Vielen Dank, Thorsten , da bin ich wirklich froh.
~~~ Kapitel 15 ~~~
Kapitel 15 (1/1)
„Also derselbe wie vor vierzehn Tagen?“, vergewisserte sich Etienne.
„Tevor TwoFive-O, ganz richtig.“ Der Klinikleiter verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen den Tisch. „Die Commandantin ist der Meinung, er gehört eingesperrt, doch er hat nichts getan, was das rechtfertigt. Ich konnte sie überzeugen, dass das vorerst nicht nötig ist. Und nun hoffe ich“, seine Miene wurde besorgt, „dass ich mich damit nicht geirrt habe.“
„„Wenn der Mann gefährlich ist, werden wir es herausfinden. Das Tracking dauert wie immer sieben Tage, mit Auswertung zehn Tage. Die Überwachung wird lückenlos sein. Sie wissen ja, wie das läuft. Nach diesen zehn Tagen erhalten Sie dann eine detaillierte Auflistung aller in diesem Zeitraum erfolgten Aktionen. Und die Ergebnisse entscheiden, wie weiter mit dem Mann verfahren wird.“
Etienne hatte die Sätze heruntergespult wie einen auswendig gelernten Text, obwohl es nicht oft vorkam, dass ein Häftling einem Tracking unterzogen wurde. Meist waren es kurze Auffälligkeiten, die den Sicherheitsdienst oder die Gardisten aufmerksam gemacht hatten. So, wie es auch bei Tevor der Fall war.
Dr. Witt sah ihn unschlüssig an. „Ich habe das Gefühl, dass die Commandantin meine Kompetenz in dieser Situation nicht anerkennt und sich über meine Empfehlungen hinwegsetzt. Es ist schon mehrfach vorgekommen, dass getrackte Personen ... Nun, sagen wir mal, sie sind danach zu keiner der jährlichen Untersuchungen mehr aufgetaucht, unabhängig vom Ergebnis des Trackings.“
Etienne schüttelte den Kopf. „Die Commandantin ist nicht befugt, sich über Ihre Einschätzung und die daraus abgeleiteten Maßnahmen hinwegzusetzen. Wenn Sie sagen, der Mann stellt aus medizinischer Sicht keine Gefahr dar, dann kann sie ihn nicht in Haft nehmen ohne ein Vorkommnis, das dies auch rechtfertigt.“
„Mir scheint, ich habe mich nicht ganz eindeutig ausgedrückt.“ Der Klinikleiter warf einen Blick zum Kameraauge über der Tür. „Was ich sagen wollte, ist, dass ...“
„Ich habe Sie sehr gut verstanden, Doktor.“ Etienne stellte sich so, dass die Kamera in seinem Rücken war und schenkte dem Arzt einen eindringlichen Blick. Eigentlich konnte er sich nicht vorstellen, dass die Commandantin eigenmächtig auffällige Ontas ... nun, wegsperrte. Aber die Befürchtungen des Arztes waren nicht aus der Luft gegriffen. Frida kochte im Bezug auf den Umgang mit Ontas gern ihr eigenes Süppchen, das war kein Geheimnis. Doch sie konnte nicht tun und lassen, was ihr beliebte. Dr. Witt als Leiter des medizinischen Bereiches war ihr übergeordnet, was gesundheitliche Belange anging. Die Gardisten hatten sich einzig und allein um die Aufrechterhaltung der Ordnung zu kümmern. So diese nicht bedroht war, gab es für sie keinen Grund einzuschreiten. Und ob sie bedroht war, das würde der Klinikleiter entscheiden. Trotzdem war es besser, wenn die Überwachung nicht aufzeichnete, dass der Klinikleiter der Commandantin kriminelle Aktionen unterstellte. Etienne würde in einer freien Minute mal nachforschen, was aus den früher getrackten Ontas geworden war.
„Also zurück zu Tevor.“ Er nickte und nahm das ComTab entgegen, das der Arzt ihm hinhielt. „Lassen Sie mich raten: Seine zweite Untersuchung hat wieder nichts Konkretes ergeben?“
„Ganz recht.“ Dr. Witt nickte. „Wir konnten erneut nichts feststellen. Ich habe – ehrlich gesagt – keine Ahnung, was mit dem Mann los ist. Deshalb vertraue ich auch fest darauf, dass Sie zu einem aussagekräftigen Ergebnis kommen.“ Er stieß sich vom Tisch ab und ging zur Tür. „Sie wissen, wie sie mich erreichen, Othoni Fatou. Auf Wiedersehen.“
Etienne nickte grüßend mit dem Kopf und wartete, bis der Arzt die Tür hinter sich geschlossen hatte.
‚Othoni‘ ...
Diese Anrede hörte er so selten, dass er sie fast vergessen hatte. Niemand sonst nannte ihn so, weder Ares noch die Kollegen. Es war auch so eine Wortkreation vom Griechenland-besessenen Kyrios, genau wie Onta und Ypir. Das Wort war die Dienstbezeichnung der Sicherheitsbeamten und ließ sich am ehesten mit ‚Überwacher‘ übersetzen, hatte Ares erklärt.
