Charaktere umbenennen

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 4.110 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (6. Januar 2020 um 00:25) ist von Der Wanderer.

  • Ihr Lieben, ich bin an euren Gedanken interessiert :D

    Würdet ihr eure Charaktere umtaufen, wenn eure Beta-Leser über eure fertige, vollendete Geschichte drübergehen und deren Namen bemängeln?8| Weil sie zu ähnlich, zu schwer, zu untypisch oder schwierig zu merken sind? Oder würdet ihr einfach sagen, sorry, da müsst ihr durch, ich kann meine Leute nicht einfach anders nennen, der Name ist Teil ihres Wesens und ich werde Sheldon-Tallulah nicht plötzlich Ulf-Eugen rufen (fiktionales Beispiel!), ohne dass sich der ganze Char verändert??(

    Bin gespannt, was ihr so meint!

    LG Kiddel Fee

    • Offizieller Beitrag

    Hallo :D

    Ja, würde ich grundsätzlich schon. Wenn mehrere Leute sich "beschweren" dass die Namen zu kompliziert, ähnlich/schwer zu merken oder sonst was sind, wird das wohl einen Grund haben :pardon: Man hat sich immer an die Namen gewöhnt und kann es sich erstmal nicht vorstellen, dass der Charakter anders heißt, aber das gibt sich. Der Charakter an sich ändert sich dadurch ja nicht - auch wenn man als Autor das Gefühl hat. Der Leser (der es nicht schon in der Betaversion kennt) kennt nur diesen einen Namen und wird sich ganz normal an den "neuen" Namen gewöhnen.

    Ich habe die Namen in "Die Flammen von Narak" auch geändert, da sie teils auch gar nicht zum Setting/der Sprache da gepasst haben. Jetzt tun sie es und ich bin sehr zufrieden damit :) Inzwischen habe ich mich an die neuen Namen gewöhnt und finde sie auch einfach besser als die alten - vermutlich weil sie besser ins Setting passen :hmm:

    LG Chaos :chaos:

  • Das hängt meiner Meinung nach stark davon ab, weshalb die Namen bemängelt werden. Aus subjektiven Empfinden heraus, weil dein Beta einen Namen einfach nicht schön findet oder einen negativen Bezug dazu hat ("Ich kenne einen Kevin und der ist doof!") würde ich ihn nie ändern. Genauso, wenn man einen Charakter aus einem bestimmten Grund so genannt hat. Die Bedeutung des Namens, ein Wortspiel, einen für einen selbst wichtiger Namensträger und dergleichen - man denkt sich in der Regel etwas dabei, wie man seine Figuren tauft :hmm: Und Notfalls lassen sich zu lange und komplizierte Namen ja durch Rufnamen abkürzen.

    Für mich käme es außerdem darauf an, welche Art Figur umbenannt werden soll. Irgendwie baut man ja doch eine Beziehung auf und kennt sie unter "ihrem" Namen. Bei den Protagonisten und Schlüsselfiguren wäre ich da sehr stur. Bei Nebenfiguren, die ihren Namen nur tragen, weil sie einen tragen müssen, sähe das schon wieder anders aus :pardon:

    Müsste ich Namen ändern, würde ich nach folgendem System vorgehen:

    1) Unwichtige Nebenfiguren -> uneingeschränkter Namenswechsel,

    2) Wichtige Nebenfiguren -> werden nur zugunsten der Protagonisten umbenannt,

    3) Protagonisten -> sind grundsätzlich sicher, aber ggf. wird der volle Name durch einen kurzen Rufnamen/Spitznamen ergänzt, der sich abhebt.

  • Liebe Kiddel Fee ,

    ich denke, das kommt ganz darauf an.

    Weil sie zu ähnlich, zu schwer, zu untypisch oder schwierig zu merken sind?

    Das wären für mich jetzt alles Punkte, denen ich so ganz allgemein zustimmen müsste. Aber Ausnahmen gibt's natürlich trotzdem.

    "Zu ähnlich": Spontan fallen mir da die Zwerge aus Tolkiens Der Kleine Hobbit ein. Ich weiß gerade nicht mehr alle Namen, aber da waren viele Paare oder Namensgruppen dabei, die sehr ähnlich sind. Bifur, Bofur und Bombur etwa. Meiner Meinung nach dient das in dem Fall auch dazu, die Zwerge insgesamt mehr als Gruppe darzustellen denn als Individuen. Wenn das bei dir auch so ist, dann spricht das vielleicht dafür, die Namen eher so zu lassen.

