Es gibt 596 Antworten in diesem Thema, welches 53.248 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (13. Mai 2024 um 10:00) ist von Tariq.

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    Herzlichen Dank fürs Dranbeleiben, Stadtnymphe und Novize, und euer tolles Feedback. Das war eine echte Erleichterung, das zu lesen.

    alte Version

    Kapitel 12

    (1/2)

    Tevor TwoFive-O

    Der Computer hatte ihm den Namen ausgespuckt, der zu dem eben gescannten Chip gehörte. Sonst interessierte sich Etienne nicht dafür, wie auffällige Ontas hießen. Hier hatte er es sich aus einer Laune heraus anzeigen lassen.

    Der Mann war das, was man durchschnittlich nannte. Schmächtig, etwa so groß wie er selbst, das militärisch kurz geschnittene Haar dunkel, die Ohren ein wenig abstehend und das Lächeln freundlich. Er wirkte vollkommen harmlos.

    „Mit was hast du dir bloß das Absitzen deiner Strafe im Ring eingehandelt?“, knurrte Etienne verwundert und zoomte näher heran. „Mir wurde gesagt, du bist eine tickende Zeitbombe. Dabei benimmst du dich eher wie der nette Typ von nebenan.“

    Es kam öfter vor, dass er mit der Person sprach, die er auf dem Bildschirm sah. Eine Angewohnheit.

    Seit drei Tagen verfolgte er den Onta mit Hilfe der Kameras. Der Mann war als Sicherheitsrisiko eingestuft worden und der Klinikleiter hatte deshalb einen Tracker für ihn angefordert. Solche Aufträge hatte Etienne früher oft erledigt. Er tat es auch jetzt noch, als Chef der Sicherheitszentrale, obwohl das ungewöhnlich war. Aber er fand die Aufgabe sehr reizvoll. Sein Stellvertreter war während dieses Zeitraumes genauso gut wie er in der Lage, die Ordnung im Ring aufrechtzuerhalten.

    Es gab immer zwei Tracker, die für eine Woche Zwölfstundenschichten schoben. Das war kräftezehrend, aber effektiv. Er hatte die Tagschichten übernommen, sein Kollege die Nächte. Gestern hatte dieser erzählt, dass der observierte Onta unter Alpträumen litt, die ihn schreiend aus dem Schlaf aufschrecken ließen.

    Jetzt gerade stand Tevor lächelnd vor der Isolierkabine von BuyVis und sprach mit der Onta darin. Sie war blond, recht füllig und hatte ein Durchschnittsgesicht.

    Was Etienne wunderte, war, dass die beiden länger miteinander redeten, obwohl das nicht der erste Besuch dieses Tevor bei BuyVis war. Er brauchte keine langwierige Einweisung mehr. Sein Chip war bereits mehrfach dort gescannt worden, und einmal sogar an dem Tag, an dem der Onta kurz vorher seine zweite medizinische Untersuchung in der Klinik hatte. Zufall?

    Etienne konnte sich keinen Reim darauf machen. Der Mann verhielt sich auffällig. Normalerweise nahmen Ontas keinen Kontakt zu ihresgleichen auf. Viele hatten schon gesehen, was geschah, wenn einer das Warn-Brennen ignorierte, und die Angst vor den Schmerzen war zu groß.

    Dieser hier hatte bereits mehrfach mit einer Onta gesprochen, und immer mit derselben: mit der, die bei BuyVis arbeitete. War das lediglich Interesse aneinander? Liebe durch die Isolierkabine? Eine solche bot die einzige Möglichkeit für die zwei, sich zu sehen, ohne den Abstand einhalten zu müssen. Oder war hier etwas im Gange, das geeignet war, die Struktur und die Abläufe im Ring zu gefährden?

    Heute Morgen hatte der Onta Tevor erneut ein seltsames Verhalten gezeigt. Er war am Arbeitsplatz erst zusammengezuckt und hatte danach minutenlang die Tischplatte angestarrt. Doch da war nichts zu sehen gewesen. Dieses versunkene Starren hatte Etienne misstrauisch gemacht. Ontas riskierten Bestrafung, wenn er ungenehmigte Pausen einlegten.

    Ein plötzliches Zucken von Tevor TwoFive-O’s rechter Hand gefolgt von hastigem Schütteln hatten Etienne gezeigt, dass das warnende Brennen Tevor aus seiner Versunkenheit gerissen haben musste. Wie aus einem Traum erwacht, hatte sich der Onta offensichtlich erst um Orientierung bemüht, bevor er sich nach dem fallengelassenen Datenpad gebückt hatte und mit seiner Arbeit fortgefahren war.

    Etienne kratzte sich am Bart. Er notierte - wie schon vorher jedes Mal – die Zeit des BuyVis-Besuches und die Dauer der Unterhaltung zwischen den beiden Ontas und beobachtete weiter.

    Vier Tage später hatte er alle Ergebnisse sorgfältig dokumentiert. In wenigen Minuten würde er den Klinikleiter treffen, um sie zu übergeben. Etienne schluckte nervös. Heute Abend entschied sich Tevors Schicksal.

    Als er in der ersten Unterebene aus dem Lift stieg und sich in Richtung Klinik-Sektor wandte, begegnete ihm Ares, der eben seine Schicht beendet hatte.

    „Willst du in die Klinik?“, fragte der Freund verwundert. „Bist du krank?“

    Mit wenigen Worten erklärte Etienne, was er vorhatte und Ares pfiff leise durch die Zähne. „Stimmt, du hattest mir erzählt, dass du mal wieder einen Tracking-Job hast“, meinte er. „Hab ich vergessen. Kann ich mitkommen?“

    Etienne grinste. „Neugierig? Frag Dr. van Witten.“ Er setzte seinen Weg fort.

    Ares folgte ihm. „Ist der oder die betreffende Onta dabei?“

    Etienne schüttelte den Kopf. „Er soll später eventuell dazugeholt werden. Der Klinikchef möchte erst mal hören, was bei der Observation rausgekommen ist“, antwortete er, während sie nebeneinander herliefen. „Wie es weitergeht, entscheidet er danach.“

    Drei Ontas, die ihnen in gebührendem Abstand zueinander entgegenkamen, wichen seitwärts aus, als sie den Axiom sahen. Der Anblick eines smaragdgrünen Overalls löste Unbehagen und die Kombination mit silbernen Schulterstücken sogar Angst in ihnen aus, das wusste jeder Gardist und jeder Servicer. Tevor würde es nicht anders ergehen, wenn er tatsächlich dazugeholt wurde und Ares im Zimmer sah. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, dem Freund das Mitkommen zu erlauben. Etienne merkte, wie seine Hände feucht wurden und sein Herz klopfte. Was ist los mit dir, fragte eine Stimme in seinem Kopf. Es geht um einen Onta, nicht um dich.

    Der Onta könnte gelöscht werden, entgegnete eine zweite Stimme.

    Gelöscht, dieses Wort hatte er schon oft gesehen, wenn er einen bestimmten Namen oder Chip-Code in der Datenbank aufgerufen hatte. Er hatte sich nie gefragt, was es genau bedeutete, und angenommen, dass derjenige seine Strafe abgesessen hatte und sich wieder auf dem Festland befand. Vielleicht war er aber auch gestorben. Jedenfalls war er nicht mehr im Ring.

    Die Doppeltür zum Klinik-Sektor glitt zischend auseinander, nachdem Etienne seinen Chip hatte scannen lassen. „Raum sechzehn!“, verkündete er nach dem Eintreten.

    „Folgen Sie Blau“, antwortete die sanfte Computerstimme.

    Zwischen den unzähligen farbigen Linien im Boden leuchtete eine tiefblau auf , die sie zu dem Zimmer führte, in dem Etienne Dr. van Witten treffen wollte. An der Tür hielt er erneut seinen Handrücken an den Scanner und sie öffnete sich.

    Raum sechzehn war ein winziger Besprechungsraum, der gerade genug Platz für einen runden Tisch mit fünf Stühlen bot. Er hatte ihn selbst ausgewählt, weil er wusste, dass er nur über eine einzige Kamera verfügte, die keinen Ton aufzeichnete. Sie für eine Stunde lahmzulegen, würde niemandem auffallen. Aus irgendeinem Grund wollte er nicht, dass das Gespräch mit dem Doc aufgezeichnet wurde. Wenn Tevor dann dazukam, würde er sie wieder einschalten. Den Onta mit den Ergebnissen der Überwachung und den daraus resultierenden Folgen für ihn zu konfrontieren, konnte unter Umständen gefährlich werden. Vielleicht war es doch gut, dass mit Ares ein Axiom anwesend sein würde.

    Die Tür hatte sich gerade erst hinter ihnen geschlossen, als sie sich erneut öffnete und Dr. van Witten einließ. Sein Blick fiel auf Ares und er hob verwundert die Augenbrauen. „Sind die Ergebnisse so besorgniserregend, dass die Garde anwesend sein muss?“, fragte er.

    „Ich bin aus reiner Neugier hier“, gab Ares zurück. „Einfach um einmal bei der Auswertung eines Trackings dabei zu sein. Natürlich nur, wenn Sie nichts dagegen haben.“

    Julian nickte. „Kein Problem. Falls die Ergebnisse ein Gespräch mit dem Onta erfordern, hätte ich sowieso einen Gardisten hinzugezogen.“ Er setzte sich und schaute Etienne erwartungsvoll an. „Also“, meinte er. „Dann lassen Sie mal hören.“

    Etienne legte sein Datenpad auf den Tisch und räusperte sich kurz. „Der Onta Tevor TwoFive-O zeigte während der vergangenen Woche wiederholt nicht nachvollziehbares Verhalten, sowohl tagsüber als auch in der Nacht. Die Kameraaufzeichnungen aus der Zeit vor der Observierung habe ich wie gewünscht geprüft und sie haben ähnliche Vorfälle dokumentiert.“ Er nannte nacheinander jedes auffällige Ereignis, das vor und während der Tracking-Phase bei Tevor beobachtet worden war. Auch die häufigen Besuche bei BuyVis und die Gespräche mit der dort arbeitenden Onta verschwieg er nicht.