Ein Tracking also. Wie er das hasste. Einen Menschen auf Schritt und Tritt zu verfolgen und ihn jeglicher Privatspähre zu berauben. Das war ekelhaft und widerstrebte ihm zutiefst.
Doch er war der stellvertretende Sicherheitschef. Und solange sein Vorgesetzter krank war, musste er die Entscheidungen treffen, auch wenn es unangenehme waren. Aber er würde dieses Tracking selbst übernehmen, das hatte er sich vorgenommen. Und die beiden anderen, mit denen er das Ergebnis auswerten musste, würde er persönlich auswählen.
Er programmierte das Überwachungssystem auf den Code von Tevor und bestätigte die Eingabe. Ab sofort würde jeder Scanner, der Tevors Chip erfasste, automatisch die Aufzeichnung aller im betreffenden Bereich vorhandenen Kameras auslösen. Egal wo sich der Onta befand. Doch damit nicht genug. Kameras konnten nur beobachten, aber keine Zusammenhänge erkennen und nicht reagieren. Dafür benötigte es menschliche Beobachter.
Sieben Tage waren vergangen und Etienne saß mit seinen beiden Othoni vor den Monitoren. Heute Morgen hatte die Auswertung begonnen. Jetzt, am späten Nachmittag, war er bereits mit den ersten acht Stunden des dritten Überwachungstages beschäftigt. Sein Blick folgte gerade Tevor, der den Gang zum Lift entlanglief, um die Morgenschicht zu beginnen. Die beiden anderen überprüften das zweite und das dritte Drittel des Tages. Wenn jemandem etwas auffiel, würde ein leiser Piepton erklingen, das Zeichen dafür, dass ein elektronisches Lesezeichen an die betreffende Stelle der Videodatei geheftet wurde. Bis jetzt war noch nichts zu hören gewesen, also gab es nichts, was den Mann als Sicherheitsrisiko kennzeichnete.
Müde rieb sich Etienne die brennenden Augen. Das ununterbrochene Starren und die ständige Aufmerksamkeit waren kräftezehrend. Erst nach zwei Stunden würden sie eine Pause machen. Jeder von ihnen wollte das so schnell wie möglich hinter sich bringen, doch das hieß nicht, dass sie es an Sorgfalt mangeln ließen. Als sie gestern Nachmittag Schluss machten, hatte einer der Kollegen erzählt, dass der observierte Onta unter Alpträumen litt, die ihn zitternd aus dem Schlaf aufschrecken ließen. Das deckte sich mit dem, was Etienne vorher schon von der Überwachungseinheit der Onta-Zelle erfahren hatte.
Jetzt kniff er die Lider zusammen. Was war das eben gewesen? Er ging ein paar Sekunden zurück und ließ die Sequenz ein zweites Mal laufen. Nach der dritten Wiedergabe markierte er die Stelle und der leise Piepton erklang. Der Onta Tevor war am Arbeitsplatz erst zusammengezuckt, wobei er beinahe sein Datenpad fallenließ. Und dann hatte er sekundenlang die Tischplatte angestarrt. Doch da lag nichts. Er war mit der Sortierung der Nachschubanlieferung für die Fertigungsautomaten im ersten Abschnitt des Bandes beschäftigt und dieses versunkene Starren hatte Etienne misstrauisch gemacht. Der Onta riskierte Bestrafung, wenn er ungenehmigte Pausen einlegte.
Ein plötzliches Zucken von dessen rechter Hand gefolgt von hastigem Schütteln zeigten Etienne, dass das warnende Brennen Tevor aus seiner Versunkenheit gerissen haben musste. Wie aus einem Traum erwacht, mühte sich der Onta offensichtlich erst um Orientierung, bevor er mit seiner Arbeit fortfuhr.
Etienne kratzte sich am Bart, bog einmal kurz den Rücken durch und beobachtete weiter.
Bin nicht ganz sicher ...
Ich weiß, das ist ein kurzes Kapitel. Ein sehr kurzes, und ich weiß noch nicht, wie ich das ändern kann. Künstlich in die Länge ziehen will ich es nicht. Vom zeitlichen Ablauf denke ich, dass es nicht an eine andere Stelle passt. Ich habe überlegt, es gleich in Kapitel 13 zu integrieren, weil das mit ca 1000 Wörtern auch nicht soooo lang ist. Ich könnte die Beobachtung aufnehmen, dass Tevor mit Thilia Blickkontakt aufnimmt, aber die gesprochenen Worte kann Etienne / die Überwachung nicht gehört haben. Ich weiß auch noch nicht so genau, ob das wichtig wird, dass diese kurze Parkbegegnung auffällt. Wenn ja, dann muss dieser kurze Part nach Kapitel 14 bleiben. Wenn nicht, könnte er zu Kapitel 13 dazu. Bin sehr unsicher. Vielleicht könnt ihr mir mal eure Gedanken dazu sagen?