    "Zu schwer": Bei Cthulhu, gibt es wirklich zu schwere Namen? :hmm: Vermutlich ja, H.P. Lovecraft hat da ganz gut vorgelegt und Cthulhu ist da noch ein einfach auszusprechendes Beispiel xD. Wenn ein Name schwierig ist, dann ist das nicht so das Problem, aber wenn alle Namen zu schwierig sind, dann ist es einfach anstrengend zu lesen. Hier ist halt auch die Frage, was der Name bewirken soll, welche Funktion die von dir gewählte Form erfüllen soll.

    Ich glaube, es könnte dir helfen, dich zu fragen, welche Funktion(en) dir an den Namen am wichtigsten ist (sind):

    Soll der Name die Kultur darstellen, aus der der Charakter kommt? Ein antiker, pseudoägyptischer Gott namens Theobald wirkt seltsam, würde aber vielleicht dazu beitragen können, eine humorvolle Stimmung zu erzeugen. Das könnte gut passen, wenn der Charakter eine ironisch-tragische Gestalt in einem humorvollen Genre ist.

    Soll der Name die Identifikation der Leserin mit dem Charakter erleichtern? Dann passt ein geläufiger Name wie Katharina (passt von der Antike bis heute in jede Zeit) besser als ein (für die vorgestellte Leserschaft) außergewöhnlicher Name wie Nimue.

    Soll der Name eine symbolische Funktion* haben? Das ist jetzt schwieriger... :hmm: ... Ein Beispiel wäre Stephen Titus George aus Fool on the Hill von Matt Ruff. Der Charakter wird nämlich in der Story auch zum Drachentöter und S.T. George bzw. St. George, der heilige Georg, ist als der christliche Drachentöter bekannt. *Die Bezeichnung ist vielleicht nicht ganz zutreffend. Vielleicht passt "Soll der Name ein sprechender Name sein", d.h. die Geschichte des Charakters in sich zusammenfassen?

    Soll der Charakter für uns besonders fremd wirken? Dann nimm einen fremd klingenden, ungewöhnlichen, vielleicht auch unaussprechlich erfundenen Namen wie Xthorphylogast (hab ich mir gerade ausgedacht; klingt wie ein Abführmittel :D ).

    Spoiler anzeigen

    Sitzt der Stuhl fest wie ein Verbrecher im Hochsicherheitsknast // quäl dich nicht, gönn dir Xthorphylogast!

    Bestimmt kann man sich noch viele weitere mögliche Funktionen ausdenken, das sind nur ein paar Beispiele. Natürlich kann man auch versuchen mehrere Funktionen gleichzeitig zu erfüllen oder völlig drauf zu pfeifen, weil man einfach weiß, dass der Hauptcharakter Stupor Gotthelf heißen muss.

    Mehr fällt mir gerade dazu nicht ein. Vielleicht hilft's ^^

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Das Problem bei der oben genannten Story ist, dass viele Namen die gleichen Anfangsbuchstaben und Vokale haben. Wenn man sich dran gewöhnt hat - so nach hundert Seiten - haut man es nicht mehr durcheinander, aber gerade zu Beginn sorgt es für Verwirrung. Andererseits sind mir die Chars jetzt so ans Herz gewachsen, dass ich mir nicht mal einen einzigen anderen Buchstaben im Namen vorstellen kann, geschweige denn, eine komplette Neuerung. Einige dieser Charaktere sind älter als meine Kinder, sie haben mich die letzten Jahre treu begleitet und ich kann sie doch nicht einfach umtaufen...

    Der Charakter an sich ändert sich dadurch ja nicht - auch wenn man als Autor das Gefühl hat.

    Naja, manchmal ist ja der Name bewusst ausgewählt. Theodorus der Furchtsame kann nicht plötzlich der Tapfere sein. In meinem Beispiel sind die Namen auch ein bisschen an die Nationalitäten der Chars gebunden - alle unterschiedlich, aber blöderweise einige, die sich ähneln.

    Für mich käme es außerdem darauf an, welche Art Figur umbenannt werden soll. Irgendwie baut man ja doch eine Beziehung auf und kennt sie unter "ihrem" Namen. Bei den Protagonisten und Schlüsselfiguren wäre ich da sehr stur. Bei Nebenfiguren, die ihren Namen nur tragen, weil sie einen tragen müssen, sähe das schon wieder anders aus.