    Nachdem er fertig war, herrschte eine Weile Schweigen. Etienne musterte das Gesicht des Arztes und versuchte daraus zu lesen, was für Gedanken diesen beschäftigten. Welche Folgen würde sein Bericht für Tevor haben?

    „Ich möchte wissen, was der Onta selbst dazu zu sagen hat. Würden Sie ihn herrufen?“ Dr. van Witten hob den Kopf und schaute ihn fragend an.

    Er nickte. Über sein ComPad beauftragte er den diensthabenden Servicer in der Sicherheitszentrale, Tevor TwoFive-O in die Klinik zu bestellen.

    Fünf Minuten später war er da. Ein Medi-Servicer schob ihn in den Raum und zischend schloss sich die Tür hinter ihm.

    Der Onta prallte vor Schreck förmlich zurück und wurde weiß wie eine Wand, als er Ares entdeckte. Einen winzigen Moment lang sah es aus, als würde er entweder ohnmächtig werden oder die Flucht ergreifen.

    „Setz dich.“ Der Klinikleiter deutete auf einen der freien Stühle und wartete, bis Tevor saß. „Wir haben ein paar Fragen an dich.“ Mit kurzen Worten fasste er Etiennes Oberservierungsergebnisse zusammen. „Wie erklärst du diese Dinge, Tevor TwoFive-O?“, fragte er danach ruhig.

    Der Onta öffnete den Mund, brachte aber kein Wort hervor.

    „Wir möchten nur wissen, was mit dir los ist“, versicherte Dr. van Witten. „Also erzähl einfach.“

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    Hier geht's zu Teil 2 von Kapitel 12

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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    4 Mal editiert, zuletzt von Tariq (27. September 2022 um 20:28)

  • Tariq

    Liebe Tariq ,

    ich fürchte, es wird langsam langweilig mit meinen Reviews. Aber das war große Klasse. Super. Ich lese es sehr gern. Es geht mir im Moment zwar etwas schnell voran, dann fühle ich mich bisschen hinterher stolpern (und das Gefühl mach ich auch grad bei allem Uni-Kram... =O ), andererseits lese ich dann deinen "Ring" mit einem Rutsch durch.

    (Und soll ich dir was gestehen: Ich mag ihn auch mehr als die Guardians!)

    Ein ganz kurzer Vorschlag:

    Zitat von Tariq

    Ein plötzliches Zucken von dessen rechter Hand gefolgt von hastigem Schütteln zeigten Etienne, dass das warnende Brennen Tevor aus seiner Versunkenheit gerissen haben musste. Wie aus einem Traum erwacht, mühte sich der Onta offensichtlich erst um Orientierung, bevor er mit seiner Arbeit fortfuhr.

    Hier würde ich klarstellen, ob es sich um das handelt, was Etienne gerade just jetzt in dem Moment beobachtet, oder ob er daran denkt, dass er das heute Morgen oder sonst wann beobachtet hatte. Das wurde mir nicht ganz ersichtlich.

    Liebe Grüße! :)

    Was ich schreibe: Eden

  • Tariq

    Ich fand es auch wieder super zu lesen Tariq :)

    Ich fand es nur irgendwie komisch, dass Etienne seinen Freund Ares nicht eingeweiht hat ... Hat er Angst, dass Ares sonst nicht mitkommt? Oder dürfen Tracker generell nicht darüber sprechen? Dann erschließt sich mir aber auch nicht, warum Ares Etienne begleiten soll :hmm:

    Ansonsten bin ich nach wie vor begeistert :nummer1:

    LG :)

  • Stadtnymphe & LadyK
    Tariq

    Ich fand es auch wieder super zu lesen Tariq :)

    Danke, danke, danke!! ^^

    Ich fand es nur irgendwie komisch, dass Etienne seinen Freund Ares nicht eingeweiht hat ... Hat er Angst, dass Ares sonst nicht mitkommt? Oder dürfen Tracker generell nicht darüber sprechen? Dann erschließt sich mir aber auch nicht, warum Ares Etienne begleiten soll :hmm:

    Er erzählt es Ares eigentlich nur nicht, weil er nicht alles zweimal berichten will (weil ja auch noch Julian einen detaillierten Bericht bekommt). Aber stimmt, diese Heimlichkeit ist eigentlich völlig unnötig. Das passe ich an.

    Ansonsten bin ich nach wie vor begeistert :nummer1: Danke! ;(

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • Die Spannung bleibt konstant hoch - sehr schön. Man kann als Leser außerdem sehr gut mitfühlen mit Trevor. Hier meine Anmerkungen:

    Anmerkungen
    Zitat von Tariq

    Hm, nein, so möchte ich Metros nicht darstellen. Ich habe den Text noch einmal angepasst. Vielleicht kommt es so besser rüber, wie ich ihn mir vorstelle.

    Klar, das geht auch. Dann ist es vielleicht sinnvoll anfangs deutlich zu machen, dass er nach dem Mittel für die Verlängerung des Lebens nicht primär aus ethischer Überzeugung geforscht hat.

    Zitat von Tariq

    (Bitte schickt mir keine Ethikkommission auf den Hals, das ist alles nur Fiktion!!!! :panik: )

    :rofl: Ne - keine Angst. Beim Handeln der Regierung bleiben zum jetzigen Zeitpunkt ein paar Fragen offen: wie kommt sie zu so weitreichenden Befugnissen, z.B. Babys chips einzupflanzen? Welche Interessengruppen haben es geschafft die unethische Methode mit dem Gift durchzusetzen? Wie kann eine so komplexe globale Verschwörung geheim gehalten werden? Dafür braucht man natürlich keine perfekte Erklärung, aber vielleicht Anhaltspunkte.

    Er tat es auch jetzt noch als Chef der Sicherheitszentrale,

    Nach meinem Gefühl eher ungewöhnlich für seine Position als Chef. Da würde es Sinn machen, wenn er die Fleißarbeit von anderen erledigen lässt, damit er Zeit hat sich um organisatorisches und die Problemfälle zu kümmern. Hier würde es m.E. ausreichen, wenn er sich von seinen Leuten über den Fall informieren lässt und anschließend ggf. das gesammelte Material noch einmal sichtet. Aber dass er selbst die Überwachungsarbeit macht, fände ich seltsam.

    Er hatte Ares gebeten, mitzukommen, ohne ihm zu verraten, was er vorhatte.

    Hmm ... seltsam dass er ihm nichts verrät. Und auch seltsam, dass Ares nicht nachfragt ...

    Er dirigierte den Willenlosen zu einem der Stühle und drückte ihn darauf nieder. „Wir haben nur ein paar Fragen an dich.“ Er setzte sich als Letzter. „Was haben Sie herausgefunden?“

    Etienne sah Julians Augen fragend auf sich gerichtet und räusperte sich kurz.

    Hier macht es den Eindruck, als ob Etienne das erste mal mit Julian über seine Entdeckungen spricht. Dann ist die Frage, warum er das direkt vor Tevor macht. Für mich würde es Sinn machen, wenn sie erstmal zusammen sprechen sich die Karten legen und dann den Onta konfrontieren. So wie die Szene im Moment erscheint, könnte man das recht einfach ändern, indem man dieses Vorgespräch andeutet. Aber ich kann jetzt noch nicht einschätzen, in wieweit Julians Reaktion hier wichtig ist...

  • Ich weiß nicht, wie's den anderen Lesern geht, aber ich fände einmal wöchentlich wirklich ganz entspannt :) Dann könnte ich vielleicht auch intensiver die einzelnen Parts kommentieren. So hab ich manchmal das Gefühl, dass ich etwas übersehe, wenn mir zwei Abschnitte auf einmal serviert werden. :)

    (Vielleicht ändere ich auch meine Meinung wieder, solltest du auf die Idee kommen, immer an den spannendsten Stellen eine Woche zu pausieren, Tariq :P :evil: )

    Was ich schreibe: Eden

  • Antwortbox

    So, ich habe den Teil 1 vom Kapitel 12 und auch den Post #98 nochmal angepasst.

    Hier würde ich klarstellen, ob es sich um das handelt, was Etienne gerade just jetzt in dem Moment beobachtet, oder ob er daran denkt, dass er das heute Morgen oder sonst wann beobachtet hatte. Das wurde mir nicht ganz ersichtlich.

    Done! :thumbup:

    wie kommt sie zu so weitreichenden Befugnissen, z.B. Babys chips einzupflanzen?

    Das ganze Gespräch zwischen Ares und Metros wurde noch etwas überarbeitet. Hier der Link zum betreffenden Part :this: ich hoffe, dass es so besser ist.

    Nach meinem Gefühl eher ungewöhnlich für seine Position als Chef. Da würde es Sinn machen, wenn er die Fleißarbeit von anderen erledigen lässt, damit er Zeit hat sich um organisatorisches und die Problemfälle zu kümmern. Hier würde es m.E. ausreichen, wenn er sich von seinen Leuten über den Fall informieren lässt und anschließend ggf. das gesammelte Material noch einmal sichtet. Aber dass er selbst die Überwachungsarbeit macht, fände ich seltsam.

    Ich habe mal noch etwas eingefügt, das erklärt, warum Etienne das selbst macht. Dein Einwand ist natürlich berechtigt: Als Chef der Truppe muss er das nicht mehr selbst erledigen und kann es delegieren. Aber ich möchte es aus einem bestimmten Grund so behalten. Vielleicht wird aus den nächsten Parts ersichtlich, warum mir das an der Stelle wichtig ist. Trotzdem, danke für die Anmerkung.

