Wie mache ich pasing richtig?

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 3.901 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (16. Juli 2021 um 16:06) ist von kalkwiese.

  • Ich wollte mal Fragen wie ich eine geschrieben Geschichte richtig pase. Ich habe ganz lange (praktisch) nicht genau was das ist, bis ich es mal bei einer Schreibübung gefühlt habe.

    Das Problem ist, dass, weil ich davon nur wenig Ahnung habe, wie ich Pasing beim Schreiben richtig mache. Schreibt einfach mal, was dazu euch einfällt...

    Und die sehr dumme Frage, ob Pasing beim Schreiben überhaupt eine Rolle spielt, denn primär kenne ich es als Filmbegriff.

    Listen to wind, listen to the rain, listen to the voices in your brain.

  • Donovan

    Ich muss gestehen, dass ich davon noch nie etwas gehört habe. Selbst das Lesen des Link-Artikels hat mir nicht erklären können, was Pasing (schreibt man das tatsächlich so? Im Artikel heißt es "pace") mit Schreiben zu tun haben könnte. Wie würdest du es erklären und wie kommst du darauf, dass es beim Schreiben überhaupt eine Rolle spielt? Hast du es irgendwo gelesen? :hmm:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Ich denke, die Frage zielt darauf ab, wie viel Zeit man sich mit dem Erzählen nehmen sollte.

    Ist es besser treibend zu erzählen, die Geschichte rasch voranzubringen, damit sich der Leser nicht langweilt?

    Oder sollte man sich lieber Zeit für das Einführen von Charakteren, Ortschaften, Begebenheiten nehmen?

    Nun, manche Leser wenden sich bereits genervt ab, wenn es nicht schon gleich im Prolog knallt und explodiert, andere wiederum lieben auch die x-te Geschichte innerhalb der Geschichte und bemerken gar nicht, dass auch nach fünf Kapiteln eigentlich immer noch nicht so richtig viel passiert ist.

    Natürlich sind das jetzt eher zwei Extreme, aber das veranschaulicht denke ich recht gut, dass es sich hier eher um eine Geschmacksfrage handelt und über solche lässt sich eben streiten.

    Wichtig ist, lieber Donovan , dass du dich mit deinem persönlich gewählten Erzähltempo wohlfühlst. Du, als Autor, bist der Taktgeber.

    Wie in einem Musikstück musst du aber nicht immer im gleichen Tempo bleiben, kannst hier und da auch mal anziehen, dann wieder bremsen, usw.

    Als Beispiel: Einen Abschnitt, indem sich dein Charakter aktiv durch ein Schlachtfeld bewegt, schreibst du anders, als wenn du über einen Museumsbesuch berichtest. Ist die Schlacht jedoch vorüber und der Charakter in Sicherheit, muss sich das auch im Pacing niederschlagen, das vorangegangene Schlachtentempo sollte also wieder gedrosselt werden.

    Auch solltest du darauf achten, dass du eine gewisse Konsistenz im Tempo beibehältst, sprich, du solltest dein (ich nenne es mal) Standardpacing nicht während der Geschichte verändern, sondern eben nur dann, wenn es erzählerisch notwendig ist.

  • Ich verwende den Begriff "pacing" zwar nicht selbst, glaube aber, mir darunter etwas vorstellen zu können. Letztlich geht es doch dabei um das Verhältnis von erzählter Zeit und Erzählzeit (im Film entspräche das der Dauer des Films, bei geschriebenen Geschichten ist das etwas schwieriger zu bestimmen). "erzählte Zeit" klang für mich im Deutschunterricht auch immer irgendwie seltsam und wirklich verstanden habe ich es dann auch erst ein klein wenig später (glaube ich zumindest). Ganz grob stelle ich mir darunter vor, wie viel Handlung oder Ereignisse passieren.

    Kombiniert man das jetzt, kann man sich also vielleicht fragen: Wie viele Ereignisse, die die Handlung voranbringen, passieren pro Zeitabschnitt (oder pro Seite oder so)? Je mehr passiert, desto schneller geht in dem Abschnitt die Handlung voran. Wenn wenig passiert, desto langsamer. Letzteres eröffnet mMn Gelegenheit für anderes (also Dinge, die nicht so relevant für die Handlung sind), denn die Seite ist ja im Buch oder so nicht leer.