    Fasst mein Problem schön zusammen. Ich habe keine Sorge, den Koch umzutaufen, aber nicht meinen Helden :D

    Soll der Charakter für uns besonders fremd wirken? Dann nimm einen fremd klingenden, ungewöhnlichen, vielleicht auch unaussprechlich erfundenen Namen wie Xthorphylogast (hab ich mir gerade ausgedacht; klingt wie ein Abführmittel :D ).

    Herrlich, ich bin pharmazeutisch-technische Assistentin und habe gerade herzhaft gelacht^^

    Wenn ein Name schwierig ist, dann ist das nicht so das Problem, aber wenn alle Namen zu schwierig sind, dann ist es einfach anstrengend zu lesen.

    Die Namen sind recht simpel. Man ist ja optimistisch und hofft auf eine Verfilmung seiner Werke, da sollten die hochkarätigen Schauspieler die Namen ihrer Rollen wenigstens aussprechen können :rofl:


    Würde ein Personenregister am Ende des Buches helfen? Nur die Namen, vllt das Alter und eine winzige Beschreibung (Schüler, Koch, Magier, etc.?)

    • Offizieller Beitrag

    Theodorus der Furchtsame kann nicht plötzlich der Tapfere sein.

    "Der Furchtsame" ist ja auch kein Name in dem Sinn - das ändert sich nicht. Theodorus ist der Teil, der wenn dann Änderungen unterzogen wird. Und ob der Furchtsame jetzt Theodorus oder Adrianus heisst ist irrelevant, solange er weiterhin der Furchtsame ist ^^

    Würde ein Personenregister am Ende des Buches helfen? Nur die Namen, vllt das Alter und eine winzige Beschreibung (Schüler, Koch, Magier, etc.?)

    Nein.

    Erstens hilft es mir am Ende des Buches auch nix mehr xD
    und Zweitens habe ich keine Lust immer nachzuschlagen, wer das jetzt nochmal war. Wenn ich aus dem Text nicht rauslesen kann, wer der Char jetzt ist, ist der Name zumindest ungünstig gewählt. Ein Namensregister macht das Problem nicht besser, es ist nur ein (meiner Meinung nach) schlechtes Umgehen der Namensänderung.
    Abgesehen davon, gerade WENN du eine Verfilmung (oder auch nur ein Hörbuch) anstrebst, solltest du Namen wählen, die sich nicht zu sehr ähneln, weil ausgesprochen nochmal schwieriger nachzuvollziehen ist, als geschrieben. Bob und Rob zB könnte ich geschrieben halbwegs auseinanderhalten, im Hörbuch jedoch deutlich schwieriger, je nach aussprache des Schauspielers/Lesers.

  • Das Problem bei der oben genannten Story ist, dass viele Namen die gleichen Anfangsbuchstaben und Vokale haben. Wenn man sich dran gewöhnt hat - so nach hundert Seiten - haut man es nicht mehr durcheinander, aber gerade zu Beginn sorgt es für Verwirrung.

    Leserfreundlich sind solche starken Ähnlichkeiten wirklich nicht. Die Frage ist, wohin du mit deiner Geschichte willst. Wenn dein Ziel ist, sie einem Verlag zuzuschicken mit dem Wunsch einer Veröffentlichung, wirst du in den sauren Apfel beißen und entsprechend "professionell" die Namen überarbeiten müssen. Sollte es hingegen dein persönliches Spaßprojekt sein, würde ich entspannt an die Sache heran gehen ^^

    Wie ist denn die Verteilung der Figuren? Sind hauptsächlich deine Protas betroffen oder auch Nebenfiguren? Vielleicht könntest du, so wie ich das oben beschrieben habe, selektieren, bei welchen Figuren dir eine Umbenennung am wenigsten wehtun würde.

    EDIT:

    Würde ein Personenregister am Ende des Buches helfen? Nur die Namen, vllt das Alter und eine winzige Beschreibung (Schüler, Koch, Magier, etc.?)