    Welche Interessengruppen haben es geschafft die unethische Methode mit dem Gift durchzusetzen? Wie kann eine so komplexe globale Verschwörung geheim gehalten werden? Dafür braucht man natürlich keine perfekte Erklärung, aber vielleicht Anhaltspunkte.

    Das ist ein Punkt, bei dem ich mir noch nicht sicher bin, ob ich näher darauf eingehe. Vielleicht später mal, wenn noch ein Part aus Metros' Perpektive kommt. Aber dass Ares sich darüber den Kopf zerbricht, war eigentlich nicht vorgesehen. Mal schauen. ich habe mir auf jedem Fall einen Vermerk ans Manuskript gemacht.

    Hier macht es den Eindruck, als ob Etienne das erste mal mit Julian über seine Entdeckungen spricht. Dann ist die Frage, warum er das direkt vor Tevor macht. Für mich würde es Sinn machen, wenn sie erstmal zusammen sprechen sich die Karten legen und dann den Onta konfrontieren. So wie die Szene im Moment erscheint, könnte man das recht einfach ändern, indem man dieses Vorgespräch andeutet. Aber ich kann jetzt noch nicht einschätzen, in wieweit Julians Reaktion hier wichtig ist...

    Das stimmt. Ich habe es so abgeändert, dass Tevor erst später dazugeholt wird. Danke.

    So. Wie immer euch allen ein großes :danke: fürs Weiterlesen und euer hilfreiches Feedback. Macht Spaß, mit euch zu arbeiten! :thumbsup: Morgen ist die Woche um und dann geht's weiter.

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • alte Version

    Kapitel 12

    (2/2)

    „Es fing bei meinem ersten Besuch bei BuyVis an“, flüsterte Tevor, senkte den Blick und stierte auf seine verkrampften Hände. Nach und nach beschrieb er alles, was er erlebt hatte, und wie sehr es ihm Angst machte. Er wurde sicherer beim Sprechen, es schien fast, als wäre er erleichtert, endlich darüber reden zu können. Die Schmerzen, die Bilder, die er nicht einordnen konnte, und die Nächte, in denen er Dinge fühlte, die ihm fremd waren. Die Müdigkeit aufgrund des Schlafmangels und die ständige Angst, aufzufallen, die Sehnsucht, sich jemandem anvertrauen zu können und die Freude, in der BuyVis-Angestellten eine mitfühlende Seele gefunden zu haben. Am Schluss angekommen, bat er inständig darum, Thilia aus der Sache herauszuhalten.

    „Sie hat mich immer gebeten zu gehen“, versicherte er. „Und sie hat mich auf die Regeln hingewiesen. Wenn sich einer falsch verhalten hat, dann ich ganz allein.“

    Er schwieg und starrte weiterhin auf seine Hände. Offensichtlich wagte er nicht, jemanden direkt anzusehen.

    Dr. van Witten war es, der das Schweigen brach. Er dankte Tevor, stand auf und trat an das Bedienpad neben der Tür. „Ein Servicer bitte zum Raum sechzehn“, befahl er dem Computer und erneut erblasste Tevor. „Keine Sorge“, beruhigte der Klinikleiter. „Du wirst nur hinausbegleitet.“

    Die Tür öffnete sich zischend. Davor stand ein Mann im schneeweißen Overall der Klinik-Mitarbeiter. Die breiten, roten Streifen auf den Ärmeln wies ihn als Servicer aus.

    „Bringen Sie den Onta zum Ausgang“, bat der Arzt und nickte Tevor noch einmal zu.

    Der erhob sich zögernd, als könne er nicht fassen, dass er gehen durfte. Erst bewegte er sich langsam rückwärts, dann drehte er sich um und verließ den Raum beinahe fluchtartig. Zischend schloss sich die Tür hinter ihm.

    „Was halten Sie davon, Doktor van Witten“, fragte Ares mit gerunzelter Stirn.

    „Julian“, verbesserte der Klinikleiter. „Lassen wir die Förmlichkeiten weg, denn nach dem, was wir eben gehört haben, werden wir in Zukunft wohl öfter miteinander zu tun haben.“

    Der Axiom nickte. „Dann bin ich Ares und das ist Etienne.“

    „Gut. Zu Ihrer Frage – ich habe keine Erklärung.“ Der Arzt hob in einer ratlosen Geste die Hände. „So etwas ist bisher nie vorgekommen. Und ich halte es für sehr bedenklich.“

    Ein bitteres Lächeln spielte um Ares‘ Lippen. „Ich habe eine Theorie“, begann er, „aber ich muss mich darauf verlassen können, dass meine Worte in diesem Raum bleiben.“

    Julian nickte mit ernster Miene. „Wenn Sie das so wünschen – selbstverständlich“, versicherte er.

    „Moment.“ Etienne stand auf und schaltete die Kamera wieder aus. Dann nickte er seinem Freund zu.

    „Gut.“ Ares presste kurz die Lippen zusammen. „Ich vermute, dass die Bilder, die Tevor sieht, einschießende Erinnerungen sind“, verkündete er dann. „Erinnerungen, die den Ontas vorher genommen wurden.“

    Julian runzelte verwirrt die Stirn. „Wieso sollte jemand so etwas tun? Ist es nicht Sinn der Rehabilitierung von Sträflingen, dass sie sich ihres Vergehens und der daraus resultierenden Folgen für sie ständig bewusst sind?“

    Auch Etienne musterte Ares stirnrunzelnd. Er fragte sich, wie sein Freund zu dieser Vermutung kam. Außerdem – musste dann nicht der Klinikchef davon wissen?

    „Ontas sind keine Sträflinge“, korrigierte Ares den Arzt. „Es sind normale Menschen, die entführt und hierher gebracht wurden. Ihr früheres Leben ist ausradiert in ihren Köpfen.“

    Etienne hörte den unterdrückten Zorn in Ares‘ Stimme. Trotzdem konnte er nicht glauben, was der Freund da eben erklärt hatte. „Woher willst du das wissen?“, forschte er zweifelnd.

    Ares schnaubte. „Mein Vater hat es mir letzte Woche erzählt. Bis dahin hatte ich keine Ahnung und war wie jeder andere der Meinung, dass die Ontas Sträflinge sind. So erklärte sich für mich auch der reibungslose Nachschub, wenn einer ersetzt werden musste. Ich selbst habe mich nie dafür interessiert, was sie auf dem Kerbholz hatten und ob einer von ihnen ein Mörder war oder nur ein Dieb.“

    Etienne nickte. „Genau wie ich. Obwohl ich in der Datenbank jederzeit auf diese Daten zugreifen kann, habe ich nie nachgeschaut. Nur bei Tevor. Bei ihm wollte ich nicht nur wissen, wie er heißt, sondern auch, was er ausgefressen hat. Also habe ich sein Profil aufgerufen und – nichts gefunden. Auch bei anderen nicht. Nicht nur über die begangene Straftat. Es gibt gar keine Daten über das Leben der Ontas, bevor sie in den Ring kamen. Zumindest nicht in der Datenbank, auf dich ich Zugriff habe. Und da ich Chef der Sicherheitszentrale bin, steht über mir nur noch Metros Daktyl persönlich. Keine Ahnung, ob das eingeschränkte Kompetenzen für mich sind oder ob da wirklich einfach nichts existiert.“

    „Letzteres“, knurrte Ares. „Keiner der Ontas hat sich etwas zuschulden kommen lassen.“

    „Wenn das stimmt, dann ist dein Vater ein Krimineller“, verkündete Etienne.

    „Und das mit dem Segen von ganz oben“, ergänzte Ares und es klang grimmig. „Er sagte, der Ring wurde im Auftrag der Regierung gebaut, die ihm auch seine Arbeiter liefert. Trotzdem - das darf nicht so weitergehen.“

    „Äh ... Moment.“ Julian hob eine Hand. „Bevor wir jetzt vielleicht kühne Umsturzpläne schmieden, müssen wir sicher sein, dass das alles stimmt. Eine Erinnerungslöschung ist keine so einfache Sache. Man müsste herausfinden, ob es hier im Ring geschieht oder vorher.“

    Ares zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung“, brummte er. „Wenn die neuen Sträflinge mit dem Gleiter ankommen, werden sie als Erstes in die Klinik gebracht. Was passiert hier mit ihnen?“

    „Sie kommen in einen Warteraum. Danach durchlaufen sie einzeln den Aufnahme-Medi-Check, bei dem sie ihren Datenchip implantiert bekommen. Auch und die Einweisung für den Ring mit den darin geltenden Regeln und für die Arbeit, die sie künftig verrichten werden, erhalten sie dabei.“ Julian nickte. „Und wenn ich daran denke, fällt mir eine Möglichkeit ein, dieses Löschen der Erinnerung hier im Ring durchzuführen“, erklärte er. „Allerdings ist es nur eine Vermutung von mir. Das Ganze wird ihnen mithilfe eines Helms vermittelt, während sie in einem Liegesessel sitzen. Keine Ahnung, wie so ein Ding funktioniert, aber so erübrigt sich das mühsame Anlernen eines jeden Einzelnen. Wahrscheinlich ist es ein Informationsvideo.“

    „Ein Helm?“, hakte Ares nach. „So einer, wie man ihn bei BuyVis trägt?“

    Etienne starrte ihn verblüfft an. Ihm war derselbe Gedanke gekommen.

    „Ich war nie bei BuyVis.“ Julian hob die Hände.

    Etienne rief das Bild eines dieser Helme auf seinem Datenpad auf und ließ es den Klinikleiter sehen.