    Bei Der Herr der Ringe geht es, wenn mich nicht alles täuscht, relativ langsam los. Da wird erst das Auenland beschrieben, dann Bilbos Abschiedsfest, irgendwann kommt noch der Umzug Frodos von Beutelsend nach Weißnichtmehrwohin und das alles passiert über ein oder zwei Jahre hinweg (glaube ich, bin mir aber nicht mehr so ganz sicher). Für die Handlung wirklich relevant ist das alles nicht, aber es lässt einen eine Menge World-Building erfahren. Das interessiert nicht jeden, deswegen finden viele Leute LotR eher langweilig zu lesen. Aber es ist weder gut noch schlecht, sondern eine Möglichkeit, wie man eine Geschichte erzählen kann.

    Für das eigene Schreiben kann man sich überlegen, wie und wo man die Handlung schneller vorantreiben möchte und wo man ruhigere Passagen einbaut, in denen z.B. der Charakterentwicklung oder dem Kennenlernen der Welt Raum gegeben wird. Ich denke, hier muss man einfach ein wenig herumexperimentieren, weil es ja auch sehr vom individuellen Schreib- und Erzählstil abhängt. Vielleicht gibt's auch Ratgeber, die sagen 1) der Anfang / Einstieg einer Geschichte muss schnell sein, also mit viel Handlung / Entwicklung, so dass der Leser direkt mit ins Geschehen gezogen wird, 2) gefolgt von einer gemächlicheren Passage, die z.B. auch die Interpretation der Ereignisse durch die Protas, Ausarbeitung eines Plans oder Reise zu einem entscheidenden Ort etc. enthalten kann, bevor es 3) wieder auf eine Auseinandersetzung / Lösung und Neuentwicklung von Konflikten zugeht.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Hm - ich wuerde fragen - wo ist die Geschichte?

    Wenn die Umgebung interessant ist und es was ueber die Welt zu lernen gibt waehrend der Charakter ueber den Markt schlendert, dann kann sich die Erzaehlung diesem Thema mit Gewinn zuwenden - das langsamere Tempo stoert dann nicht.

    Wenn auf der anderen Seite der Trupp Grzhnogs ueber den Huegelkamm kommt, ist es die falsche Zeit um Tempo rauszunehmen und ueber die Blumen am Wegesrand nachzusinnen.

    Wenn nach der Schlacht der beste Gefaehrte des Protagonisten tot ist, dann kann die Geschichte auch mal seitenlang in seinen Gedanken ueber Leben und Tod verharren ohne dass viel passieren muss.

    Erzaehle das was grade interessant ist - nicht das was davon wegfuehrt. Der Rest findet sich.

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke Asni hat es schon perfekt erklärt. Also ist mein Kommi eigentlich überflüßig ^^; Aber ich mag das Thema. Zum einen ist es ja auch der Grund, warum ich meine alte Geschichte beendet habe und meine neue so ganz anders ist als die zuvor.

    Pacing ist nur die Geschwindigkeit in der Dinge geschehen(Die die Handlung voranbringen). Passieren die Ereignisse Schlag auf Schlag, dann hat die Geschichte ein hohes Pacing. (wenn es denn auch so erzählt wird.)
    Gibt es viele Pausen oder so, dann hat die Geshcichte ein recht niedriges Pacing.
    Aber da gibt es kein gut oder schlecht. Außer man übertreibt eine der beiden Richtungen.

    Um mal bei zwei Teilen eines gleichen Films zu sein.
    Batman Begins hat meiner Meinung nach ein eher niedriges Pacing. Besonders der Anfang wird ausführlich erklärt und selbst danach dauert es lange bis der Anta in Erscheinung tritt.

    Batman The Dark Knight mit dem Joker hat ein hohes Pacing würde ich behaupten. Es passieren die ganze Zeit Dinge, die einen quasi durch den Film treiben. Kaum ist man am durchschnaufen ist irgendwo schon wieder was in die Luft geflogen.
    Beide Filme funktionieren auf ihre Art (für mich :P) Sie werden nur anders erzählt.