    Meine Erfahrung mit solchen Registern ist die, dass ich nicht hineinsehe :pardon: Im Grunde sollte ein Register auch eigentlich überflüssig sein, wenn die wichtigen Figuren intensiv und einprägsam genug beschrieben wurden ^^ Die Frage ist eh, ob ein Name und ein bis zwei Schlagworte ausreichen, die Erinnerung an eine Figur zu wecken.

  • Obwohl ich schon Charaktere unbenannt habe, müssten Betaleser schon verdammt gute Gründe anführen damit ich umtaufe. Ein Name muss sich für mich richtig anfühlen und diesen Namen einem Charakter wieder wegzunehmen würde für mich dem Charakter schaden. Von daher wären "zu ähnlich, zu schwer oder zu schwierig zu merken für mich keine Argumente einen Charakter umzubenennen. Auch wenn man Namen ändert um eine Gruppe zufrieden zu stellen wird sich eine andere Gruppe finden denen die neuen Namen nicht gefallen. Zu untypisch könnte schon eher ein Argument sein, allerdings müsste dann auch ausgeführt werden warum.

    lg Werluchs

  • Ich weiß gerade nicht mehr alle Namen, aber da waren viele Paare oder Namensgruppen dabei, die sehr ähnlich sind. Bifur, Bofur und Bombur etwa.

    Thorin, Oin, Gloin, Dori, Nori, Ori, Balin, Dwalin, Kili, Fili, Bifur, Bofur und Bombur. Die sind aber nicht von Tolkien, die hat er aus der Völuspá - einem Teil der Edda - genommen.

    Spaeter war er ungluecklich damit, weil die eben nicht den Klang der Zwergensprache (Khuzdul ) hatten die er da ausgearbeitet hatte - also wird uns mitgeteilt dass die Namen der Zwerge 'Uebersetzungen' ins Englische sind die fuer den Leser genauso wirken sollen wie die echten Namen auf einen Sprecher von Westron wirken wuerden - genau wie Samweis ja 'eigentlich' auf Westron Banazîr hiess (kurz 'Ban') was dann als 'Sam' uebersetzt wurde.

    Andererseits sind mir die Chars jetzt so ans Herz gewachsen, dass ich mir nicht mal einen einzigen anderen Buchstaben im Namen vorstellen kann, geschweige denn, eine komplette Neuerung. Einige dieser Charaktere sind älter als meine Kinder, sie haben mich die letzten Jahre treu begleitet und ich kann sie doch nicht einfach umtaufen...

    Ja, dann lass sie doch einfach. Wenn Dir was an einer Geschichte wichtig ist und Du dahinter stehst, dann musst Du da Kritik aushalten koennen aber deswegen doch nicht umsetzen.

    Und wenn Du in die Verlegenheit kommst dass ein Verlag die Geschichte drucken will, aber nur wenn Du die Namen aenderst - dann kannst Du immer noch ueberlegen was Dir wichtiger ist. Oder eine Version der Geschichte fuer Dich haben, und eine mit anderen Namen veroeffentlichen. Aber bis es so weit ist - vertrau drauf wo Dein Herz haengt.

    Katharina und ich haben jetzt keltische Namen im Film (und den Geschichten dazu) - die werden immer mit dreimal so viel Buchstaben geschrieben wie sie gesprochen werden, das wurde auch schon als 'zu kompliziert, warum macht ihr das nicht einfacher?' angemerkt - die einzige Antwort drauf ist - gefaellt uns so, ist uns fuer das keltisch angehauchte Setting wichtig, muss der Leser/Zuschauer einfach klar kommen.

  • Ja, dann lass sie doch einfach. Wenn Dir was an einer Geschichte wichtig ist und Du dahinter stehst, dann musst Du da Kritik aushalten koennen aber deswegen doch nicht umsetzen.

    Das seh ich ähnlich wie Thorsten. Wenn dir die Namen gefallen und ans Herz gewachsen sind, dann lass sie doch einfach. Jaaaaa, dann hat der Leser vielleicht während der ersten Seiten ein paar Probleme, deine Chars auseinanderzuhalten oder zuzuordnen, aber das gibt sich sicher.

    Das, was ich dir rate, kann ich aber momentan selbst noch nicht mit ruhigem Herzen durchziehen. Ich habe ein ähnliches Problem mit meinen Namen, weil ich mehrere Hauptcharakter habe, von denen vier allein einen Namen haben, der mit "T" beginnt und ähnliche Vokale. Das habe ich am Beginn des Schreibens nicht bedacht, geb ich gern zu, aber es geht mir wie dir: Sie sind faktisch Familienmitglieder und ein Umbenennen wäre sehr schwer für mich. Ich habe einen der Haupt-Chars für das Posten im Forum umbenannt, und ich konnte mich nur schwer daran gewöhnen. Jetzt hab ich es rückgängig gemacht.