    Der nickte. „So ein Helm“, bestätigte er.

    „Dann ist es mit Sicherheit kein Video.“ Ares betrachtete das Pad mit gerunzelter Stirn. „Ich denke, den neuen Ontas werden Aufbau des Ringes, Regeln und Arbeitsaufgabe genauso vermittelt, wie es mit den Visionen bei BuyVis geschieht. Nur anscheinend dauerhaft, während die BuyVis-Erlebnisse wieder verblassen.“ Angespannt strich er sich über das kurze Haar.

    „Das wäre schwierig zu realisieren“, wandte Julian ein. „Falls diese Vision auch noch nach Ende der Übertragung als real empfunden wird, bedeutet das, dass sie im Gehirn ... ähm ... verankert sein müsste, was einen Eingriff an demselben erfordern würde. Aber wenn Sie recht haben und wir hier gedanklich noch einen Schritt weitergehen – es wäre sicher möglich, dass man dem Hirn auf diesem Wege nicht nur neue Informationen ‚hinzufügt‘, sondern auch vorhandene löscht.“

    Er schwieg, als müsse er die Tragweite seiner Worte selbst erst realisieren.

    Etienne starrte ihn an. Der Arzt hatte gerade eingeräumt, dass es möglich war, den Ontas während der Aufnahmeuntersuchung ihr Oberstübchen leerzuräumen, und bisher nichts davon gewusst, es nicht einmal geahnt. Aber es war eine logische Erklärung! Ein BuyVis-Helm vermittelte Visionen, die verschwanden, sobald man ihn absetzte. Was hinderte die Helm-Konstrukteure daran, einen von diesen weiterzuentwickeln, sodass die Vision sich im Hirn festhakte und damit ... zur Wirklichkeit wurde? Die Saugnäpfe fielen ihm ein und er hatte plötzlich ein Gefühl, als hätte er einen schweren Stein im Magen.

    „Und das alles mit dem Wissen meines Vaters.“ Der Zorn in Ares‘ Stimme war verschwunden. Fassungslosigkeit stand in seinem Blick, als er Julian ansah. „Wie können wir herausfinden, ob Sie recht haben mit ihrer Theorie?“

    „Wir reden noch einmal mit dem Onta“, schlug der Klinikleiter vor.

    Etienne nickte beipflichtend. Tevor TwoFive-O hatte dieses Prozedere bei seiner Ankunft hier durchlebt. Sie mussten ihn fragen, woher er sein Wissen über den Ring und seine Arbeitsaufgabe hatte. Und sie mussten ihn fragen, ob er wusste, wie lange er schon hier war.

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
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    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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    Einmal editiert, zuletzt von Tariq (27. September 2022 um 20:28)

  • Hey Tariq !

    Spoiler anzeigen

    Mit diesem Abschnitt hatte ich ein paar kleine Problemchen. Ich serviere sie dir mal taufrisch in Stichpunkten.

    - Zunächst war mir am Anfang nicht ganz klar, aus wessen POV hier berichtet wird. Später kam dann etwas dünn durch, dass es wohl aus Etiennes Sicht erzählt wird. Aber sehr oft nimmst du eine Art auktorialen Strang ein. Es war für mich nicht hundertprozentig eindeutig, dass Etienne der Erzähler ist, selbst wenn er vorher schon den Abschnitt erzählt hat. Ich würde das deutlicher machen und aufpassen, dass er nicht wissen kann, was in den Anderen vorgeht, sondern es nur als etwas bestimmtes wahrnehmen kann. Da sind für mich an einigen Stellen die Grenzen verschwommen.

    - Ich würde gerne detaillierter wissen, wie diese Visionen denn übernommen werden etc. Du willst schließlich Sci-Fi schreiben, da würde mich aber die konkrete Technik interessieren. Funktioniert diese Amnesie durch Hypnose? Durch irgendeine Einwirkung aufs Gehirn? Wie soll das gehen, nur durch so einen Helm und Saugnäpfe? Hier hatte ich ganz viele Fragezeichen im Kopf. Da ich mich überhaupt nicht in dem Bereich auskenne, wäre es schön, etwas Neues zu lernen.

    - Tatsächlich geht mir der Umsturzgedanke ebenso wie dem Arzt etwas schnell. Klar, dass Etienne und Ares nicht direkt den Ring umstülpen, aber ihnen kommen erste Gedanken, dass das System falsch ist und sie etwas dagegen tun wollen. Das geht mir zu schnell. Besonders Ares als Metros' Sohn sollte da eventuell länger zweifeln, zögern, hadern. Oder? Etienne als Sicherheitschef hat ja schon gemerkt, dass sich ihm Steine in den Weg legen, sobald er nicht wie erwartet handelt. Sie beide wissen um die Gefahren. Ich fände es realistischer, wenn die konkrete Idee, dass man gegen etwas Falsches vorgehen muss, erst kommt, nachdem klarer ist, was überhaupt passiert (mit den Ontas). Verstehst du mich? :)

    Ansonsten aber wie gewohnt auf hohem Niveau. Aber ich will ja nicht nur loben, hihi :P Die Abschnittslänge fand ich auch gut zum Kommentieren. Bin gespannt, was nun Tevor genau erlebt hat.

    Bis bald!

    Was ich schreibe: Eden

  • Hi Tariq,

    während du hier weiterhin auf hohem Niveau schreibst und auch den Spannungsbogen gekonnt aufrecht erhälst, habe ich das ein oder andere Fragezeichen, was Ares Enthüllungen angeht:

    zu den Details

    Der Onta prallte vor Schreck förmlich zurück und wurde weiß wie eine Wand, als er Ares entdeckte. Einen winzigen Moment lang sah es aus, als würde er entweder ohnmächtig werden oder die Flucht ergreifen.

    „Es fing bei meinem ersten Besuch bei BuyVis an“, flüsterte Tevor, senkte den Blick und stierte auf seine verkrampften Hände. Nach und nach beschrieb er alles, was er erlebt hatte, und wie sehr es ihm Angst machte.

    Diese beiden Szenen scheinen ohne großen zeitlichen Abstand stattzufinden. Nach der ersten hätte ich erwartet, dass Trevor extrem misstrauisch ist bzw. befürchtet, er könnte sich durch ein falsches Wort Ärger einhandeln (gerade weil er ja ohnehin so paranoid ist). Wenig später erzählt er aber alles inklusiver seiner (tatsächlichen) Gefühlswelt. Da ist mir nicht ganz klar, woher sein Vertrauen kommt, sich hier so zu öffnen.

    Dr. van Witten war es, der das Schweigen brach. Er dankte Tevor, stand auf und trat an das Bedienpad neben der Tür. „Ein Servicer bitte zum Raum sechzehn“, befahl er dem Computer und erneut erblasste Tevor. „Keine Sorge“, beruhigte der Klinikleiter. „Du wirst nur hinausbegleitet.“

    Die haben diese Schilderungen gerade zum ersten Mal gehört, oder? Und da gibt es keine Nachfragen? Das scheint mir ungewöhnlich.

    „Was halten Sie davon, Doktor van Witten“, fragte Ares mit gerunzelter Stirn.

    Mich wundert, dass Ares in dieser Situation die Initiative ergreift. Er wusste ja bis vor kurzem gar nicht worum es geht. Ich hätte erwartet, dass er erstmal etwas verwirrt ist und Etienne das Reden überlässt.

    „Ontas sind keine Sträflinge“, korrigierte Ares den Arzt. „Es sind normale Menschen, die entführt und hierher gebracht wurden. Ihr früheres Leben ist ausradiert in ihren Köpfen.“

    Ares wusste nichts von dem Inhalt des Treffens, das heißt er reagiert hier spontan. Vielleicht hat er einen sehr impulsiven Charakter, aber es erscheint mir gewagt so eine delikate Angelegenheit mal eben spontan bei so einem Gespräch zu enthüllen. Wenn ich Ares wäre würde ich erstmal nur Leuten davon erzählen, denen ich ABSOLUT vertrauen kann. Das wäre hier Etienne. Julian kennt er offensichtlich nicht wirklich.

    „Ontas sind keine Sträflinge“, korrigierte Ares den Arzt. „Es sind normale Menschen, die entführt und hierher gebracht wurden. Ihr früheres Leben ist ausradiert in ihren Köpfen.“

    Etienne hörte den unterdrückten Zorn in Ares‘ Stimme. Trotzdem konnte er nicht glauben, was der Freund da eben erklärt hatte. „Woher willst du das wissen?“, forschte er zweifelnd.

    Ares schnaubte. „Mein Vater hat es mir letzte Woche erzählt. Bis dahin hatte ich keine Ahnung und war wie jeder andere der Meinung, dass die Ontas Sträflinge sind. So erklärte sich für mich auch der reibungslose Nachschub, wenn einer ersetzt werden musste. Ich selbst habe mich nie dafür interessiert, was sie auf dem Kerbholz hatten und ob einer von ihnen ein Mörder war oder nur ein Dieb.“

    Etienne nickte. „Genau wie ich.

    Die Enthüllung ist so unglaublich, dass mir ich erwarten würde, dass Etienne vom Stuhl fällt - mindestens aber ernsthaft hinterfragt, was sein Freund ihm da gerade erzählt. Etienne scheint aber gar nicht so überrascht.

    „Äh ... Moment.“ Julian hob eine Hand. „Bevor wir jetzt vielleicht kühne Umsturzpläne schmieden, müssen wir sicher sein, dass das alles stimmt. Eine Erinnerungslöschung ist keine so einfache Sache. Man müsste herausfinden, ob es hier im Ring geschieht oder vorher.“

    Dass Julian inhaltlich in dieser Art und Weise reagiert ist nachvollziehbar. Aber auch bei ihm würde ich eine viel entsetztere initiale Reaktion erwarten. Warum sollte er das, was er da hört glauben? Es hört sich ja doch erstmal sehr nach Verschwörungstheorie an.