  • Auch solltest du darauf achten, dass du eine gewisse Konsistenz im Tempo beibehältst, sprich, du solltest dein (ich nenne es mal) Standardpacing nicht während der Geschichte verändern, sondern eben nur dann, wenn es erzählerisch notwendig ist.

    Und damit kommen wir zum Pudels Kern: Wie mache ich das? Wie merke ich das?

    Ich weiß nur so viel, dass schnelles Pacing wahrscheinlich kurze Sätze sind oder sowas.

    Ich würde Pasing halt auch gerne lernen, weil ich würde gerne eines Tages (vielleicht) Texte gerne ganz fein einstellen, wenn ihr versteht was ich meine. Will ganz viel Handwerk reinstecken.

    Um mal bei zwei Teilen eines gleichen Films zu sein.
    Batman Begins hat meiner Meinung nach ein eher niedriges Pacing. Besonders der Anfang wird ausführlich erklärt und selbst danach dauert es lange bis der Anta in Erscheinung tritt.

    Batman The Dark Knight mit dem Joker hat ein hohes Pacing würde ich behaupten. Es passieren die ganze Zeit Dinge, die einen quasi durch den Film treiben. Kaum ist man am durchschnaufen ist irgendwo schon wieder was in die Luft geflogen.
    Beide Filme funktionieren auf ihre Art (für mich :P) Sie werden nur anders erzählt.

    Schönes Beispiel


    Hast du es irgendwo gelesen?

    Eher bei YouTube im Zusammenhang mit Filmen.

    Listen to wind, listen to the rain, listen to the voices in your brain.

  • Und damit kommen wir zum Pudels Kern: Wie mache ich das? Wie merke ich das?

    Ich weiß nur so viel, dass schnelles Pacing wahrscheinlich kurze Sätze sind oder sowas.

    Ich würde Pasing halt auch gerne lernen, weil ich würde gerne eines Tages (vielleicht) Texte gerne ganz fein einstellen, wenn ihr versteht was ich meine. Will ganz viel Handwerk reinstecken.

    Meine Meinung dazu: Schreiben lernt man, indem man schreibt. ^^

    Wenn man dann noch über Konzepte wie Pacing, Charakterentwicklung, Worldbuilding etc. reflektieren kann, dann ist man eigentlich auf einem guten Weg, um Fortschritte zu machen. Außerdem hilft es auch, beim Lesen von anderen Texten und Büchern mal ganz bewusst auf solche Konzepte zu achten (manche machen sich ja sogar Notizen zu sowas, ich jetzt nicht).

    Pace bedeutet ja erstmal sowas wie Tempo, und das Erzähltempo kann man sicher auch im Kleinen wie im Großen betrachten. Klar, mit kurzen, knappen Sätzen lässt sich eine Kampfszene flott gestalten, da gibt es dann Schlag auf Parade auf Finte auf Gegenangriff und der Leser wird quasi beim Lesen überrollt, weil alles so schnell passiert. Das, was da genau passiert, ist sehr schnell und das wird dann auch mit einem hohen Tempo an den Leser gegeben. Indem man dem Leser nur Bilder und Sinneseindrücke in die Hand gibt, statt lyrischen, flüssigen Beschreibungen, wird eine hohe Geschwindigkeit erzeugt.

    Das wäre aber mMn noch kein schnelles Pacing. Wenn eine Geschichte nun aus vielen solchen Szenen besteht, die den Plot aber nur wenig vorantreiben, dann wäre das meiner Auffassung nach überhaupt kein schnelles Pacing, da können die Sätze noch so knapp und präzise bzw. unordnungstiftend sein.

    Generell, wenn man von einem schnellen Pacing redet, geht es eher darum, wie schnell der Plot einer Geschichte voran getrieben wird. Und da bin ich ganz bei Thorsten . Das richtige Pacing findest du, indem du dir deine Geschichte anschaust und überlegst, was erzählenswert ist bzw. was für die Geschichte notwendig zu erzählen ist. Geschichten, die sich auf den Plot fokussieren, neigen dazu, etwas blassere Figuren und Welten zu haben und haben damit dann oft ein schnelleres Pacing. Wenn die Geschichte aber sehr auf gut ausgefeilte Figuren setzt, wird sie sich auch die Zeit nehmen, um die Ängste, Sorgen, Freuden, Herkünfte etc. seiner wichtigen FIguren zu erläutern. Da ist das Pacing dann meistens langsamer.

