So ich fange einfach mal an mit einer Kurzgeschichte die ich vor längerer Zeit geschrieben.
Jeder kennt sie, jeder richtige Held von Siegfried bis Elric will eins haben. Ein magisches möglichst legendäres Schwert. Aber was machen diejenigen die nicht ganz
so heldenhaft sind aber trotzdem eine magische Waffe wollen. Diese Frage habe ich in einer kleinen Geschichte zu beantworten versucht.
Über Feedback jeder Art würde ich mich herzlich freuen. Aber nun genug gequatscht.
Los gehts.
Ein Schwert für den Grafen
„Nein, nein und nochmals nein, ich bin Magier und kein Schmied!“ Enbrajoz Graf von Mondragon, dem diese Worte galten, unterdrückte nur mühsam seinen Ärger. Wäre sein Gesprächspartner tatsächlich nur ein einfacher Schmied gewesen, hätte er ihm schon längst die Haut vom Rücken peitschen lassen. Aber mit einem Mitglied der Akademie der magischen Künste und Angehörigen eines der ältesten Adelsgeschlechter des Königreiches, konnte er so nicht umspringen.
Also verlegte er sich auf eine andere Taktik. „Ich biete euch dass Gewicht der Waffe in Silber als Bezahlung“, schlug er großspurig vor. „In Gold“, lautete die ebenso kühle wie knappe Antwort seines Gegenübers. Für einen Moment verschlug diese kühne, ja geradezu unverschämte Forderung dem Grafen den Atem. Doch dann fasste er sich wieder und nickte, „so sei es, dass Gewicht der Waffe in Gold.“
Nun war es an Fehborn, dem Magier fassungslos zu sein. Eigentlich hatte er diese Forderung nur erhoben, damit er endlich Ruhe vor diesem aufdringlichen Kerl hatte und sich wieder seinen magischen Studien widmen konnte. Er war sich sicher gewesen, dass der Graf sie unmöglich erfüllen konnte, wenn er nicht seine Einkünfte für die nächsten 30-40 Jahre verpfänden wollte. Schließlich bestand die Grafschaft Mondragon haupsächlich aus ein paar abgesoffenen Wiesen und Weiden. Aber anscheinend wollte dieser Narr um jeden Preis ein magisches Schwert haben, und jetzt hatte er ihn Fehborn auch mit reingezogen. In der eigenen Falle gefangen ging es ihm durch den Kopf, und widerwillig nickte er.
Nachdem Sie sich über die Einzelheiten Ihres Handels geeinigt hatten, trennten sich die beiden ungleichen Geschäftspartner, und während der eine emsig damit begann eine Liste der benötigten magischen Utensilien zusammenzustellen, zermarterte sich der andere den Kopf, wo er eine solche Menge an Gold auftreiben konnte.
Die Tage schienen sich endlos hinzuziehen und kein Ende nehmen zu wollen, zumindest kam es Graf Enbrajoz so vor. Doch endlich war es soweit, der Tag an dem er seine neue Waffe bekommen sollte war da. Nach einem hastigen Frühstück kontrollierte er noch einmal rasch die „Goldbarren“ mit denen er das Schwert bezahlen würde und machte sich dann in Begleitung eines Dieners auf den Weg zum Anwesen des Magiers.
Bläulicher Stahl, auf dem seltsame Zeichen verschlungene Muster bildeten schimmerte dem Herrn von Mondragon entgegen, als er das Arbeitszimmer des Magiers betrat. „Ist es das“, fragte der Graf unnötigerweise, Fehborn ließ sich nicht zu einer Antwort herab, sondern schob Ihm die Waffe wortlos zu. Vorsichtig umfasste der Graf den Griff und vollführte dann ein paar spielerische Hiebe durch die Luft.
Die Waffe schien fast kein Gewicht zu haben, schien vielmehr eine natürliche Verlängerung seines Armes zu sein. Perfekt ausbalanciert, ging es Ihrem Träger durch den Kopf, während die Schläge mit denen er die Luft zerteilte immer heftiger und ungestümer wurden.