    Etienne starrte ihn an. Der Arzt hatte gerade eingeräumt, dass es möglich war, den Ontas während der Aufnahmeuntersuchung ihr Oberstübchen leerzuräumen, und bisher nichts davon gewusst, es nicht einmal geahnt.

    Es drängt sich die Frage auf, warum Julian als Klinikleiter so wenig Einblick in diese Aufnahmeuntersuchungen hat. Das könnte man vielleicht näher erläutern.

    Tevor TwoFive-O hatte dieses Prozedere bei seiner Ankunft hier durchlebt. Sie mussten ihn fragen, woher er sein Wissen über den Ring und seine Arbeitsaufgabe hatte. Und sie mussten ihn fragen, ob er wusste, wie lange er schon hier war.

    Obwohl ich in der Datenbank jederzeit auf diese Daten zugreifen kann, habe ich nie nachgeschaut. Nur bei Tevor. Bei ihm wollte ich nicht nur wissen, wie er heißt, sondern auch, was er ausgefressen hat. Also habe ich sein Profil aufgerufen und – nichts gefunden. Auch bei anderen nicht.

    Da stellt sich natürlich die Frage, warum das JETZT erst auffällt. Die Ontas dürfen zwar untereinander keinen Kontakt haben, aber die Ärzte oder anderen Nicht-Ontas müssten doch im Gespräch die Gelegenheit gehabt haben zu merken, an was sich die Ontas erinnern können. Und warum haben die hochrangigen Angestellten hier am Tisch so wenig Einblick in die Prozesse des Rings? Warum hat noch nie jemand versucht in die Akten / die Vergangenheit der Ontas zu schauen? Vielleicht stelle ich mir da aber auch den Alltag im Ring noch etwas falsch vor, oder jeder, der Wind von der Verschwörung bekommt wird beseitigt.

    Ansonsten finde ich die Story in Verknüpfung mit BuyVis etc. weiterhin sehr gelungen.

  • Hey Novize und Tariq ,

    ich wollte nur kurz rückmelden, dass ich Novize in seinen Punkten zustimme. Bei nochmaligem Drüberlesen sind mir nämlich dieselben Fragen durch den Kopf gegeistert wie Novize. Allerdings konnte ich das, was mich ein bisschen an dem Absatz störte, nämlich die zu selbstverständlichen Reaktionen der Charaktere anhand dessen, was sie erfahren, noch nicht ganz in Worte fassen. Ich hab mich auch gewundert, warum der Arzt Tevor nur ganz kurz befragt und direkt wieder rausschickt. Sie haben doch noch nicht mal ansatzweise erfahren, was da wirklich passiert. Was ich als Arzt getan hätte, wäre nicht zu sagen, "Du wirst nun hinausbegleitet", sondern erstmal den Patienten beruhigen. Tevor ist ja total panisch. Auch wenn der Arzt noch nicht weiß, was da los ist, kann er ihm nachdrücklich versichern, dass Tevor in den besten Händen ist, dass seine Kooperation ihm hilft, schnell zu genesen o.ä.

    Den wichtigsten Punkt finde ich inzwischen tatsächlich, dass Etienne gar nicht so überrascht ist von Ares' Schilderungen. Da könnte man sehr viel mehr Drama reinbringen - das ist ja eine krasse Enthüllung, da hat Novize recht. ;)

    Ich hoffe, dass das hilfreich ist und ich nicht nur etwas schon Dagewesenes wiedergekäut habe. Aber vielleicht hilft es dir ja, Tariq, zu hören dass Novize nicht allein dasteht mit seinem Gefühl.

    Trotzdem freu ich mich aufs nächste Kapitel! :) Denn wie du weißt, ist dein Ring insgesamt wirklich sehr gelungen bisher! :)

    LG!

    Was ich schreibe: Eden

  • Tariq

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    Ich habe gerade Kapitel 11 (2/3) gelesen und habe mit einem Schmunzeln im Gesicht festgestellt das deine Geschichte in einer anderen Dimension die Zukunft meiner Geschichte sein könnte. :rofl:

    Soso Metros ist mit seiner Entdeckung also an die Öffentlichkeit gegangen und hat die Welt damit ins Chaos gestürzt. (Oder in noch größeres? :hmm: Oder in geringeres? :hmm:) Wie dem auch sei ich Liebe den Gedanken der hinter der Story steckt. Was machen wir wenn wir ewig (oder besser länger als gewöhnlich) leben könnten?

    Ich finde interessant das Metros nie auf die Idee kam das diese Erfindung Probleme machen wird.

    Aber was ich eigentlich noch sagen wollte:

    Sich Genetisch Unsterblich zu machen bedeutet nicht das du auch wirklich unsterblich wirst.

    Denn auch ein Gehirn ist irgendwann voll und auch die Knochen werden irgendwann unter permanenter Erdanziehung brüchig.

    Ich weiß nicht wie weit du schon bist aber ich nehme mal an das die Gedächtnisse der Ontas gelöscht wurden um sie Gehorsam zu machen. Man könnte hier aber noch weiter gehen und sagen das es zu ihrem Schutze passiert ist, um ihnen noch weitere Jahre zu gewähren und zu verhindern das sie an einer Überlastung des Arbeitsspeichers sterben. XD

    Wie gesagt sehr schöne Geschichte und ich bleibe sehr gern dabei! :heart:

  • Antwortbox
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    - Zunächst war mir am Anfang nicht ganz klar, aus wessen POV hier berichtet wird. Das passe ich an, kein Problem.

    - Ich würde gerne detaillierter wissen, wie diese Visionen denn übernommen werden etc. Du willst schließlich Sci-Fi schreiben, da würde mich aber die konkrete Technik interessieren. Funktioniert diese Amnesie durch Hypnose? Durch irgendeine Einwirkung aufs Gehirn? Wie soll das gehen, nur durch so einen Helm und Saugnäpfe? Hier hatte ich ganz viele Fragezeichen im Kopf. Da ich mich überhaupt nicht in dem Bereich auskenne, wäre es schön, etwas Neues zu lernen. Hm. Ich verstehe, was du meinst, aber an dem Punkt ist es den Dreien ja selbst noch nicht klar. Ich möchte den Leser hier noch nicht mit Infos füttern, die meine Protas zu diesem Zeitpunkt nicht haben. Vielleicht kannst du dich noch etwas gedulden?

    - Tatsächlich geht mir der Umsturzgedanke ebenso wie dem Arzt etwas schnell. Klar, dass Etienne und Ares nicht direkt den Ring umstülpen, aber ihnen kommen erste Gedanken, dass das System falsch ist und sie etwas dagegen tun wollen ... Verstehst du mich? :) Ja, ich verstehe es. Aber ich habe daran gedacht, dass das Ganze erstmal eine rein emotionale Reaktion ist. Das kam, ohne vorher groß nachzudenken. Es ist noch nichts Konkretes, nur reine Emotion. Aber ich schaue es mir noch einmal an. Vielleicht kann ich das noch etwas deutlicher machen.

    Ansonsten aber wie gewohnt auf hohem Niveau. Dankeschön :)

    ich wollte nur kurz rückmelden, dass ich Novize in seinen Punkten zustimme. Oh weh ... :/

    Ich hab mich auch gewundert, warum der Arzt Tevor nur ganz kurz befragt und direkt wieder rausschickt. Sie haben doch noch nicht mal ansatzweise erfahren, was da wirklich passiert. Was ich als Arzt getan hätte, wäre nicht zu sagen, "Du wirst nun hinausbegleitet", sondern erstmal den Patienten beruhigen. Tevor ist ja total panisch. Eigentlich wollte ich Tevor am Ende seines Berichtes nicht panisch rüberkommen lassen. Eher erleichtert. Panisch nur wegen der Anforderung eines Servicers durch Julian. Auch wenn der Arzt noch nicht weiß, was da los ist, kann er ihm nachdrücklich versichern, dass Tevor in den besten Händen ist, dass seine Kooperation ihm hilft, schnell zu genesen o.ä. Das kann ich einbauen, stimmt.

    Den wichtigsten Punkt finde ich inzwischen tatsächlich, dass Etienne gar nicht so überrascht ist von Ares' Schilderungen. Da könnte man sehr viel mehr Drama reinbringen - das ist ja eine krasse Enthüllung, da hat Novize recht. ;) Ja, da schau ich nochmal.

    Ich hoffe, dass das hilfreich ist und ich nicht nur etwas schon Dagewesenes wiedergekäut habe. Aber vielleicht hilft es dir ja, Tariq, zu hören dass Novize nicht allein dasteht mit seinem Gefühl. Natürlich hilft mir das! :thumbup: Ich bin nur ein bisschen gefrustet, dass ich die Charaktere nicht so zeichnen konnte, wie sie in meinem Kopf sind.

    Trotzdem freu ich mich aufs nächste Kapitel! :) Denn wie du weißt, ist dein Ring insgesamt wirklich sehr gelungen bisher! :) Dankeschön!

    So. Da die Überarbeitung noch etwas Zeit braucht, mach ich schon mal weiter. Ich melde mich, wenn der angepasste Text gepostet ist.

    alte Version

    Kapitel 13

    (1/1)

    Zusammen mit den anderen fünf Axiomen stand Ares in einer Reihe in der Kommandozentrale der Garde. Mit auf dem Rücken verschränkten Händen warteten sie auf die Commandantin. Frida Busch hatte alle zusammengerufen, noch vor Dienstbeginn der Tagschicht.

    Jetzt glitt die Doppeltür auseinander und sie trat ein. Ihr gemurmeltes „Guten Morgen“ wurde aus sechs Männerkehlen beantwortet.

