Hallo, ich stelle mich vor und hoffe, daß ich jetzt im Empfangssaal bin. Mit Computern habe ich es nicht so. Für mich war der erste Videorecorder, den ich je sah, ein wahres Wunder. Ich stamme eben aus dem tiefen 20. Jahrhundert. Daher meine Selbstbezeichnung. 20thcenturyman.
Da mein Beruf nur manchmal interessant, des Öfteren aber auch recht öde sein kann, habe ich zum Ausgleich immer viel Fantasy und Science Fiction gelesen und gesehen.
Wie bei vielen anderen steigerte sich das in Corona-Zeiten erheblich. Netflix wurde leer geschaut. Mit der Nebenwirkung, daß ich langsam begann, die Machart der Filme und Serien zu verstehen. Es wurde langweilig.
Da kam mir die Idee für eine eigene Geschichte. Wie wäre es mit einer Stadt, in der das Zeitalter der Aufklärung angebrochen ist? Man glaubt nicht mehr an Magie. Es zählen nur Vernunft und Wissenschaft.
Ärgerlicherweise halten sich aber Reste des alten Aberglaubens bei den Leuten. Immer noch werden Häuser gemieden, in denen angeblich Geister umgehen sollen.
Genau dieser Häuser bedienen sich die Aufklärer, um der Jugend der Stadt endgültig jeglichen Glauben an Übernatürliches auszutreiben. Sie statten die Gebäude mit Installationen aus, die gefakte Spuk- und Magieerscheinungen produzieren. Dabei bedienen sie sich raffinierter Illusionistentechniken
Das nennen sie Vernunftprüfung, der sich alle Schüler der Abschlussklassen unterziehen müssen. Wer vor den falschen Gruselerscheinungen schreiend davon läuft, ist durchgefallen und muß die Klasse wiederholen. Die volle Punktzahl erhalten diejenigen, die die Tricks durchschauen.
Daraus ergibt sich die Anfangsszene: Die Schüler stehen vor dem entsprechenden Gebäude. Am Himmel steht ein tiefroter Blutmond. In der gleichen Farbe haben die Lehrer zwei Fenster erleuchtet, so daß der Eindruck von Augen entsteht, die die Schüler anstarren. Die Pädagogen wissen, wie man für Stimmung sorgt. Die Schüler warten nervös auf Einlass.
Aber hat das Schulamt recht? Gibt es wirklich keine Magie? Und wenn doch? Darüber war ich mir selber nicht im Klaren. Ich hatte nur diese Szene. Weswegen ich mich auch für einen der Schüler als Ich-Erzähler entschied. So muss ich nicht alles wissen in der Art "Es war im Siebten Zeitalter, 3000 Jahre nach ... und so weiter. Mein Ich-Erzähler ist zwar nicht dumm, neigt aber zum Fachidiotentum. In seinem Spezialgebiet - der Bereitung von Heilmitteln und Drogen - weiß er Bescheid. Sein Spitzname lautet daher "Kräuter". Ansonsten hält sich seine Bildung in engen Grenzen.
Und dann fing ich einfach an zu schreiben, ohne einen Plan, wohin mich diese Geschichte führen würde.
Ich würde sie hier gerne vorstellen, weiß aber, daß ich vorher zehn Beiträge bringen muss. Das dürfte kein Problem sein. Bei dem, was ich in 64 Lebensjahren alles gelesen und mir angesehen habe!