- Offizieller Beitrag
Das hat mir sehr zu denken gegeben, da es nach meinem Empfinden extrem selten thematisiert wird. In US-Serien (speziell in Ermittlungsserien) ist es ja gang und gäbe Leute zu erschießen.
In der Fantasy wird das einfach mit "bösen" Wesen gerechtfertigt, aber auch der eine oder andere Bandit hat dran zu glauben ohne das das die Protagonisten anscheinend groß kratzt, egal ob der bisher gut behütet aufgewachsen ist oder schon ein zynischer Veteran ist.
Eigentlich sollte jeder Mensch eine gewisse Hemmung haben und auch noch länger dran zu kauen haben, wenn er einen anderen Menschen umbringt, egal ob derjenige "Gut" oder "Böse" war. Wieso ist das so selten ein Thema?Sind wir durch diese ganze Darstellung da es eben kein Thema ist, so abgestumpft das wir uns darüber tatsächlich keine Gedanken mehr machen?
Ist es wie Klogänge etwas das einfach nur langweilig ist und niemanden interessiert?
Oder verrenne ich mich da grad und es ist mir tatsächlich noch nie aufgefallen?
Wie handhabt ihr das?
Den Gedanken habe ich auch immer wieder mal, wenn ich ein Buch lese, oder einen Film schaue. Ist es logisch, dass die Figur das nun einfach so wegsteckt? Oder sollte er sich mehr Gedanken machen? Ich an seiner/ihrer Stelle würde ja ...
In kleinen Stücken habe ich diesen Konflikt in meiner Geschichte auch mit drin. Das erste Mal töten, das erste Mal mit dem Tot in Berührung kommen. Für meinen Prota ne echt beschissene Situation, die ihr mehrmals den Boden wegzieht und auch noch ziehen wird. Während andere "gelernt" haben damit umzugehen. Abgestumpft sind.
Ich glaube auch nicht, dass man in dieser Sache von einen auf den anderen schließen kann. Es gibt Menschen, die unglaublich empathisch sich und sich alles zu Herzen nehmen, alles zerdenken und aus jeder Mücke einen Elefanten machen. Solchen Menschen setzt (wenn man es jetzt auf die Polizei bezieht) es sicherlich mehr zu erstmalig einen Menschen umgebracht zu haben. Gab es andere Wege? Hätte ich es verhindern können? Und ich kann mir auch vorstellen, dass sich solche Menschen nie daran "gewöhnen" zu töten.
Während eine weniger empathische Person oder "stumpfere" Person damit vielleicht deutlich einfacher umgeht. Sich die positiven Aspekte herauspickt - immerhin geholfen zu haben - und weiterlebt.
Es gibt genug Beispiele von Menschen, die aus Lust töten, die darin ihre Befriedigung sehen, ihr Leben, ihre Energie, die sie im Leben vorantreibt.
Die eine Person braucht dann vielleicht mehr psychologische Betreuung als die andere. Nicht jeder Soldat, der aus dem Krieg zurückkommt, benötigt eine Betreuung. Es wird vllt allen angeboten, aber jeder geht damit anders um. Bei dem einen sitzt die Hemmschwelle höher als bei anderen.
Dann kommen die Umstände des Aufwachsen dazu. Bin ich mit dem Tod aufgewachsen, weil um mich herum ständig jemand stirbt? Schon jemand gestorben ist? Hier bei uns ist das ein "weit"entferntes Thema. Deutschland oder generell Europa ist ein relativ "Gesundes" Land. Gerade uns in Deutschland geht es gut. Essen, wenig Krankheiten, Arbeit, wir haben keinen Krieg vor der Haustür. in der Theorie. Im Grunde "passt man auch etwas auf sich auf". Es gibt scharfe Gesetze, die den Besitz von Waffen verbieten. In anderen Ländern sitzt diese Moral lockerer. Bei den Amis fliegt öfters mal eine Kugel durch die Kante, weil irgendwo ein Dunkelhäutiger durch den Vorgarten gelaufen ist. In den ärmeren Ländern stirbt der Nachbar am Hungertod, weil der von nebenan ihm sein letztes Hemd genommen hat. Oder irgendein Voodoo-Schamane schnippelt die Hand eines Kindes ab, weil ein Reicher hofft, dass es Glück bringt, wenn der Schamane diese Hand im Fundament seines neuen Bürogebäudes eingräbt. Und das Kind stirbt dann. Ich kann mir vorstellen, dass der Kerl gut auf dem mit Geld gefüllten Kissen schläft und sich einen Scheiß kümmert, wer dafür sterben musste.
Ich denke, es macht auch einen Unterschied WIE man mordet. Ob man dem Opfer auf dem letzten Weg direkt ins Gesicht geschaut, oder nur von weitem zugesehen hat, oder am Ende weit entfernt war. Der Mensch verdrängt und in einer Welt, in der es immer mehr von uns gibt und alles immer egoistischer zu werden scheint, wird es auch immer Menschen geben, die damit leichter umgehen können.
Es kommt ja auch darauf an, ob man im Recht ist, oder ob man einfach nur glaubt im Recht zu sein.
Und für mich lassen sich diese Aspekte auch wunderbar auf die Fantasy übertragen. Persönlichkeit, Vergangenheit und die damit einhergehenden Moralvorstellungen. Wenn dir jemand von Kindesbeinen an in den Kopf hämmert, dass Töten richtig ist, und das alle um dich herum auch so sagen und denken und machen und leben, dann ist für dich töten richtig. Wenn du mit dem Tod in deiner Umgebung aufwächst, dann gehst du damit viel leichter um, als wenn du aus einer anderen Gegend (wie beispielsweise unserer) kommst, wo du NORMALERWEISE umsorgt aufwächst und damit weniger Berührungspunkte hast.