    „Der Commandant des Marinestützpunktes Pitcairn ist uns zugeschaltet“, verkündete sie und strich sich mit der Hand über das heute in einem straffen Knoten gebändigte rote Haar. Nervös, dachte Ares, sie ist nervös! Vater hat Wort gehalten und ihre Vorgesetzten informiert.

    „Der General hat eine Ankündigung zu machen.“ Frida ließ den großen Holo-Schirm an der Wand aufleuchten.

    Ein Mann mit finsterem Blick und scharf geschnittenen Gesichtszügen wurde sichtbar. Die Axiome nahmen Haltung an. Überrascht sah Ares, dass sich der Bildschirm teilte und in der linken Hälfte das Gesicht seines Vaters erschien. Er hat sich anders entschieden, dachte er erleichtert, er will es nicht mehr vertuschen.

    Nach der gegenseitigen Begrüßung ergriff Metros das Wort. „General, ich habe Sie informiert, weil es zu einem Vorfall gekommen ist, der die Hierarchieebene der Axiome betrifft und deshalb erfordert, dass Sie davon Kenntnis erhalten. Die betreffende Kameraaufzeichnung habe ich Ihnen bereits im Vorfeld übersandt. Die Commandantin kennt sie ebenfalls, aber ich bestehe darauf, dass auch die Axiome der Emerald-Garde sie sich ansehen.“

    Die beiden Männer verschwanden vom Schirm und stattdessen wurde die Szene abgespielt, die Etienne ihm gezeigt hatte. Da er sie bereits kannte, nahm er die Gelegenheit wahr, die anderen zu betrachten. Fridas Miene zeigte keine Regung, obwohl sie pflichtschuldig ihren Blick auf den Bildschirm gerichtet hielt. Doch die Gesichter der Axiome spiegelten erst Entsetzen und dann Abscheu wider.

    Als sein Vater und der General wieder zu sehen waren, fühlte er die Anspannung im Raum. Frida und Dwayne standen wie eingefroren.

    „Wie wurden diese Männer bestraft, Commandantin?“, verlangte der General zu wissen. Sein Blick verhieß nichts Gutes.

    „Die Ypir-Gardisten erhielten eine Woche Arrest, General“, antwortete Frida.

    „Und der verantwortliche Axiom?“

    Ein winziges Zögern verriet ihre innere Unruhe. „Axiom Coholt wurde nicht bestraft. In einem Gespräch versicherte er, dass dergleichen nicht mehr vorkommen wird.“

    Beinahe hätte Ares gelacht. In einem Gespräch! Die Ypirs bekamen Haft und Dwayne? Er säuselte ein ‚kommt nicht mehr vor, Liebling‘ ins Ohr seiner Bettgefährtin und alles war wieder gut?

    Innerlich straffte er sich, denn die Miene von Fridas Vorgesetztem verdüsterte sich noch mehr.

    „Sie haben ihn nach diesem Vorfall im Dienst belassen?!“

    „Er wird sich bewähren, General. Bislang hatte ich keinen Grund, an seinen Fähigkeiten zu zweifeln.“

    Merkt sie nicht, wie albern das klingt, fragte sich Ares. Hier geht es nicht um Fähigkeiten.

    Der General war offenbar seiner Meinung. „Daran zweifle ich auch nicht, Commandantin, sondern an seiner Moral! Coholt, vortreten!“, donnerte er und nicht nur Dwayne zuckte zusammen.

    Der Axiom befolgte den Befehl. Drei Schritte vom Bildschirm entfernt blieb er stehen und starrte trotzig in das Auge der Kamera darüber.

    „Dwayne Coholt, Sie werden degradiert und verlieren mit dem heutigen Tag den Rang eines Axioms. Ab sofort haben Sie den Status eines Ypir-Gardisten!“

    Dwayne wurde blass und Ares sah, dass er seine Hände auf dem Rücken zu Fäusten ballte, so fest, dass die Nägel sich ins Fleisch graben mussten.

    Doch der General war noch nicht fertig. „Frida Busch, ich enthebe Sie Ihres Postens als Commandantin der Emerald-Garde. Ihr Versagen werte ich als das Schlimmere. Sie hatten dafür Sorge zu tragen, dass Ontas gemäß den Regeln bestraft werden. Indem Sie den Verantwortlichen für diese Prügelattacke ungestraft ließen, sind Sie als Führungsperson nicht mehr tragbar. Ab sofort haben deshalb auch Sie den Status eines Ypir-Gardisten. Sie werden ersetzt durch den Axiom Ares Daktyl. Commandant Daktyl!“

    Ares benötigte einen Augenblick, bis er begriff: Der General erwartete, dass er vortrat. „Wählen Sie einen zuverlässigen Ypir-Gardisten aus und übergeben Sie ihm Ihre Gruppe. Und ich meine einen wirklich zuverlässigen!“

    „Das werde ich, General“, beeilte sich Ares zu versichern und bemerkte das zufriedene Lächeln seines Vaters auf der anderen Bildschirmhälfte.

    „Die Insignien Ihres neuen Ranges erhalten Sie und der neue Axiom bei meinem nächsten Besuch im Ring. Ihren Wochenrapport erwarte ich immer am Freitagabend. Sie übernehmen das Büro und das Quartier der ehemaligen Commandantin, die Sie unverzüglich in Ihre Aufgaben einweisen wird. Dann wäre das alles. Guten Tag.“

    „General.“ Ares neigte knapp den Kopf. Als er wieder aufsah, war die rechte Bildschirmhälfte schwarz.

    Dwayne drehte sich um und starrte ihn an. Sein Gesicht hatte sich in eine hassverzerrte Fratze verwandelt. Frida hingegen stierte mit leerem Blick auf den Boden.

    „Wegtreten bis auf die Gardisten Busch und Coholt“, wies Ares an.

    Dwayne wurde von den anderen vier Axiomen zur Seite gedrängt, die ihrem neuen Commandanten die Hand schütteln und ihn beglückwünschen wollten.

    Keiner hat einen Blick für Frida übrig, realisierte Ares, sie ist bereits aus ihren Köpfen verschwunden.

    Als alle Axiome die Zentrale verlassen hatten, fixierte er Dwayne. „Gardist Coholt, Sie sind ab sofort der vierten Enheit unter Axiom Benedict zugeteilt.“

    Der Blick, der ihn traf, war mörderisch. „Jawohl, Commandant“, hörte er die zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorgepresste Antwort. Er nickte knapp und sah dem Davongehenden nach, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Dann wandte er sich Frida zu.

    „Gardist Busch, ich erwarte die Einweisung in meine neue Tätigkeit. Danach melden Sie sich bei Axiom Krell. Wie Sie wissen, fehlt in der zweiten Einheit ein Gardist. Sie werden die freie Stelle besetzen. “

    „Commandant.“ Frida erwiderte nur das eine Wort, doch er ließ es durchgehen. Es musste ihr unsagbar schwerfallen, ihn so anzusprechen. Das, was sie wohl so lange befürchtet hatte, war eingetreten. Sie drehte sich um und marschierte mit steifen Schritten in ihr ehemaliges Büro.

    „Meinen Glückwunsch, Ares“, erklang die Stimme seines Vaters in seinem Rücken.

    Er hatte Frida folgen wollen, doch nun wandte er sich noch einmal zum Bildschirm um. „Du hast also deine Verbindungen genutzt und ein paar Strippen gezogen. Ich weiß nicht, ob ich dir dankbar sein kann. Mir wäre es lieber, ein anderer hätte Fridas Posten erhalten.“

    „Ich habe nicht umsonst an dieser Aktion teilgenommen. Alle werden denken, dass der General auf meine Veranlassung hin die Videokonferenz verlangt hat.“

    „Alle außer Frida. Und mit Sicherheit hat sie Coholt schon erzählt, dass ich von dem Vorfall weiß. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass das Ganze noch nicht ausgestanden ist. Aber zumindest hat Coholt keine Entscheidungsbefugnis mehr. Deshalb also – danke, Vater.“

    „Es ist mein Ring, Ares, hier geschieht, was ich will. Vergiss das nicht.“ Metros hob die Hand zum Gruß, dann erlosch der Bildschirm.

    Nein, Vater, dachte Ares bitter, hier geschieht nicht nur das, was du willst.

    Er zog sein Datenpad hervor. „Lass uns heute Abend zusammen was trinken“, schlug er vor, als Etienne sich meldete.

    „Gern. Gibt es einen Grund?“

    „Den gibt es.“ Ares seufzte unterdrückt. „Ich weiß aber noch nicht, ob es ein Grund zum Feiern ist oder zum Davonlaufen.“

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

    Einmal editiert, zuletzt von Tariq (27. September 2022 um 20:29)

  • Liebe Tariq !

    Spoiler anzeigen

    Hach, ich hab mir schon gedacht, dass Ares' Fridas Platz einnimmt! :panik: Ob's ein Grund zur Freude sein wird, bezweifle ich für den Guten allerdings, bestimmt hast du noch ein paar Intrigen/Revolten/Schwierigkeiten für ihn in petto :D

    Ein paar Kleinigkeiten, die sicher verhandelbar wären:

    - Mir fiel auf, dass Frida am Anfang ihr "Guten Morgen" nur murmelt. Klar, sie erwartet sich vermutlich nichts Gutes von der Konferenz, aber du beschriebst sie nicht lang vorher eindrücklich als fiese Nazi-Braut (so jedenfalls auch Thorstens Worte :P). Passte für mich nicht ganz. Ich glaube, solche Leute sind überzeugt von sich, bis ihnen der Garaus gemacht wird, und das ist da ja noch nicht eingetreten. Generell hat es mich überrascht, dass sie gleich so kleinlaut wurde, während Coholt der Trotzige von beiden war. Ich hatte es - Rang und vormaligem Charakter entsprechend - genau andersherum erwartet.