Der Magier sah sich das eine Zeitlang an, dann sagte er „allem Anschein nach seid Ihr mit meiner Arbeit zufrieden, dürfte ich nun um Bezahlung bitten?“ Ohne in seinen Fechtübungen innezuhalten winkte der Graf seinen Diener mit der freien Hand heran und schnippte dann kurz mit den Fingern. Dieser hatte eine lederne Tasche geschultert, die er nun auf den Tisch packte, öffnete und die als Bezahlung vereinbarten Goldbarren herausholte.
Aus den Augenwinkeln heraus verfolgte der Graf ärgerlich, wie Fehborn das Gold abwog. Was bildete sich dieser alte Zausel eigentlich ein. „Hm seltsam irgendetwas scheint nicht zu stimmen, murmelte der plötzlich. Enbrajoz erschrak bei diesen Worten bis ins Mark. Dabei hatte Ihm der Alchimist, den er damit beauftragt hatte das Blei mit Gold zu überziehen, versichert, dass man Sie hinterher nicht von echten Goldbarren unterscheiden könne.
„Unmöglich das kann nicht sein,“ schnappte der Graf. Fehborn musterte ihn nachdrücklich unter buschigen Brauen hervor, um dann seine Waage neu zu justieren. „Ohhh Ihr hattet recht Enbrajoz, es lag tatsächlich an meiner Waage, dann mehr zu sich selbst, werde wohl allmählich alt. Der Alte war anscheinend völlig verkalkt, dachte Graf Mondragon bei sich.
Aber bereits im nächsten Moment, wurde seine Erheiterung über den gelungenen Betrug, vom Ärger darüber dass der Zauberer in einfach mit dem Vornamen, statt seinem Titel angesprochen hatte verdrängt. Ein Ärger der seine Ausfälle und Paraden immer heftiger werden ließ. Für diese Unverschämtheit, hatte der Kerl eine Strafe verdient. Die Waffe war wirklich perfekt, fast schien es als ob nicht er die Klinge führte, sondern die Klinge ihn. Den Kopf sollte ich diesem elenden Magier dafür spalten. Was für eine wunderbare Waffe und wenn Sie wirklich so gut war wie versprochen, dann würde Sie Eisen und Stahl genauso mühelos zerteilen wie Fleisch und Knochen.
Ein lautes Räuspern unterbrach in diesem Moment die Gedankengänge des Grafen. „Was“, blaffte dieser und fuhr im gleichen Moment mit zum Schlag erhobener Waffe, zu dem Magier herum. Für den Bruchteil einer Sekunde schien die ganze Szenerie erstarrt. Enbrajoz die Waffe in der Hand bereit zuzuschlagen, Fehborn angespannt, aber völlig ruhig, der den Grafen anblickte, als wolle er diesen allein mit seinem Blick in Bann schlagen und der Diener der sich bibbernd in einer Ecke verkrochen hatte.
„Ich bin Mitglied der Akademie der magischen Künste“ sagte der Zauberer ruhig. Das wirkte, von einem Moment zum anderen schien der Graf in sich zusammenzusacken. Mitglieder der Akademie durfte man nicht einfach köpfen oder Schwerter an Ihnen ausprobieren, nicht mal auspeitschen durfte man Sie. Achtlos warf der Graf die Klinge auf den Tisch. „Was ich sagen wollte, es fehlt noch eine kleine Beschwörung.“
Einen Moment lang starrte der Graf Ihn an, doch dann zuckte er nur die Schultern, und antwortete „also gut was solls, wirkt euren magischen Firlefanz, damit wir hier endlich fertig werden.“ Hastig nickte Fehborn, beugte sich dann über das Schwert und murmelte:
Schneidest Stahl und Eisen du, solls weich wie Leinen sein
Schneidest Leder und Leinen du, solls sein wie harter Stein.
