Platz in der Welt schaffen - das gibt spannendere Geschichten her. Welten die einfach sein duerfen, neugierig machen, zum Entdecken einladen finde ich interessanter als solche die einer Agenda folgen wie unsere reale korrigiert werden soll - und daher kaum Ueberraschungen bieten.

    Ich finde Zugeständnisse machen auch ganz wichtig. Wenn man einen 2m Hünen hat, der gut kämpfen kann, dann muss die 160cm Prota net nachziehen können. Dann denkt man sich andere Stärken aus.

  • Gerade in Jugedromanen hat man auch oft das Verhältnis, dass die weibliche Kriegerin, die noch keine 20 ist, plötzlich alle Männer in ihrer "Einheit" besiegt. Wenn sie es dadurch schafft, dass sie flinker und gelenkiger/hinterlistiger ist, kann man darüber streiten, aber oftmals ist die körperliche Kraft auch ebenbürtig

    Ein gängiges Stereotyp ist ja auch die Heldin, die durch eine Art Verwandlung (z.B. durch die Vampirwerdung) plötzlich und ohne jedes Training Superkräfte bekommt. Oder sie "hasst eigentlich Training" aber zieht das halt trotzdem durch, weil es sein muss. Die erste Variante holt mich schon lange nicht mehr so richtig ab. Und auch nicht die Heldin, die nichts kann und trotzdem von allen Männern angehimmelt wird (Typ Bella). Da schreibt man vermutlich für ebensolche Leserinnen, die ebenfalls "nichts können", aber hören möchten, dass es darauf überhaupt nicht ankommt.

    Die Heldin, die "Training hasst", ist vermutlich ebenfalls bei Leserinnen beliebt, die selbst Training hassen, aber das Gefühl haben, es wäre halt nicht mehr als ein notwendiges Übel. Ich habe ja eine Heldin, die eine Kämpferin ist und gerne trainiert. Das kam im Publikum gar nicht gut an. Obwohl es wohl die logischere Variante ist. Wer sich quälen muss, wird das vermutlich nicht lange durchhalten, wenn er nicht irgendwann Spaß an der Sache entwickelt.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

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    Ein gängiges Stereotyp ist ja auch die Heldin, die durch eine Art Verwandlung (z.B. durch die Vampirwerdung) plötzlich und ohne jedes Training Superkräfte bekommt. Oder sie "hasst eigentlich Training" aber zieht das halt trotzdem durch, weil es sein muss. Die erste Variante holt mich schon lange nicht mehr so richtig ab. Und auch nicht die Heldin, die nichts kann und trotzdem von allen Männern angehimmelt wird (Typ Bella). Da schreibt man vermutlich für ebensolche Leserinnen, die ebenfalls "nichts können", aber hören möchten, dass es darauf überhaupt nicht ankommt.

    Klar, rette mal die Welt, indem du faul bist. :rofl: aber ich gebe dir recht, das alles gibt es zu Hauf.
    Dieses 200.gif holt mich schon lange nimmer ab. Man kann sich auch alles zurechtprügeln, dass es passt. Aber warum gibt es Klischees? Weil der Mensch ist, wie er ist!