    - Ich weiß nicht, ob Ares bereits ahnt, dass er "befördert" wird. Aber seine Reaktion kam mir ein kleines bisschen zu kurz. Ich finde es bereits gut gelöst, dass er auf das "Commandant Daktyl" noch nicht gleich reagiert. Aber zumindest ab dem Punkt, als sein Vater ihn auffordert, die Gardisten neu einzuteilen, hätte Ares noch etwas mehr überstürzt nachdenken können. Seine Position ist ja ziemlich neu und er müsste jetzt eines der höchsten Tiere dort sein, oder? Ich hätte wahrscheinlich erstmal ne Kurzschlussreaktion, aber Ares löst das so, als hätte er sich im Schlaf schon vorbereitet :D

    - Zu guter Letzt hat mir Metros' Satz "Es ist mein Ring" extrem gut gefallen. Weil man natürlich weiß, dass sein absoluter Kontrollanspruch nicht funktionieren wird. Bringt gleich mehr Spannung rein. Super.

    Bis bald! :)

    Was ich schreibe: Eden

  • Hey Tariq :)

    Zum letzten Part hatten wir privat ja schon ein paar Worte gewechselt, weshalb ich dazu jetzt nichts mehr sagen werde :)

    Zum aktuellen Part:

    Spoiler anzeigen

    Das Ares Commandant wird, war auf kurz oder lang abzusehen und die Situation kam ja wie gelegen. Deshalb überrascht mich das nicht :D Cool finde ich das auf jeden Fall. Ich bin auf die weiteren Entwicklungen gespannt und hoffe, dass du Ares nicht hinterrücks durch Coholt abstechen lässt :rofl:

    Wie Stadtnymphe schon sagt, finde ich die Reaktionen von Frida und Coholt irgendwie verschoben - das ist mir, um ehrlich zu sein, aber auch erst jetzt aufgefallen, als sie das angemerkt hatte xD

    Ansonsten mochte ich in dem Part die Reaktionen von Metros. Er scheint davon überzeugt zu sein, dass alles so abläuft, wie er sich das vorstellt. Mal sehen, wie lange das noch so bleibt.

    Ich bin auch neugierig, wie Ares handeln wird, mit dem Wissen, was er hat. Das muss als Commandant auch nicht einfach sein :hmm:

    LG :)

  • Das hat mir echt gut gefallen! Das ist so eine Szene, die einfach zu glatt gelaufen ist, als dass es damit vorbei sein könnte. Jetzt muss der Leser jederzeit mit einem Racheakt der Unsympathie-Träger rechnen, was es natürlich spannend macht. Hier meine Anmerkungen:

    Anmerkungen

    Dwayne wurde blass und Ares sah, dass er seine Hände auf dem Rücken zu Fäusten ballte, so fest, dass die Nägel sich ins Fleisch graben mussten.

    Diese Reaktionen passen für mich nicht ganz zusammen. Die erste zeigt Überraschung / Entsetzen. Die zweite Wut. Mit etwas zeitlichem Abstand würde es für mich Sinn machen, aber hier lese ich es so, dass es praktisch gleichzeitig stattfindet.

    Ich weiß nicht, ob Ares bereits ahnt, dass er "befördert" wird. Aber seine Reaktion kam mir ein kleines bisschen zu kurz

    Agreed.

    Generell hat es mich überrascht, dass sie gleich so kleinlaut wurde, während Coholt der Trotzige von beiden war. Ich hatte es - Rang und vormaligem Charakter entsprechend - genau andersherum erwartet.

    Wie Stadtnymphe schon sagt, finde ich die Reaktionen von Frida und Coholt irgendwie verschoben - das ist mir, um ehrlich zu sein, aber auch erst jetzt aufgefallen, als sie das angemerkt hatte xD

    Was Coholt angeht wäre ich einverstanden mit seiner Reaktion. Ich hatte ihn nach der Folter-Szene so eingeschätzt, dass er denkt, niemand könnte ihm etwas anhaben. Und das eher weil er von sich selbst überzeugt ist und nicht (nur) von seiner mutmaßlichen Beziehung zu Frieda.

    Was Frieda angeht teile ich die Kritik. Das sie das Ganze eher mit Resignation hin nimmt passt für mich irgendwie nicht zu ihr. Vielleicht soll das auch so wirken, damit man denkt, dass von ihr (der gefährlicheren von den beiden) nichts mehr zu befürchten ist? Vielleicht hat Ares (aus dessen Perspektive erzählt wird) ihre subtile Reaktion einfach übersehen. Rein objektiv scheint es jedenfalls unpassend.

    In jedem Fall hat's mir gut gefallen und ich bin gespannt auf die Fortsetzung. Auch wenn ich als Leser diese Situation überhaupt nicht mag, wenn die "Böse" Seite am Zug ist :).

  • Viel zum Aufholen, und Metros laesst also mal die Katze aus dem Sack. Aus Zeitgruenden stuerze ich mich mal nur auf die grossen Linien und hoffe dass die anderen einzelne Textstellen die noch unklar sind etc. schon angemerkt haben.

    Die Daktylische Loesung der Ueberbevoelkerung

    Also, hier ein paar Gedanken von einem SciFi Fan ueber den Themenkomplex. Keine Ahnung ob das jeder Leser so empfindet oder nur eher die Sci-geschulten, aber wenn Du magst kannst Du mir gerne sagen was davon eigentlich plotrelevant ist und wir koennen zusammen ein bisschen spinnen was da plausibler ist.

    Problem #1: Metros hat etwas erfunden dass die Alterung verlangsamt. Das ist oeffentlich geworden. Sowas aendert jede Gesellschaft massiv, das kann nicht wieder zurueck in die Flasche. Schau' Dir Corona-Impfstoff an und die Diskussion 'warum hat X schon Zugang zum Impfstoff aber Y noch nicht?' Genau das gleiche bei Metros' M-age. Wer bekommt den Stoff - ist der teuer? Wenn ja, dann leisten sich ihn die Reichen - und die Armen muessen vom Aufstand abgehalten werden. Wenn jeder, dann kommt als naechstes die Forderung Krankheiten und Unfaelle drastisch zu minimieren - weil Menschen dann primaer an vermeidbaren Dingen sterben. Politisch ist da massiv Sprengsatz dahinter, und wenn sowas mal in der Oeffentlichkeit war und dann verschwindet, dann wird das die Grossmutter aller Verschwoerungstheorien.

    Weder ist plausibel dass Ares sowas nicht mitbekommen haben koennte (wenn sein Vater den Corona-Impfstoff entdeckt haette wuerde er das auch nicht verschlafen) noch, dass die Erfindung still und leise verschwunden sein sollte (zumindest im Text keine Rolle mehr spielt).

    Problem #2: Metros' 'Loesung' funktioniert leider gar nicht. Ueberbevoelkerung gibt es weil die Bevoelkerung waechst, und das tut sie weil die Zahl der ueberlebenden Kinder pro Paar groesser als zwei ist. Im Mittelalter brauchte die Gesellschaft vielleicht acht Kinder damit zwei erwachsen werden und selber Kinder haben, den Rest hatte die Kindersterblichkeit auf dem Gewissen. Mit moderner Medizin kommen von acht praktisch alle durch - und die Bevoelkerung waechst. Gegen diesen Effekt ist die verlaengerte Lebenserwartung eine winzige Korrektur - die ausserdem nicht unbegrenzt anwaechst. Bei genau zwei Kindern pro Paar und einer Milliarde Menschen mit 40 Jahren Lebenserwartung fuehrt eine Verlaengerung auf 60 Jahre dazu dass die Bevoelkerung auf 1.5 Milliarden waechst - aber dann stagniert das Wachstum nach 60 Jahren, Wenn die aber 3 Kinder pro Paar in die Welt setzen, dann werden dass in 60 Jahren aka 3 Generationen 3.375 Milliarden Menschen, Tendenz steil steigend.

    Mit 65 Jahren bringt Metros Menschen viel zu spaet um um einen Unterschied zu machen - er muesste sie umbringen bevor sie Kinder in die Welt setzen, am besten noch als Kinder (Tikopia, eine 5 km^2 Insel im Pazifik wird seit 3000 Jahren von einer Bevoelkerung von etwa 1100 - 1500 Menschen bewohnt - die aus naheliegenden Gruenden nicht wachsen kann weil die Insel voll ist. Da sind wesentliche Mittel mit denen sie die Zahl regulieren eben das Toeten von ungeborenen und neugeborenen Kindern).

    Dazu kommt, dass die Massnahme vor 30 Jahren eingefuehrt wurde und erst in weiteren 35 Jahren wirken wird - viel zu spaet.

    Problem #3: Metros' ist offensichtlich richtig gut als Wissenschaftler - ein Chip der nach Timer Gift abgibt ist aber eine richtig simple Idee, da braucht man ihn doch nicht dafuer! Ich hatte irgendwie erwartet dass er einen Virus designt der unfruchtbar macht, oder der Kinder im Mutterleib toetet, oder irgendwas kompliziertes. Der Chip... was wenn den irgendjemand mal rausoperiert und durchsucht? Wenn einem Statistiker auffaellt dass die Lebensalterkurve eigenartig ist? Wenn jemandem auffaellt dass das Unfallopfer das beide Haende verloren hat komischerweise 80 Jahre geworden ist und an was ganz anderem gestorben ist als die meisten?