„So eure Waffe ist nun endgültig fertig“, mit diesen Worten überreichte Fehborn die Waffe dem Grafen. Dieser hatte dem Gebrabbel des alten Mannes weiter keine Beachtung geschenkt und nahm sie missmutig entgegen. Immer noch verärgert darüber, dass er nun doch keine Gelegenheit erhalten hatte, sie auszuprobieren, warf er dem Diener, die nun leere Ledertasche zu und stapfte dann grußlos davon.
Kurz darauf auf seinem heimatlichen Besitz angekommen, hatte sich die Laune des Grafen deutlich verbessert, gut gelaunt gab er die Zügel seines Reitpferdes einem Stallknecht, nahm die Tasche von der Schulter, drückte Sie einer Dienstmagd in die Hand, - die erst das Schwert und dann Ihren Herren entsetzt anstarrte- und hieß diese in die Küche zu gehen und Bescheid zu geben dass er wieder da sei und zu speisen wünsche. Zufrieden tätschelte der Graf die Waffe an seiner Seite, ja das Schwert war wirklich so gut, wie der Zauberer, versprochen hatte. Ja mit einem Schwert wie diesem, konnte er alles erreichen. Bei allen Göttern, er wusste das er zu größerem berufen war.
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Wochen später, auf einer sumpfigen Wiese jenseits der Grenzen Mondragons.
Bisher war der Feldzug ganz und gar nicht so verlaufen, wie der Graf es sich vorgestellt hatte. Dabei hatte er es für eine ausgezeichnete Idee gehalten, die Siedlungen und Dörfer der Caioms zu überfallen. Schließlich waren diese - jedenfalls in den Augen Graf Mondragons – nichts weiter als ein Haufen Wilde.
Doch die Dörfer, die er mit seiner Armee eroberte, waren allesamt verlassen. Keine Menschen, kein Vieh, keine Beute, keine Nahrung. Man hätte fast meinen können, dass irgendjemand die Caioms gewarnt hätte. Doch dafür gab es regelmäßig Überfälle und Hinterhalte, meist nur ein paar Pfeile, die einen oder zwei Männer töteten oder verwundeten, und wenn die Soldaten des Grafen die Position der Schützen stürmten waren diese schon verschwunden. Eigentlich waren diese Verluste nicht der Rede wert, aber das ständige Gefühl der Bedrohung zerrte an den Nerven der Männer.
Die Stimmung in der Truppe war dementsprechend schlecht und die Zahl der Desertionen stieg langsam aber stetig an. Um die Moral seiner Kämpfer zu heben, hatte Graf Enbrajoz schließlich angeordnet, jeden zwanzigsten Mann hinzurichten. Unverständlicherweise hatte sich in der darauffolgenden Nacht, die Zahl der Desertionen verdoppelt. Er war schon drauf und dran gewesen, eine weitere Dezimierung anzuordnen, diesmal allerdings, im Verhältnis eins zu zehn, als ihm seine Späher die Meldung brachten, dass die Caioms sich auf einer Weide ein Stück Wegs voraus sammelten, und anscheinend zur Schlacht stellen wollten.
„Endlich“, murmelte der Graf halblaut.
Rasch gab er dass Signal zum vorrücken. Seine Späher hatten rechtgehabt, wie er schon bald feststellte, als seine Truppe die Wiese erreichte und sich zur Schlacht formierte. Kaum zweihundert Meter entfernt hatte sich die Streitmacht der Caioms versammelt, ein zusammen-gewürfelter Haufen mit Speeren und Äxten bewaffneter Barbaren. Der Graf versuchte gar nicht erst so etwas wie eine Gliederung bei seinen Feinden auszumachen. In seinen Augen war das nur ein bewaffneter Pöbelhaufen.
Graf Mondragon war sehr zufrieden. Diese Schlacht würde schnell entschieden sein, erst ein paar Salven seiner Bogenschützen, dann ein Frontalangriff seiner Infanterie und was danach noch übrig war würde die Kavallerie erledigen. Gerade wollte er den Befehl zum Beschuß geben, da hielt er inne. Auf der Gegenseite tat sich etwas.