    Wer deine Story mag und sich drin festbeißt, der wird auch mit den Namen klarkommen. Dann ist sie halt nichts, was man mal in fünf freien Minuten zwischendurch liest. :)

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Ich finde ja interessant, dass ich in meinem Text genau den umgekehrten Fall habe: Um die Gesellschaft, in der meine Figuren leben, wirklich tiefreichend zu repräsentieren, müsste ich eine Figur umbenennen, sodass sie exakt wie eine andere heißt ^^

    In traditionell veranlagten irischen Familien wird nämlich der dritte Sohn nach dem Vater benannt. Da in meinem Fall Sohn UND Vater ihre Auftritte haben, hätte das zur Folge dass gleich zwei wichtige Figuren, die auch noch in denselben Szenen miteinander (!) agieren, 100% gleich heißen würden :rofl: Zuerst wollte ich daraus einen dummen Running Gag machen, aber auf Dauer kam es mir dann doch zu umständlich vor, die zwei für den Leser im Textfluss zu differenzieren. Ergo setze ich mich über die klassische Namensgebung hinweg :pardon:

    Würde ein Lektor/Beta-Leser (was nicht eintreten wird, weil ich keine Veröffentlichungsambitionen habe) einen dieser beiden Punkte kritisieren, würde es die "richtige" Variante nicht besser machen :rofl: Entweder habe ich zwei Figuren mit identischen Namen ODER ich repräsentiere keine strikt-traditionelle irische Familie.

    Ich seh schon den Kopf des fiktiven Lektors explodieren.

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde ja interessant, dass ich in meinem Text genau den umgekehrten Fall habe: Um die Gesellschaft, in der meine Figuren leben, wirklich tiefreichend zu repräsentieren, müsste ich eine Figur umbenennen, sodass sie exakt wie eine andere heißt ^^

    Witzig. Das Problem habe ich nämlich auch. In meiner Geschichte gibt es auch Sohn und Vater, die genau die gleichen Namen haben. Anfangs fand ich die Idee nicht schlecht. Und vielleicht hat auch Namensfaulheit und die Tatsache, dass es nur Nebenfiguren sind eine Rolle gespielt. Nun fast 5 Jahre später verfluche ich mich dafür, weil man sich in Szene, in denen beide auftauchen, ein Synonym nach dem anderen aus den Fingern saugen muss. Und da der Sohn öfter vorkommt, als der Vater muss ich auch immer dafür sorgen, dass der Leser sich nicht plötzlich fragt, wie der Sohn dort und hierhin kommt, wo er doch eigentlich woanders ist. Dabei meine ich den Vater. ?( Sprich: Ich der Überarbeitung wird einer der beiden umbenannt, ob nun Nebencharakter oder nicht.

    Das Problem bei der oben genannten Story ist, dass viele Namen die gleichen Anfangsbuchstaben und Vokale haben. Wenn man sich dran gewöhnt hat - so nach hundert Seiten - haut man es nicht mehr durcheinander, aber gerade zu Beginn sorgt es für Verwirrung. Andererseits sind mir die Chars jetzt so ans Herz gewachsen, dass ich mir nicht mal einen einzigen anderen Buchstaben im Namen vorstellen kann, geschweige denn, eine komplette Neuerung. Einige dieser Charaktere sind älter als meine Kinder, sie haben mich die letzten Jahre treu begleitet und ich kann sie doch nicht einfach umtaufen...