    Nichts von beidem ist besser als das andere. Manchmal will man einfach eine Geschichte, die non stop Gas gibt. Aber viele wissen auch einen guten Slow Burn sehr zu schätzen - ich zum beispiel. :)

    Schreib deine Geschichte, lies sie nochmal, reflektiere über sie und dann bearbeite, ändere. Lies Bücher noch einmal, die du gut oder vielleicht sogar wegen des Pacings gut fandest und schau dir an, wie die das gemacht haben. Worauf haben die sich konzentriert und welchen Ereignissen haben sie weniger Raum gegeben? Besser kann man das mMn nicht lernen.

    Vielleicht wirst du feststellen, dass du deine Geschichte dafür genauestens ausplotten musst. Vielleicht stellst du fest, dass du mit Ausplotten gar nicht arbeiten kannst und machst eher einen auf Stephen King (Von dem ich schon ein paar mal gehört habe, dass das Pacing bei ihm sehr inkonsistent und merkwürdig sein kann, aber hey! Seine Fans kümmert das wahrscheinlich nicht so sehr).

    Das Gruselige am Schreiben ist, dass man - wie im Leben allgemein - den richtigen Weg nur selbst finden kann.

    Häupter auf meine Asche!

  • Heyho Donovan

    "Pacing" auf's Schreiben anwenden zu wollen ist Blödsinn.

    Spoiler anzeigen

    Allgemeine Bezeichnung für das Tempo, in dem sich eine Geschichte entfaltet und voran schreitet. Der Eindruck des Tempos eines Films ist abhängig von mehreren Dingen – die Folge und Dichte der Ereignisse, insbesondere der Handlungen, und die Zwangsläufigkeit, mit der sie einander folgen und sich kausal auseinander entwickeln; die Länge der einzelnen Szenen; Tempo und Intensität des Schauspiels einschließlich der Dialogführung; filmische Gestaltungsmittel wie Licht, Schnitt, Musik etc. Manchmal wird zwischen dem externen und dem internen Tempo unterschieden – dem Schnitt und der Bewegung der Akteure vor der Kamera. Frenetisch schnelle Bewegung im Bild oder sehr schneller Schnitt führen zum Eindruck eines hohen Tempos; sind die Einstellungen dagegen lang und geschieht auch im Bild wenig, wirkt die Entwicklung der Erzählung eher langsam (es sollte allerdings angemerkt werden, dass diese landläufige These nicht immer stimmt – der sehr schnell geschnittene Film Fahrenheit 451, Großbritannien 1966, François Truffaut, wirkt eher langsam erzählt). In aller Regel wird mit wechselnden Tempi gearbeitet – auf eine eher schnelle Phase der Erzählung folgt eine langsame, bevor das Tempo wieder angezogen wird. Der Tempo-Eindruck ist zudem historisch und kulturell variabel. Meist wird angenommen, dass die Phasen höheren Tempos vom Zuschauer intensiver wahrgenommen werden; ob es allerdings einen Gedächtniseffekt gibt, ist ungeklärt.

    Vergiß es.

    "Erzählungen" im Film haben nichts mit Erzählungen zu tun.

  • "Erzählungen" im Film haben nichts mit Erzählungen zu tun.

    Das sehe ich jetzt nicht so... im Gegenteil, eigentlich ist das Problem beim Schreiben viel akuter.

    Im Film haben wir normalerweise das Setting dass wir eine Handlung von Tagen/Monaten in ein paar Stunden erzaehlen wollen- aber jede einzelne Szene muss in Realzeit erzaehlt werden, das heisst Pacing bezieht sich darauf wie die Szenen die von den Tagen/Monaten erzaehlt werden ausgewaehlt wurden, wie sie zusammenmontiert und geschnitten wurden.