Ein einzelner Kämpfer von Kopf bis Fuß in Leder gekleidet war vor die gegnerischen Linien getreten, schwang seine Axt erst über dem Kopf, dann deutete er damit Ihn die Richtung des Grafen und grölte irgendetwas unverständliches.
Anscheinend will der Kerl einen Zweikampf, dachte dieser. Vermutlich war er der Heerführer der Caioms, oder wie auch immer diese das nennen mochten. Normalerweise hätte der Graf keinen zweiten Gedanken darauf verschwendet sich mit irgendeinem kleinen Stammes-häuptling zu duellieren, der im Rang weit unter ihm stand. Doch die Gelegenheit sein Zauberschwert benutzen zu können, war einfach zu verlockend. Also stieg er vom Pferd, zog seine Waffe und begann damit auf seinen Gegner zuzugehen. Bei seinem Widersacher angekommen, hielt Enbrajoz sich nicht lange mit unnötigen Formalitäten auf. Als erstes spaltete ein fast schon lässig geführter Abwärtshieb den Schild seines Gegners als wäre dieser aus Papier. Der nächste Hieb zielte auf den Waffenarm seines Gegners, doch dieser schaffte es im letzten Moment auszuweichen.
Auch gut dachte sich der Graf das wäre doch etwas zu langweilig gewesen. Mit fast schon spielerisch wirkenden Attacken trieb er jetzt seinen Gegner vor sich her, der immer wieder verzweifelte Ausfälle machte, und gleichzeitig versuchte aus der Reichweite von des Grafen mörderischer Waffe zu bleiben.
Doch beide wussten im Grunde genommen schon wie dieser Kampf enden würde, er war in dem Moment entschieden worden, als der Graf den Schild seines Gegners zerschmettert hatte. Allmählich machte sich die Anstrengung bemerkbar der Atem beider Kämpfer ging immer schwerer und sie wurden merklich langsamer.
„Zeit Schluß zu machen,“ beschloß der Graf, und ging wieder zum Angriff über. Mit einem Hagel von Hieben deckte er jetzt seinen Feind ein, denen sich dieser immer schwerer entziehen konnte, setzte diesem immer mehr zu. Trieb Ihn langsam aber sicher in die Enge um endlich den Todestoß anzubringen.
Fast wie in Zeitlupe, sah er die Waffe auf die Brust seines Kontrahenten zurasen, sah wie Sie dort auftraf, und dort wirkungslos abprallen. Es dauerte einen Moment bis er begriff, fassungslos blickte er erst auf seine Wunderwaffe, die Ihn soeben im Stich gelassen, dann zu seinem Gegner der ihn jetzt höhnisch angrinste.
Die Axt die sich seitlich in seinen Hals grub, und seine Nackenwirbel brach, sah er dagegen nicht. Und so starb Enbrajoz Graf von Mondragon einsam und unbetrauert auf einer sumpfigen Wiese in einem fremden Land.
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Vorsichtig nahm Fehborn einen Schluck von dem einheimischen Bier. Ein ekelhaftes Gesöff, aber das beste was seine Gastgeber zu bieten hatten. Ein Räuspern, langsam blickte Fehborn auf. Vor im stand der Mann der den Grafen von Mondragon getötet hatte .“Und wie ist es gelaufen Geglarsh“ fragte Fehborn
„Wie Ihr es uns in eurer Prophezeiung verheißen habt, der Anführer unserer Feinde im Zweikampf besiegt, seine Männer geflohen“
„Gut und das Schwert“, fragte der Magier. Geglarsh brachte jetzt ein längliches Bündel hinter seinem Rücken zum Vorschein und reichte es Fehborn. Dieser öffnete es warf einen kurzen Blick auf seinen Inhalt, nickte Geglarsh zufrieden zu und legte die Waffe dann beiseite. "Am besten wäre es ich schmelze es einfach ein“ überlegte er. „Andererseits vielleicht sollte ich es auch aufbewahren, für den nächsten Narren der ein magisches Schwert von mir will.“