    Ich glaube, einen Charakter umzubenennen, damit hat jeder so seine Schwierigkeiten. Schließlich ist das oftmals ein ähnlicher Prozess wie beim Benennen seines Kindes. Man hat entweder ewig darüber nachgedacht, mit welchem Namen das Kind sein Leben lang umherlaufen soll, was gibt einen Teil von sich an das Kind weiter? Und welcher Name gefällt einem besonders gut? Auch bei einem Kind fällt einem eine Umbenennung nicht leicht ;)

    Deshalb denke ich auch, dass es immer in Ermächtigung des Autors verbleibt, ob er einer Figur nun einen anderen Namen gibt, oder nicht. Darüber entscheidet niemand anderes, nur du :) Der Leser kann nur sagen, wie es auf ihn wirkt. Fühlst du dich mit den Namen wohl? Ruft der Name in deinem Kopf sofort eine Assoziation zu deinem Charakter hervor? Macht er ihn für dich griffig? Dann würde ich ihn vorerst so lassen und lieber schauen, ob ich an einer anderen Stelle ansetzen kann. :whistling:

    Was könnte zum Beispiel noch die Ursache sein, dass Leute sich die Namen nicht merken können, oder sie als zu gleich empfinden?

    Was ich an meinen eigenen Sachen gemerkt habe: Oftmals geht das mit der Persönlichkeit, dem Verhalten und dem Aussehen einher. Sind diese zu gleich, verwechselt der Leser auch schnell Namen, oder kann sie sich nicht merken, empfindet sie als zu untypisch oder schwer, weil er sich nicht eingehender damit beschäftigt. Stehen allerdings charakterlich, äußerlich oder verhaltenstechnisch vollkommen andere Personen hinter einem Namen, dann fällt es deutlich leichter, sie auseinander zu halten, auch, wenn sie ähnliche Namen haben. Wenn allerdings auch die Persönlichkeit verschwimmt, sie ähnliche oder gleiche Entscheidungen oder Reaktionen treffen, oder alle rote gelockte Haare haben, dann hat der Leser ein Problem. So meine Einschätzung und Erfahrung ;)

    Dann sollte man vielleicht überlegen, ob man mehr von dieser Griffigkeit, die man selbst bei der Nennung des Charakternamens im Kopf hat, an den Leser abgibt. Die Figuren etwas voneinander abhebt.

    Schließlich hat man auch im echten Leben oft Personen, die den gleichen Namen haben. Ich kenne allein 4 Max und dazu 2 Maxis und es fällt mir dennoch nicht schwer sie auseinander zu halten, auch, wenn man nur über sie redet :)

    Keine Ahnung, ob das Geschwafel nützlich war :rofl:

    • Offizieller Beitrag

    Ich hab ja so ein ähnliches Problem. Dadurch, dass bei mir viele Chars einen japanischen Namen haben, ist es für die meisten schwer mit den Namen umzugehen. Ob ich sie in einer Überarbeitung nun umbennene oder nicht, weiß ich noch nicht. Denn manche von ihnen haben sich mittlerweile in meinem Kopf so stark mit ihrem Namen verbunden, dass es mir sehr schwer fallen wird, diese zu trennen.
    Vorallem, weil ich die Namen in meiner Geschichte Regionsabhängig vergebe. Wer also von da und da kommt, hat einen japanischen Namen und wer von da und da kommt eher einen chinesischen usw.

    Wahrscheinlcih werde ich einfach mal den Versuch machen, die Charaktere umzubennenen und dann komplett neuen Lesern vorzusetzen. Einfach mal umzu schauen wie das so ankommt. Allein dafür, habe ich mir schon ein paar Namen neu ausgedacht und glaube auch eigentlcih, dass ich nach der Überarbeitung mit vielen dieser Änderungen komfort gehen könnte. Ich glaube die größte Hürde ist einfach die Gewohnheit. Zumindest schätze ich das bei mir so ein.

    Aber über das ganze Thema bin ich auch erst am nachdenken, wieso ich da noch selbst für mich noch keine zufriedenstellende Antwort habe^^;

  • So auch ich möchte mich hier dazu äußern.

    Generell sage ich: Der Name der Protagnisten bleibt.

    1. zu 90% schätze ich haben sich die Autoren was bei den Namen gedacht. Ich habe in meinem Roman eine Namensliste angelegt mit Namensbedeutungen. Somit sind sie auch dem Charakter zugeschnitten. Auch der Name Jilocasin war für viele meine Leser teils schwer zu lesen, aber es ist der Name eines Drachen auf dem die Geschichte und eine Sage beruhte. Daher kann man den nicht verändern, weil der Name ein Teil der Geschichte ist. Ganz besonders wenn dieser schon veröffendlicht wurde.

    2. Umtaufen in der Geschichte kann man machen. Ich habe in meinem Roman bei meinem Protagonisten 3 Namen.

    Anika (Weltlicher Name), Vivien (Magischer Name) und Hedera (Dämonischer Name). Die schwierigkeit liegt darin, das dem Leser in der Geschichte gut zu verkaufen. (Es sollte Sinn machen).

