Es wäre ja sehr schön und begrüßenswert, wenn alles, was als Gesetz festgelegt wurde bei dessen Mißachtung eine sofortige Ahndung seitens der Gerichte nach sich zöge.
Ein Gericht, national oder international interessiert sich nicht die Bohne für irgend eine Rechtsverletzung, solange die nicht von irgendwem angezeigt wird.
Naja, es gibt ja schon Staatsanwaltschaften. Meine Aussagen sind hier aber trotzdem schon sehr aus dem Zusammenhang gerissen. Dass Gerichtsurteile automatisch geschehen würden, habe ich ja nicht behauptet. Da bräuchte man ja auch wieder die böse, böse KI.
Nach dem, was ich bisher zu dem Thema gelesen habe, sieht es für mich einfach nicht so aus, das sich alle Juristen einig wären, dass ChatGPT hochgradig illegal ist, so wie Thorsten das darstellt. Selbst von einem Unentschieden ist es weit entfernt. Es gab ja schon Anwälte, die - nicht immer mit dem größten Erfolg - ChatGPT und Co. selbst genutzt haben.
Ich habe auch keine Aussagen von OpenAI finden können, dass sie urheberrechtlich geschütztes Material verwendet hätten. Selbst wenn sie das gemacht hätten, wären die ja schön blöd, das zuzugeben.
In der Klageschrift, die wohl von einer amerikanischen Schriftstellervereinigung ausgeht, werden in meinen Augen zu weitreichende Schlüsse gezogen. Aus der Tatsache, dass ChatGPT ein Prequel zum "Lied von Eis und Feuer" skizzieren kann, wird abgeleitet, dass urheberrechtlich geschützte Werke analysiert worden sein müssen. Gleichzeitig wird die Ausgabe von ChatGPT da schon als Veröffentlichung gewertet.
Um ChatGPT nutzen zu können, muss man sich aber einloggen, was ungefähr das Gegenteil von öffentlich ist. Urheberrechtliche Probleme kriegt vielleicht der Nutzer, der das dann wirklich veröffentlicht, aber eher nicht OpenAI. Wenn jemand ständig googelt, wie man Bomben zusammenbasteln kann, wird die Polizei ja auch irgendwann bei dem vor der Tür stehen und nicht bei Google selbst. (Ist das jetzt schon wieder ein unzulässiger Vergleich?)
Spätestens durch die Fernsehserie "Game of Thrones" ist auch ganz viel Material zum fiktionalen Universum von G.R.R. Martin im Netz verfügbar. Da muss man gar nicht die eigentlichen Romane analysiert haben. Und gerade das amerikanische Recht ist bei der Verwendung von sowas z.B. im Rahmen von Rezensionen viel großzügiger als das deutsche.
Vielleicht wird es am Ende darauf hinauslaufen, dass OpenAI einen einstelligen Prozentsatz seiner Einnahmen (haben die überhaupt welche?) an eine (unter Umständen noch zu schaffende) Verwertungsgesellschaft abführen wird, die das Geld dann an Buch- und Zeitschriftenverlage weiterleitet. Das wird dann vor allem wieder denen nützen, die ohnehin schon am meisten verdienen. Selfpublisher oder Blogger werden davon kaum profitieren.
Da muß ich Thorsten beipflichten, auch wenn ich es nicht unbedingt gerne tue.
Nach seinen Ausführungen hier im Thread (und an einigen anderen Stellen im Forum) war ich überrascht, dass Thorsten meistens eigentlich sehr logisch und sachlich argumentiert. Rein vom Gefühl würde ich sagen, dass er ganz oft Recht haben dürfte. Aber KI scheint für ihn ein rotes Tuch zu sein.
Ich habe diesen Thread ja ursprünglich so verstanden, dass man hier ergebnisoffen darüber diskutieren kann, inwiefern man KI für kreative Projekte nutzen kann. So sehr hoch sehe ich persönlich den Nutzen gar nicht an. Gerade deswegen habe ich aber auch keine Lust mehr, diese neue Technologie gegenüber Leuten zu verteidigen, die an und für sich viel technikaffiner sind als ich, hier aber plötzlich den Untergang des Abendlandes kommen sehen. Hier wird einem ja gleich vorgeworfen, dass man sämtliche Kapitalverbrechen befürwortet, wenn man ChatGPT nicht sofort verteufelt.