    Problem #4: Was hat das mit dem Ring zu tun? Irgendwie scheint es darum zu gehen dass die Sache (naheliegenderweise) Top-Secret sein soll - aber... es wirkt zu kompliziert. Leuten das Gedaechtnis rauben die die Chipproduktion machen, Wachen denen erzaehlt wird es waeren Straeflinge...? Aerzte die nicht mitbekommen dass die Ankommenden vor und nach dem Instruktionsvideo offensichtlich voellig unterschiedliche Persoenlichkeiten sind weil ihnen Gedaechtnisinhalte geloescht wurden? In der realen Welt gibt es (ungluecklicherweise) keinen Mangel an Menschen die Atomwaffen bauen, Chemiewaffen zusammenmischen oder auch Konzentrationslager betreiben. Die wissen in aller Regel gut was sie machen und halten genau deswegen dicht - weil sie sich ueberzeugt haben dass ihr tun gerechtfertigt ist und sie der Rest der Welt eben nicht versteht. Will sagen, es ist leider erwiesen dass man gar nicht so kompliziert denken muss um ein Geheimnis zu bewahren.

    Und - etwas abseits des Komplexes - Problem #5: Soldaten oeffentlich in einen niedrigeren Rang zu versetzen und in ihrer alten Einheit dienen zu lassen ist eine Einladung fuer Probleme. Weder kann man erwarten dass die gedemuetigten still Befehle befolgen, noch dass die einfachen Soldaten im Zweifelsfall eine klare Befehlskette einhalten wenn ihr fruehrer Offizier dem sie gewohnt sind zu gehorchen ploetzlich neben ihnen in der Reihe steht und ihnen gleich gestellt sein soll. Ich hatte eher den Eindruck dass unehrenhafte Entlassung oder zumindest eine Versetzung in eine andere Einheit da eher gemacht werden.

    Naja, das waren so meine Eindrucke. Sorry, das klingt jetzt vielleicht sehr negativ, aber ich hatte als Unterbau der Geschichte irgendwie auf was richtig geheimnisvolles getippt... und Metros' Erklaerung hat mich dann leider nicht vom Hocker gefegt :( Geschrieben ist es uebrigens sehr lebendig, und meistens kommen die Emotionen gut rueber - ein paar Fragen wie die anderen auf Enthuellungen reagieren haben die anderen Leser ja auch schon aufgeworfen...

    Also - bitte nicht deprimiert sein, wenn Du magst helfe ich Dir da auch gerne bei der Suche nach alternativen Szenarien :)

    • Offizieller Beitrag

    Die Tür wurde geöffnet und Licht fiel in das Dunkel der Überwachungszentrale, die sonst nur vom Schein der Monitore erhellt wurde.

    ich fand die neue Perspektive interessant. Hier wird auch nochmal klar, wie eng Onta und NIchtonta eigentlich zusammenleben ... naja ... sich im Leben begegnen.
    Die beiden muss ich mir aber glaube ich erstmal genauer anschauen um zu ihnen und die Beziehung zwischern den beiden was sagen zu können.
    Was ich aber abseits davon noch interessant fand war das beschreiben der anderen Städte. Etienne, dessen Name ja schon französisch klingt, stammt aus einem Marseille, dass du gar nicht futuristisch zeichnest. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Aber das hat dazu geführt, dass ich mich gefragt habe, wie die Welt wohl andern Orts ausschaut. Ob es so Technohochburgen gibt, wie zum Beispiel der Ring, während irgendwo im M'wsambibwe sich noch Einheimische gegenseitig mit Macheten abschlachten. Also meine Gedanken schweiften kurz zum globalen. Aber wie wichtig das sein wird, sehen wir ja vielleicht noch ^^

  • Problem #2: Metros' 'Loesung' funktioniert leider gar nicht.

    Das ist mal ein Punkt. Ich kann mir grad nicht erklären, warum mir das nicht aufgefallen ist :pupillen:, aber Thorsten hat natürlich Recht: egal wie stark ich die Lebenserwartung senke - solange eine Person im Schnitt mehr als ein (überlebendes) Kind zeugt, wird die Bevölkerung anwachsen, egal wann die (zeugende) Person stirbt. Damit wäre Metros Plan vielleicht eine Lösung für das Rentenproblem, aber nicht für die Überbevölkerung.

    Irgendwie scheint es darum zu gehen dass die Sache (naheliegenderweise) Top-Secret sein soll - aber... es wirkt zu kompliziert.

    In die Richtung hatte ich auch schon gedacht. Wenn ich schon beim Lesen (scheinbar) schlafe :), dann versuche ich zumindest mal ein zwei Gedanken zur Lösung der zwei Punkte beizusteuern:

    Brainstorming

    Das ist erstmal nur das, was mit zu dem Thema spontan einfällt - ist natürlich noch nicht ausgereift:

    Ich finde die Idee mit dem Chip insofern interessant, als dass man damit die Möglichkeit hätte, die Wirkung des Chips für jedes Individuum nach Bedarf ein oder auszuschalten und damit das Problem sehr präzise lösen könnte. Ich kann da die Überbevölkerung stärker reduzieren, wo sie am meisten Probleme macht. Lebenserwartung begrenzen funktioniert nicht. Die naheliegendste Lösung wäre, wenn der Chip den Träger unfruchtbar macht. Nicht alle - aber einen gewissen Prozentsatz. Im Prinzip so wie bei Inferno, nur halt per Chip statt per Virus. Den Prozentsatz könnte man aber mit dem Chip zu jeder Zeit ziemlich genau kontrollieren.

    Damit das Ganze schnell funktioniert, müssen nicht nur Neugeborene den Chip bekommen, sondern JEDER. Dazu braucht der Chip natürlich eine Cover-Story. Am besten wäre es also, wenn er eine positive Wirkung hat (irgendeinen genialen (z.B. gesundheitlichen) Effekt, den Metros erfunden hat und den jeder unbedingt haben will). Seine zweite Aufgabe (die top secret entwickelt wurde) führt der Chip heimlich aus.

    Natürlich fällt es auf, wenn plötzlich massenweise Leute unfruchtbar werden. Die Frage ist, ob man es ohne weiteres auf den Chip zurückführen könnte, denn der löst seinen (sekundären) Effekt ja nicht bei allen aus und idealerweise nach einem nicht erkennbaren Muster. Sinnvollerweise haben die Entwickler für die plötzliche Unfruchtbarkeit auch Theorien in die Welt gesetzt. Und natürlich muss der sekundäre Effekt so ausgelöst werden, dass nur sehr kurzzeitig Spuren davon im Körper nachweisbar sind.

    Was ist jetzt mit dem Ring? Das einzige, was ich mir vorstellen könnte ist, dass das Vorhaben sehr schnell aus dem Boden gestampft werden musste und gleichzeitig ganz bestimmte Spezialisten dazu geraucht werden. Sprich, man konnte nicht darauf warten, Leute für die Sache zu gewinnen, sondern brauchte ganz bestimmte Menschen mit bestimmter Ausbildung und Wissen und vor allem Fähigkeiten. Ich gehe davon aus, dass die Buy-Vis-Technik noch nicht so weit ist solche Fähigkeiten ins Gehirn zu coden, sonst wäre das Ganze natürlich überflüssig. Unabhängig davon, sehe ich eigentlich keine Chance für so eine Top-Secret Aktion, wenn nicht ein Kreis hochrangiger Mitarbeiter eingeweiht ist. Da wir vom Ring noch nicht alles wissen, belasse ich es mal bei dieser allgemeinen Idee.

    In jedem Fall bin ich ein ziemlicher Fan von der Idee von BuyVis und dem Missbrauch, diese Technik zur Manipulation von Erinnerungen zu nutzen. Würde mir also gefallen, wenn das weiterhin eine Rolle spielt.

    Tariq: Alles selbstverständlich nur Anregungen - ist ja 1. deine Geschichte und ich kenne 2. viele Hintergründe jetzt noch nicht. Aber ich hoffe, es hilft dir vielleicht beim eigenen Brainstorming.

  • Antwortbox

    Liebe Leser,

    die letzten Kommentare von euch haben mich stark ins Grübeln gebracht. Das waren alles logische Dinge, die ihr da angemerkt habt, und ich habe erkannt, dass man selbst mit viel Motivation und guter Recherche nicht genug Voraussetzungen hat, einen SciFi-Roman zu schreiben, wenn der Plot löchrig ist wie Schweizer Käse.

    Ich bin sehr dankbar, dass ihr mir diese Logiklücken hier und jetzt aufzeigt. Da die aufgezählten Punkte aber leider die Standbeine dieser Story sind (der Chip, die Erinnerungslöschung, die Degradierung von Frida und Dwayne), ist jetzt alles zusammengebrochen und ich habe mich nach einem intensiven Brainstorming mit TacTrix dazu entschlossen, hier abzubrechen.

    Wir beide haben lange überlegt, ob es möglich wäre, die angesprochenen Punkte anzugehen und zu ändern, aber eine solche würde den Storyverlauf derart beeinflussen, dass ich keine Idee mehr habe, wie ich zu dem von mir vorgesehenen Ende kommen soll. Und die bereits fertigen 16 Kapitel kann ich nach den aufgezeigten Unzulänglichkeiten so nicht mehr verwenden, weil selbst die Charaktere nicht so bleiben würden, wie sie sind (z.B. wenn ich tatsächlich die Ärzte in alles einweihen würde oder Dwanye und Frida unehrenhaft entlasse und somit aus der Story schmeiße).

    Deshalb: Ich danke euch allen ganz sehr für die Mühe und die Zeit, die ihr in diese Geschichte investiert hab, für eure Begleitung in den letzten drei Monaten und auch noch einmal herzlich für euer Lob und euer Interesse. Es hat mir sehr geholfen und war keinesfalls umsonst. Aber ich breche hier ab. Es war von Anfang an ein Versuch und ich akzeptiere, ohne in Depression zu versinken, dass ich mich zu weit aus dem Fenster gelehnt habe.

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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