    3. und zum Thema Kritik: Ich habe eben eine Kritik gelesen, die mir bekannt vorkam.
    Der Wanderer schrieb man solle nicht mit Pfeile auf Hirsche schießen. In meinen Jugendbuch kommt auch das in einer Scene drin vor und wurde von einem (für mich persönlich sehr guten Autor und ehmaligen Dozenten) ebenfalls kritisiert. Und doch lasse ich es wie ich es geschrieben habe und auch die Grundidee vom Cover werde ich lassen.

    Grund: Es ist ein Teil der Geschichte die hier und da immer wieder in erinnerung gerufen wird und weil es eine Schlüsselscene ist.

    Spoiler anzeigen

    Aus Ronja-Heldin widerwillen

    ...

    Dann bemerkte sie vor sich ein Tier. Leise schlich sie heran. Sie bestimmte die Windrichtung und war erleichtert, dass diese von vorne kam, so war es für sie leichter, sich noch näher heranzupirschen. Zwischen den Bäumen stand ein Hirsch, jung, kräftig und schaute aufmerksam um sich. Er spürte die Gefahr, doch er blieb stehen. Ronja zog vorsichtig einen Pfeil aus ihrem Köcher. Sie legte ihn in den Bogen, spannte diesen und zielte. Doch sie ließ den Pfeil nicht los. Sie visierte und schaute dem Hirsch direkt ins Auge. Als wenn der Hirsch auf den Todesschuss wartete, stand er da und sah sie an. Ronja schluckte. Ich brauche Fleisch für meine Familie, dachte sie verzweifelt, spannte den Bogen nochmal entschlossen nach. Wieder sah sie die Augen des Hirsches und ließ endgültig die Spannung vorsichtig aus dem Bogen und ließ diesen sinken. In diesem Moment traten weitere Hirschkühe mit ihren Jungen zu dem Hirsch. Er war ihr Rudelführer und Beschützer. Ronja war erleichtert, dass sie den Pfeil nicht abgeschlossen hatte, wie hätte sie ihn auch ohne Gefahr nach Hause schleppen sollen? Geht in Frieden, ich werde euch nichts tun, dachte sie und schlich davon.

    ...


    Ihr seht es nimmt ein gutes Ende und der Hirsch lebt weiter ^^

    Ich denke das jeder für sich entscheiden muss was für ihn richtig oder falsch ist. Dieses ist nur meine Sicht auf die Dinge

  • Heyho Kiddel Fee ,

    ich würde keinen Namen in einer meiner Erzählungen ändern, nur weil er irgendwem oder einer ganzen Gruppe nicht gefällt. Der Name ist mir ja beim Schreiben eingefallen - genau wie die Geschichte selbst. Ändern würde ich Namen nur, wenn ich selbst das Gefühl bekomme, daß er nicht paßt...das sollte aber immer eine intuitive Entscheidung sein.

    Spoiler anzeigen

    Habe ich in meiner Erzählung "Casann" mit dem Namen des Zauberschülers gemacht. Der hieß zuerst "Rhedar". Aber irgendwann war mir das zu nahe dran am Namen von Rann. Zwar sind beide dicke Freunde, aber Rann sollte immer der Charakter des Weltlichen sein, Rhedar der des Magischen. Also wurde aus Rhedar "Rheadr" , damit es "fremder" klingt. Ganz zufrieden bin ich aber selbst immer noch nicht damit...

    Das Problem mit identischen Namen innerhalb einer Familie, das Voluptuous Mayday und Kyelia angesprochen haben

    Anfangs fand ich die Idee nicht schlecht. Und vielleicht hat auch Namensfaulheit und die Tatsache, dass es nur Nebenfiguren sind eine Rolle gespielt. Nun fast 5 Jahre später verfluche ich mich dafür...

    ist schlecht aufzulösen. Wie Kyelia selbst sagt, ergeben sich jetzt Schwierigkeiten durch die Namen. Sowas kann man anfangs vielleicht noch mit "Tom der Ältere"/"Tom der Jüngere" für den Leser umschreiben, daß wäre aber auf Dauer eher ermüdend. Als Trick zur Auflösung des Dilemmas könnte ich mir vorstellen, bei der Einführung der Charaktere eine kurze Übersicht über den Familienstammbaum zu geben und dabei "Rufnamen" zu benennen, unter denen die Charktere im weiteren Verlauf auftreten.