    Ein Text muss aber nicht in Realzeit erzaehlen wie ein Film - da kann z.B. die Handlung einen Tag grob zusammenfassen, oder aber es kann ein detailliertes close-up auf einen Gedankengang geben der im Buch zwei Seiten ist, in Echt aber vielleicht nur einen Moment gedauert hat (die Bildersequenzen beim Tagtraeumen koennen sehr schnell folgen...)

    Katharina und mir ist das z.B. aufgefallen als sie einen Lagercrantz Krimi gelesen hat waehrend ich grade einen Dahl hatte - und sie hatte gestoert dass die Dialoge wie ein Drehbuch sind, Rede und Gegenrede ohne irgend eine Beschreibung zwischendurch. Umgekehrt hatten die Dialoge bei Dahl oft seitenweise Abschweifungen wenn ein Protagonist sich an was erinnerte, oder waehrend des Gespraechs einen Gedanken fasste - was mir persoenlich gut gefallen hat.

    Jedenfalls - will sagen, ich denke die Moeglichkeiten bei einem Film das Erzaehltempo zu bestimmen sind gegenueber einem Text deutlich reduziert - vieles was in einem Film gemacht werden kann kann prinzipiell auch in einem Text gemacht werden, aber keineswegs alles was in einem Text an Tempoaenderung geht, wuerde in einem Film gehen.

  • Heyho Donovan

    "Pacing" auf's Schreiben anwenden zu wollen ist Blödsinn.

    Vergiß es.

    "Erzählungen" im Film haben nichts mit Erzählungen zu tun.

    Du bist ziemlich drastisch mit Deiner Meinung, Der Wanderer .

    Gerade die Posts vor dem Deinigen sagen genau etwas anderes. Ja, es sind auch nur "Meinungen", das mag sein. Aber Meinungen als "Blödsinn" abzustempeln, ist keine gute Diskussionsgrundlage.

    Ich persönlich finde, dass man mit Pacing, das bewußt gesetzt wird, durchaus Spannung in eine geschriebene Geschichte reinbringen kann, oder rausnehmen. Wie mans grade braucht. Sich darüber Gedanken zu machen, wie man die gewünschte Wirkung am besten erzielt, ist kein Blödsinn. Egal, ob man ne Geschichte schreibt, verfilmt, oder einen Manga draus macht. Wichtig ist, dass man sich selber wohlfühlt mit der Geschichte, dass sie so abläuft, wie man sie selber gern lesen/hören/sehen würde.

    My two pennies im Senf

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Ich finde die Geschwindigkeit in der eine Geschichte erzählt wird sollte dynamisch sein. Es gibt schnelle Szenen und langsame, Szenen in denen ein größerer Zeitraum erzählt wird und welche in denen der Zeitraum kürzer ist. Daran muss man den Schreibstill anpassen und die Kunst ist es, rauszufinden was wann passt. Am besten lernt man das in dem man übt.

    Ansonsten finde ich kann man Film und Buch nur bedingt vergleichen. Denn als Autor führt man jeden nur denkbaren Beruf bei einem Filmset aus. Das komplette Bühnenbild baut ein Romanautor genauso wie er die Kostüme entwirft, die Beleuchtung, die Wind- und Regenmaschine bedient und all die anderen Arbeiten die zu einem Film gehören. Nicht zu vergessen das nicht alles was sich im Film gut darstellen lässt in einem Buch ebenso gut funktioniert und umgekehrt natürlich auch.

    lg Werluchs

  • Wenn die Geschichte aber sehr auf gut ausgefeilte Figuren setzt, wird sie sich auch die Zeit nehmen, um die Ängste, Sorgen, Freuden, Herkünfte etc. seiner wichtigen FIguren zu erläutern. Da ist das Pacing dann meistens langsamer.

    Dann sollte ich bei meiner momentanen Idee eher langsamen Pacing planen. Es geht eher um die Figur als um den Plot.

    Listen to wind, listen to the rain, listen to the voices in your brain.

    • Offizieller Beitrag

    Vergiß es.

    "Erzählungen" im Film haben nichts mit Erzählungen zu tun.

    Das sehe ich tatsächlich anders.