    Was "schwierige" Namen betrifft, stört's mich gar nicht, wenn ich beim Lesen drüber stolpere. Allerdings würde ich nicht mit sowas aufschlagen wie Asni 's Kreation:

    Dann nimm einen fremd klingenden, ungewöhnlichen, vielleicht auch unaussprechlich erfundenen Namen wie Xthorphylogast (hab ich mir gerade ausgedacht; klingt wie ein Abführmittel

    Der klingt nicht nur so. Der ist Abführmittel. Aber Asni hat im Kontext H.P.Lovecraft erwähnt. Und der hat Fremdartiges mit fremden Namen beschrieben, die für uns Leser trotzdem "glatt" sind: "Shub-Niggurath" ist so ein Name. Fremd, seltsam, trotzdem für's Auge leicht lesbar. Danach sollte man vielleicht seine Namenswahl in diesen Fällen auswählen...

    Einen Richtigstellung muß ich in diesem Zusammenhang an Thorsten senden:

    Thorin, Oin, Gloin, Dori, Nori, Ori, Balin, Dwalin, Kili, Fili, Bifur, Bofur und Bombur. Die sind aber nicht von Tolkien, die hat er aus der Völuspá - einem Teil der Edda - genommen.

    Stimmt nicht so ganz . In der Eddaübersetzung nach Karl Simrock (1927) werden lediglich drei Namen genannt, die Tolkien zur Namenswahl angeregt haben könnten:

    Dwalin - "Zwerg und Hirsch"

    Kili - "Keiltreiber und Zwerg"

    Gloin - entweder abgeleitet von Gloi - "Der Leuchtende" oder von Goin - "Erdbewohner".

    Der Name Durinn (Durin) findet sich in der s.g. "poetischen Edda...

    Die anderen dürfte er sich selbst ausgedacht haben...wundert mich nicht wirklich, warum die alle recht ähnlich klingen.:D

    Wie auch immer: Namensänderungen von Charakteren sind für mich Sache des Schreibers, nicht seiner Leser.

    Der Wanderer

  • In der Eddaübersetzung nach Karl Simrock (1927) werden lediglich drei Namen genannt, die Tolkien zur Namenswahl angeregt haben könnten:

    Da darf ich Dich auf den Originaltext verweisen:

    Spoiler anzeigen

    Allein in diesen Strophen finden sich deutlich mehr als drei Namen.

    Nýi, Niði, Norðri, Suðri,
    Austri, Vestri, Alþjófr, Dvalinn,
    Nár ok Náinn, Nípingr, Dáinn,
    Bifurr, Bafurr, Bömburr, Nori,
    Ánn ok Ánarr, Óinn, Mjöðvitnir.


    Veggr ok Gandálfr, Vindálfr, Þorinn,
    Þrár ok Þráinn, Þekkr, Litr ok Vitr,
    Nýr ok Nýráðr, nú hefi ek dverga,
    Reginn ok Ráðsviðr, rétt um talða.



    Fili, Kili, Fundinn, Nali, Hepti,
    Vili, Hanarr, Svíurr, Billingr, Brúni,
    Bildr ok Buri, Frár, Hornbori, Frægr ok Lóni,
    Aurvangr, Jari, Eikinskjaldi.



    Mál er dverga í Dvalins liði
    ljóna kindum til Lofars telja,
    þeir er sóttu frá salar steini
    Aurvanga sjöt til Jöruvalla.



    Þar var Draupnir ok Dólgþrasir,
    Hár, Haugspori, Hlévangr, Glóinn,
    Dori, Ori, Dúfr, Andvari,
    Skirfir, Virfir, Skafiðr, Ai.

    Fett markiert Zwerge die die Quest mitmachen, kursiv andere die ebenfalls erwaehnt werden.

    (Wer sich ueber Eikinskjaldi wundert - das ist Thorin's Beiname 'Eichenschild'.)


    Die kommen da schon alle vor - ich wuerde vorschlagen eine andere Uebersetzung zu konsultieren...:)

  • Heyho Thorsten

    ...und BUMM bekommt man neues Wissen um die Ohren gehauen.:thumbup:

    Danke dafür.

    Burk