    Pacing ist doch ein gutes Beispiel dafür, dass es parallelen gibt :hmm:

    Und für mich ist Pacing auch nichts anderes, als ein Merkmal unter vielen anderen :pardon:

    Pacing, Komplexität, Realismus, Länge der Geschichte... alles Dinge die ich mit einem hohen oder niedrigen Wert versehen könnte, die aber nichts über die Qualität der Geshcichte aussagen, weil es jeder für sich selber anders sieht^^

  • Dann sollte ich bei meiner momentanen Idee eher langsamen Pacing planen. Es geht eher um die Figur als um den Plot.

    Nicht notwendigerweise. Aber dazu gleich mehr.

    Und damit kommen wir zum Pudels Kern: Wie mache ich das? Wie merke ich das?

    Ich weiß nur so viel, dass schnelles Pacing wahrscheinlich kurze Sätze sind oder sowas.

    Ich bisher zwar noch nie versucht, das bewusst zu lernen oder jemandem beizubringen, aber wie kalkwiese schon gesagt hat: Schreiben lernt man dadurch, dass man schreibt.

    Ich würde dir vorschlagen, ein Thema oder Motiv herzunehmen, die dir nicht so wichtig ist. Also nicht an deinem Lieblingsprojekt üben, dann ist es nicht so schlimm, wenn es in die Hose geht. Dieses Thema versuchst du dann einmal mit schnellem und einmal mit langsamem Pacing zu schreiben.

    Ein mögliches Thema: ein Duell zwischen zwei Rittern auf einem Tournier.

    Für beide Varianten kannst du dir überlegen, welche Handlungen passieren sollen. Für das schnelle Pacing würde ich jetzt bauchgefühlsmäßig sagen, dass der Kampf selbst mehr im Vordergrund steht und es um verschiedene Schlagabtausche und spannende Situationen im Zweikampf geht. Mach dir dazu eine Liste an Sätzen, die diese Bausteine beschreiben: "Die Ritter tauschen schnell einige Schläge aus, um ihren Gegner zu testen", "Ritter Ulricht trifft Ritter Arthur am Helm", "Ritter Arthur kann Ritter Ulrich das Schwert aus der Hand schlagen" etc. Damit weißt du, welche Punkte für dich relevant sind, aber so wie die Sätze formuliert sind, werden sie nicht in der Geschichte auftauchen, weil sie eher übergeordnet beschreiben, aber nicht spannend darstellen und den Leser nicht fesseln. Auch solltest du den Ausgang des Kampfes (bzw. das Ziel / die Endsituation des Abschnitts) festlegen, etwa: "Ritter Ulrich gewinnt, indem er Ritter Arthur die Füße unter dem Körper wegziehen und aus dem abgesteckten Kampfplatz schubsen kann". Vielleicht kommt danach auch noch eine Belohnung durch eine anwesende Dame.

    Für das langsame Pacing kannst du ähnliches machen, allerdings sollte weniger Action passieren. Statt vielleicht 10 (ich rate hier, weil ich das so auch noch nie gemacht habe) hast du vielleicht nur 4 Sätze, die die Action beschreiben. Du kannst dir auch einfach 4 von der ersten Liste aussuchen. Jetzt ist ganz klar, dass du viel weniger schreiben wirst, wenn diese 4 Sätze in einem Abschnitt umsetzt, wenn du genauso schreibst wie beim schnellen Pacing. Wie sollst du also die Geschichte länger machen? Ich würde da auf Gedanken, Gefühle, visuelle Eindrücke, Geräusche, die Stimmung etc. eingehen, je nachdem, was dir in der Szene wichtig ist. Auch dafür könntest du dir eine Liste an Sätzen machen, die das beschreibt: "Die Tribünen sind randvoll mit begeisterten Zuschauern besetzt", "Händler mit Bauchläden bieten gebratenes Fleisch und frische Backwaren an", "Die Königstochter sollte den Gerüchten zufolge bildschön sein, aber jetzt, da Ritter Ulrich sie so sah, erkannte er, dass Gerüchte immer zu Übertreibungen neigten.", "Das Schwert des Ritter Arthur war reich verziert." etc.

    Ziel der Übung ist es, zwei ungefähr gleich lange Textabschnitte zu schreiben und dann zu schauen, ob der Effekt, den du dir durch das unterschiedliche Pacing erhoffst, auch eintritt. Wenn nicht, dann musst du mal schauen, woran das liegt. Vielleicht schreibst du Beschreibungen besonders actionreich... vielleicht wirken deine Kampfszenen zu sehr nach Slow-Motion, weil du jede Bewegung des kleinen Fingers auch mit darstellst...

    Nun zum Thema "Figuren charakterisieren bei schnellem Pacing": Ich denke, man kann Figuren auch dadurch charakterisieren, dass man sie vieles tun lässt bzw. in viele actionreiche Situationen wirft. Ob das für deine Geschichte passt, ist eine ganz andere Frage. Letztlich muss du wissen, welchen Charakter deine Figur hat und wie du diese Information an den Leser bringen möchtest. Von einer auktorialen Erzählerstimme ("Ritter Ulrich war ein ruhiger, zuvorkommender Mensch. Das Kämpfen war ihm eigentlich zutiefst zuwider. Aber dennoch nahm er am Turnier um die Hand der Königstochter teil, weil seine Mutter es sich so sehr wünschte, dass er endlich eine Braut fand. Ihm selbst lag nichts an einer Braut. Der Wald und die Flussauen genügten ihm völlig. Stundenlang, ja sogar tagelang konnte er diese durchwandern und jede Blüte mit einem Reim in die höchsten Höhen des lyrischen Himmels loben....") bis hin zu einer ungefilterten Darstellung der Gedanken des Protas (Das ist mir gerade zu anstrengend :( ) ist alles möglich, auch dadurch, dass der Charakter viel verschiedenes tut und man seine emotionalen Reaktionen dazu an seinem Verhalten ablesen muss.

    Für das Lernen würde ich hier auch noch ganz stark "Lernen durch Immitation" empfehlen, d.h. ein deiner Meinung nach besonders gut geschriebenes Kapitel eines Buches oder so einfach mal aus dem Kopf im gleichen Pacing selbst schreiben. Alternativ kannst du auch bewusst bestimmte Stilmittel, bestimmte Techniken oder den Schreibstil an sich immitieren. Aber wiederum würde ich das nur an Texten machen, die nur für's Schreibenlernen da sind und nicht dein Herzensprojekt. Letztlich geht es hier ja auch erst darum, deinen Schreibstil zu finden und zu formen.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Heyho Cory Thain

    Nur um das gerade zu rücken:

    Ich habe nicht die Meinungen anderer als Blödsinn "abgestempelt".

    Ich habe lediglich gesagt, daß ich Pacing als Mittel des Mediums Film angewendet auf's Schreiben für Blödsinn halte.

    Nuff said.

  • Ich würde dir vorschlagen, ein Thema oder Motiv herzunehmen, die dir nicht so wichtig ist. Also nicht an deinem Lieblingsprojekt üben, dann ist es nicht so schlimm, wenn es in die Hose geht. Dieses Thema versuchst du dann einmal mit schnellem und einmal mit langsamem Pacing zu schreiben.

    Ein mögliches Thema: ein Duell zwischen zwei Rittern auf einem Tournier.

    Das klingt gut. Werde es genau mit dieser Übung machen.


    Für das Lernen würde ich hier auch noch ganz stark "Lernen durch Immitation" empfehlen, d.h. ein deiner Meinung nach besonders gut geschriebenes Kapitel eines Buches oder so einfach mal aus dem Kopf im gleichen Pacing selbst schreiben.

    Das klingt gut. Habe in Zauberberg immer den langen Abschnitt bewundert, bei dem Thomas Mann sehr exakt Hans Castorps Gefühle zu Madame Chauchat beschreibt. Fand es schön, dass es nicht einfach als Liebe beschrieben ist, snodern als ein sehr komplexes Geflecht. Habe ohnehin eine Schwäche für Thomas Mann Beschreibungen

    Listen to wind, listen to the rain, listen to the voices in your brain.

  • Ich bin gerade über dieses Video zum Thema Pacing gestolpert. Das fand ich deswegen produktiv, weil es auch unter dem Pacing über die gesamte Geschichte und dem Pacing einzelner Szenen unterscheidet. :) Vielleicht nicht unbedingt eine Anleitung, aber es diskutiert das Thema ganz gut:

    Spoiler anzeigen

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